Wie sich die Waljagd in Japan auswirken wird

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Japan,

Japan startet den kommerziellen Walfang nach 30 Jahren erneut. 227 Wale stehen auf der Todesliste – doch nicht bei allen muss das problematisch sein.

Das Wichtigste in Kürze

  • 1986 erliess die Internationale Wahlfangkommission ein Moratorium zum Schutz der stark dezimierten Bestände.
  • Japan ist nun ausgetreten und nimmt den kommerziellen Walfang wieder auf. Lokale Walpopulationen kann dies gefährden.
  • 227 Tiere sollen gejagt werden, darunter auch der vom Aussterben bedrohte Seiwal.

Japan tat es zwar schon länger, nun ist es aber offiziell: Wale jagen. Das Land ist seit Sonntag nicht mehr Teil der Internationalen Walfangkommission (IWC) und muss sich deshalb auch nicht mehr an das Moratorium halten, das die Meeressäuger unter Schutz stellt. Für Japan heisst das lediglich, dass es die Waljagd nicht mehr unter dem Deckmäntelchen der Forschung verstecken muss. Gejagt wird nicht mehr in der Antarktis, sondern an den eigenen Küsten. 227 Wale hat das Fischereiministerium freigeben – die «Wissenschaftler» durften jeweils 330 Wale erlegen. Auf der Todesliste stehen 25 Seiwale, 52 Zwergwale und 150 Brydewale. Als vom Aussterben bedroht gilt allein der Seiwal, 50 000 Exemplare soll es laut Zählungen noch geben. Die Bestände der anderen beiden Arten sind stabil oder gar ansteigend.

Stimmt es also, wie Japan propagiert, dass die Waljagd kein Problem darstellt? Holger Auel, Meeresbiologe am Marine Ecology Center for Research der Universität Bremen, relativiert. Ob die Jagd die Tiere gefährde, hänge von zwei Faktoren ab. Erstens von der Reproduktionsrate einer Art: Bei Säugetieren ist diese generell tief. Der Seiwal zum Beispiel bringt alle zwei oder drei Jahre ein Jungtier zur Welt. Im Vergleich zu Fischen, die Millionen von Eiern legen, ist das ein Schneckentempo. Zudem müssen andere Todesursachen bedacht werden: Wale kommen unter Schiffen um oder werden von Krankheiten dahingerafft. Um die Wale nicht zu gefährden, muss die Fangquote also weit unter ihrer Reproduktionsrate liegen.

Zweitens kommt es darauf an, ob man die globalen oder lokalen Populationen im Blick hat. «Es kann sein, dass ein globaler Bestand die Jagd tolerieren könnte, ein lokaler aber nicht.» Die Jagd könnte also dazu führen, dass die Populationen in gewissen Gebieten aussterben – was das Ökosystem komplett verändern würde. Und die Geschichte zeigt, dass dezimierte Bestände Jahrzehnte brauchen, um sich zu regenerieren. Gewisse Arten und Populationen haben sich von den Walfangorgien des 20. Jahrhunderts bis heute nicht erholt. Allerdings ist die Jagd angesichts Überfischung, Lärmverschmutzung und Klimawandel nicht die grösste Gefahr für die Meeressäuger.

Wenn aber nachhaltig gejagt würde – also weniger, als nachwachse – dann spreche aus wissenschaftlicher Sicht grundsätzlich nichts gegen Walfang. Ob es ethisch vertretbar sei und wirtschaftlich Sinn mache, sei allerdings eine andere Frage. 

Beim japanischen Walfang geht es jedoch kaum ums Geschäft, sondern um die Rückbesinnung auf Traditionen. 

Was in der hitzigen Diskussion um den Walfang sowieso oft vergessen geht: Nicht Japan ist die gefährlichste Nation für Wale, sondern Dänemark. Auf den autonomen Färöer Inseln werden jährlich rund 800 Wale geschlachtet. Noch mehr Wale gibt die norwegische Regierung jeweils zur Jagd frei: 1278 Tiere pro Saison. Dass in Norwegen letztes Jahr aber nur 434 Tiere tatsächlich erlegt wurden, zeigt vor allem eines: Auch Traditionen können aussterben.

Initiated by Gebert Rüf Stiftung

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