Wirbel in Saas Fee VS: Was machen Bagger auf dem Gletscher?
Skifahrer runzeln die Stirn: Auf dem Gletscher in Saas-Fee laufen Bagger-Arbeiten. Wird da etwa der Gletscher abgetragen? Experten erklären.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Skigebiet Saas-Fee laufen Bagger-Arbeiten.
- Es entsteht Skifahrer-Geflüster am Pistenrand: Spuren führen zu einer Gletscherwand.
- Gerüchte, dass am Gletscher gebaggert wird, weist das Skigebiet aber deutlich von sich.
- Auch Glaziologen nehmen das Skigebiet in Schutz.
Was machen Bagger auf einem Gletscher?
Rund um den Panoramalift im Skigebiet Saas-Fee VS kam es zuletzt zu Gerüchten und Pistengeflüster.
Der Längfluh-Lift führt auf einer beträchtlichen Länge von deutlich über zwei Kilometern, mehrheitlich auf dem Unteren Fee-Gletscher. Mit dem Bügel kommt man von 2870 auf 3170 Meter über Meer.
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Links und rechts des Lifts befinden sich Raupen-Spuren. Es stehen Bagger herum. Und Spuren führen auch zu einer steil aufhörenden Gletscherwand.

Am Ende des Panoramalifts wird in einer Gruppe Skifahrer folgende These in den Schnee gestellt: «Die Gletscher bewegen sich in Richtung der Piste. Und die Bagger sind dazu da, dass man abbaggern kann, wenn die Gletscherwand in die Quere kommt.»
Tatsächlich? Nau.ch hakt beim Skigebiet nach – und die Bergbahnen Saas-Fee schicken das Pisten-Gerücht ganz schnell zurück in die Walliser Alpen ...
Saas-Fee braucht Bagger für Liftarbeiten
«Das Eis wird nicht von der Gletscherwand entfernt. Die Bagger werden ausschliesslich dazu benutzt, um Liftarbeiten durchzuführen. So müssen die Lifte beispielsweise wegen der Gletscherbewegung geschoben werden.»
Technisch bedeutet das: Die bergseitige Umlenkstation und zehn der insgesamt zwölf Stützen wurden als schwimmende Konstruktionen ausgeführt.
Wenn sich der Gletscher also bewegt, können die «Pendelstützen» in Längsrichtung pendeln. Um zu schieben, braucht es die Bagger.
Doch warum bewegt sich ein Gletscher überhaupt?
Ganz genau «fliesst» ein Gletscher, präzisiert der Schweizer Glaziologe Daniel Farinotti. Er unterrichtet seit Jahren an der ETH Zürich und forscht an der WSL in Sion.
Glaziologe erklärt: Darum fliesst der Fee-Gletscher zehn Meter im Jahr
«Gletscher fliessen aufgrund der Eisdeformation, die ihrerseits durch die Schwerkraft angetrieben wird.»
Oder vereinfacht gesagt: Ein Gletscher verhält sich «wie Honig, den man über ein schräges Brett giessen würde».
Wie weit ein Gletscher im Jahr fliesst, komme auf die Dicke und die Neigung an, erklärt Farinotti. «Für den Feegletscher würde ich an seinen dicksten Stellen Bewegungen in der Grössenordnung von zehn Metern pro Jahr erwarten.»

Zurück zu den Baggern. Für Farinotti ist die Aussage von Saas Fee glaubhaft.
«Wenn die Bergbahnen behaupten, dass sie die Gletscherwand nicht bearbeiten, sehe ich anhand der Bilder keinen Grund, dies anzuzweifeln.»
Was feststehe, ist: Die Pistengebiete werden stark präpariert.
«Dem Gletscher ist es egal, wenn man etwas Eis verschiebt»
Dem schliesst sich Klima-Forscher Reto Knutti von der ETH an. «Dass bei Pisten und Masten auf dem Gletscher gewisse Arbeiten nötig sind, um die Sicherheit zu gewährleisten, ist naheliegend.»

Und sowieso: Eingriffe in Gletschern – falls sie wie etwa in Zermatt gemacht werden – würden zwar medial Beachtung finden.
«Aber grundsätzlich ist es dem Gletscher egal, wenn man etwas Eis verschiebt. Das richtet wie die künstliche Beschneiung umweltmässig keinen Schaden an.»
Es sei vielmehr eine grundsätzliche Frage, ob man in «solchen Gebieten» Skifahren will.
«Indem man das tut, nimmt man Bahnen, Pisten und Infrastruktur als Eingriffe in die Natur in Kauf. Wer solche Eingriffe in die Natur nicht will, der sollte konsequent sein und dort nicht Ski fahren», schliesst Knutti.