Einheitlichere Grippeviren machen Impfstoff-Entwicklung einfacher
Dank den Corona-Massnahmen wurden auch die Grippeviren weniger übertragen. Zwei davon sollen sogar verschwunden sein. Das macht nun die Grippeimpfung einfacher.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch die Grippeviren wurden dank den Corona-Massnahmen weniger übertragen.
- Zwei davon sogar so wenig, dass sie seit über einem Jahr verschwunden sind.
- Die Zusammenstellung von Grippeimpfungen wird dadurch nun viel einfacher.
Die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus haben auch den Grippeviren die Ausbreitung schwer gemacht. Letztes Jahr gab es nicht nur die niedrigste Übertragungsrate der Grippe in der Geschichte. Einige der Viren könnten nun laut «Statnews» sogar ausgestorben sein. Das macht die Entwicklung und Herstellung von Grippeimpfungen deutlich einfacher.
Die Grippe hat viele Subtypen
Die Grippe ist komplexer, als man vielleicht denkt. Es werden zwei Hauptfamilien unterschieden – die Influenza A und Influenza B. Die erste Gruppe hat wiederum zwei Subtypen, die H1N1 und H3N2, welche sich momentan unter Menschen ausbreiten. Innerhalb dieser Subtypen gibt es erneut Subklassifikationen, auch Kladen genannt.
Die Gruppe B hat keine Subtypen, sie wird jedoch in zwei Linien aufgeteilt, die B/Victoria und B/Yamagata. Eine Grippeimpfung ist heutzutage deshalb normalerweise vierwertig: Das heisst, sie enthält Wirkstoffe gegen die beiden Grippe-B-Viren als auch die beiden Subtypen von Gruppe A.
Vor rund acht Jahren begann sich einer der Subtypen der Influenza-A-Viren plötzlich zu verändern. Der H3N3 bildete immer mehr Kladen, welche immer weiter auseinanderdrifteten. Das machte die Auswahl der Wirkstoffe in der Grippeimpfung sehr schwer. Denn zweimal im Jahr muss entschieden werden, welche Antikörper in die Impfung aufgenommen werden sollen.
Dabei wird gehofft, dass dieser Virus dann auch der dominante in dieser Wintersaison sein wird. Falls nicht, erweist sich die Impfung grösstenteils als nutzlos. Deshalb wurde daran gearbeitet, die quadrivalenten Impfstoffe noch auszuweiten. Doch nun könnte bereits ein trivalenter Impfstoff wieder ausreichen.
Corona liess zwei Viren verschwinden
Als unerwartete Nebenwirkung der Pandemie wurde nun die Vielfalt der Grippeviren überschaubarer. Denn eine der H3N2-Kladen und die Linie B/Yamagata sind seit über einem Jahr verschwunden. Seit letztem März wurden sie nicht mehr in die internationale Datenbank zur Überwachung der Evolution von Grippeviren (GISAID) eingetragen.
«Ich denke, es besteht eine anständige Chance, dass es weg ist. Aber die Welt ist ein grosser Ort», meint Biologe Trevor Bedford dazu. Auch andere Wissenschaftler sind vorsichtig mit Feiern. Diese Viren könnten immer noch an Orten zirkulieren, wo Massnahmen wie das Masken-Tragen und soziale Distanzierung nicht angewendet wurden.
Aber die verringerte Grippe-Übertragung könnte tatsächlich zu einer erheblichen Verkleinerung des Pools menschlicher Grippeviren geführt haben. Das Ausmass und die Dauer dieser Veränderung würde sich laut Richard Webby vom WHO erst noch zeigen. Denn so etwas habe man noch nie gesehen. Aber eins steht für ihn fest – «das ist eine tolle Sache».