Gemeinde dreht eigene Tatort Filme
Die Gemeinde Wislikofen produziert eigene kurze Tatort-Folgen. Professionell sollen sie nicht werden, im Vordergrund stehen der Spass und die Freude am Mittmachen.
Die Produktionskosten eines schweizerischen Tatorts im Fernsehen betragen rund 2 Millionen Franken und, unter uns, manche dieser eineinhalb Stunden sind nicht berauschend. Für unseren Tatort Wislikofen, der etwa 20 bis 30 Minuten lang ist, stellt niemand irgendetwas in Rechnung und er bringt allen viel mehr Spass. Technisch sind die Videos, für die die Gemeinde einen eigenen Youtube Kanal eingerichtet hat, weit von Perfektion entfernt, aber wen kümmert das schon. Wir wollen Spass dabei haben.
In den ersten fünf Folgen, die jeweils am Schluss der Gemeindeversammlung und vor dem Apéro gezeigt werden, haben 60 Personen aus Wislikofen und anderen Gemeinden mitgemacht, alle irgendwie schauspielerische Naturtalente und mit grossem Engagement dabei.
Das Drehbuch ist in Hochdeutsch geschrieben, aber im Film wird Schweizerdeutsch gesprochen. Die Schauspieler schauen sich den Text kurz an und reden los. Dabei wird der Text oft verändert aber, er ist immer besser als das Original. Die meisten Szenen werden auch nur gerade einmal gedreht, so fokussiert spielen alle mit. Es geht um einen Mord in der Propstei, bei dem der Gärtner, der ja immer der Mörder ist, überführt wird. Die Konkurrenz zweier Metzger gipfelt in haarsträubenden Anschuldigungen, die mit Hilfe von Prostituierten konstruiert werden. Eine Eifersucht unter Senioren gipfelt in einem Erhängten in der kleinen Mellstorfer Kapelle. International operierende Viehdiebe bringen das Dorf in helle Aufregung und schliesslich, im letzten Tatort, werden kriminelle Machenschaften im Rahmen der Gemeindefusion vermutet.
Drei Figuren bleiben in allen Folgen gleich: der Inspektor, gespielt von Klaus Laube, der Dorfpolizist mit Heiri Rohner und der Geist des Abtes Blasius, dessen Grabstein in der Propstei zu finden ist und der bei der Aufklärung der Fälle immer eine entscheidende Rolle spielt.
Der letzte Tatort der Serie ist jetzt in Produktion und wird an der Sommergemeinde gezeigt. In allen vorherigen Tatorten, in denen der Geist des Abtes Blasius mitspielte, kam auch ein roter Damenslip ins Spiel. Was dieser Slip mit dem ehrwürdigen Abt zu tun hat, werden wir dann sehen. Es wird ein Historienkrimi, der das Leben des Abtes (teilweise in künstlerischer Freiheit leicht abgewandelt) zeigt, ein schauerliches Leben.
Neben all den Schauspielern treten auch bekannte Persönlichkeiten auf: Bundesrat Hans-Rudolf Merz, Bundesrätin Doris Leuthard, Präsident Donald Trump, Präsident Vladimir Putin, Präsident Kim Jong Un aus Nordkorea und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wir haben sie nicht gefragt, weil die Gagen zu hoch waren, aber sie haben auch nicht protestiert.
Mit der letzten Folge geht die Tatort-Serie zu Ende. Der Spass allerdings geht weiter mit neuen als auch erprobten Schauspielern: politisches Kabarett mit lokalen Themen.