Tagebucheinträge: Nawalny sah Tod in Haft voraus
Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny (†47) ging fest davon aus, in Haft zu sterben. Dies zeigen nun veröffentlichte Tagebucheinträge des Kremlkritikers.
Das Wichtigste in Kürze
- Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny rechnete mit dem Tod im Straflager.
- Das neue Buch «Patriot» basiert auf den Tagebuchaufzeichnungen Nawalnys.
- Der Kremlkritiker beschreibt im Buch den harten Alltag im Gefängnis.
Alexej Nawalny rechnete mit seinem Tod im Straflager. Dies geht aus seinen posthum veröffentlichten Memoiren hervor.
Der Oppositionsführer schrieb im März 2022 in sein Tagebuch, dass er nicht mehr in Freiheit leben werde: «Ich werde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen und hier sterben».
Die Aufzeichnungen bilden die Grundlage für das Buch «Patriot», das am 22. Oktober erscheint und aus dem der «New Yorker» vorab zitierte. Darin beschreibt der Russe den harten Alltag hinter Gittern und seine Gedanken zur politischen Lage in Russland.
Sieben Stunden an der Nähmaschine
Sein typischer Tag beginne demnach laut Nawalny um 6 Uhr morgens. Ab 6:40 Uhr arbeite er sieben Stunden auf einem zu niedrigen Hocker an einer Nähmaschine.
Anschliessend müsse er stundenlang auf einer Holzbank unter Putins Porträt sitzen. Der Inhaftierte bezeichnete dies als «disziplinarische Tätigkeit».
Trotz der harten Bedingungen bleibe er seinen Überzeugungen treu. Er betont, dass man für seine Prinzipien einstehen und notfalls Opfer bringen müsse.
Beweise für gezielte Ermordung von Nawalny?
Laut «Spiegel» deuten neue Erkenntnisse auf eine gezielte Tötung hin. Es gebe Beweise, die eine vorsätzliche Ermordung nahelegen, die Spuren führten direkt in den Kreml.
Nawalnys Witwe Julia kündigte an, den Kampf ihres Mannes fortzuführen und rief dazu auf, Druck auf das russische Regime auszuüben. Die Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung des Todesfalls werden lauter.
Ein Leben für die Opposition
Alexej Nawalny galt als Russlands bekanntester Oppositionspolitiker und schärfster Kremlkritiker. Er deckte unter anderem Korruption auf und organisierte landesweite Proteste gegen Machthaber Wladimir Putin.
2020 überlebte er einen Giftanschlag, für den er den Kreml verantwortlich machte. Nach seiner Genesung in Deutschland kehrte Nawalny 2021 nach Russland zurück.
Er wurde sofort verhaftet und zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Am 16. Februar 2024 starb Nawalny unter ungeklärten Umständen im Straflager.