Tochter von Wernher von Braun rechtfertigt NS-Laufbahn

Die Tochter von Wernher von Braun, Margrit, hat die NS-Vergangenheit ihres Vaters gerechtfertigt.

Das Wichtigste in Kürze

Wernher von Braun und andere Forscher hatten für Adolf Hitler die Rakete V2 entwickelt.
Nach dem Krieg zog von Braun mit seiner Familie nach Amerika.
Dort arbeitete er für die NASA.
Margrit von Braun spricht nun über die NS-Laufbahn ihres Vaters.

Wenn Margrit von Braun an ihre Kindheit denkt, bedauert sie vor allem eines: Ihren Vater nicht intensiver nach seinen Erinnerungen an den Start der Apollo-11-Mission vor 50 Jahren gefragt zu haben. Doch auch über die NS-Vergangenheit des Vaters herrschte Schweigen in der Familie.

«Als Kind war er für mich einfach mein Vater», sagt Margrit von Braun. «Als Erwachsene frage ich mich rückblickend oft, warum haben wir nicht besser aufgepasst, ein Tagebuch geführt oder Notizen gemacht?»

Siegermächte rissen sich um Forscher

Nach dem Zweiten Weltkrieg rissen sich die Siegermächte USA und Sowjetunion um deutsche Forscher wie Wernher von Braun. Diese hatten für Adolf Hitler die Kriegsrakete V2 entwickelt.

Im September 1945 wurden sie, zunächst ohne ihre Familien, in die USA gebracht. Margrit von Braun wurde 1952 geboren, acht Jahre später wurde das Raketenzentrum der US-Raumfahrtbehörde NASA übergeben. Ihr Vater wurde Leiter des neuen Marshall Space Flight Center.

Margrit von Braun hatte normale Kindheit

Dennoch veränderte sich das Leben dadurch kaum, erzählt sie: «Ich hatte eine ganz normale Kindheit, als ich aufwuchs.» Die Familie lebte in einem vorwiegend von gebürtigen Deutschen bewohnten Viertel von Huntsville.

Zuhause sei sowohl Deutsch als auch Englisch gesprochen worden, sagt Margrit von Braun. Dennoch habe sie sich nie als «Deutsch-Amerikanerin» bezeichnet. «Ich habe mich immer zuerst als Amerikanerin verstanden.»

Wernher von Braun konnte sich NS-Regierung nicht entziehen

1937 trat Wernher von Braun in die NSDAP ein. In Peenemünde an der Ostsee übernahm er die Leitung für das V2-Programm. Tausende Zivilisten und Soldaten wurden getötet, als die Deutschen mit den Langstreckenraketen London und Antwerpen beschossen. Bei der Produktion der Waffen starben noch mehr Zwangsarbeiter des NS-Regimes.

Doch Brauns Tochter vertritt die klare Meinung, dass die Akteure damals letztlich keine Wahl gehabt hätten. Sie konnten sich den Anforderungen der NS-Regierung nicht entziehen. In Demokratien wie den USA sei dies anders und den dort Lebenden schwer zu vermitteln.