Kanada legalisiert das Kiffen. Ab Morgen ist das Erwerben und Konsumieren auch für den Freizeitkonsum legal. Dem Land erschliesst sich damit ein riesiger Markt.
Legales Cannabis
Ein Shop mit einer Auswahl an verschiedenen Cannabis-Sorten. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kiffen ist in Kanada ab morgen ab 18 und 19 Jahren erlaubt.
  • Der Staat will so den illegalen Cannabis-Markt austrocknen.
  • Zudem erhofft sich das Land Steuereinnahmen und Jobs.
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Ab Morgen Mittwoch ist Kanada ein Kifferparadies, denn ab dann ist das Konsumieren von Cannabis im flächenmässig zweitgrössten Land der Welt erlaubt. Und zwar nicht nur für medizinische Zwecke, sondern auch für den Freizeitkonsum. Heisst: das Kaufen, Besitzen und Konsumieren von Cannabis ist für alle kanadischen Staatsbürgern über 18 Jahren – in manchen Bundesstaaten ab 19 Jahren – nicht mehr strafbar. 

Nach Uruguay ist Kanada das zweite Land, und das erste der führenden Wirtschaftsnationen, das Cannabis vollständig legalisiert.

Wahlversprechen eingelöst

Es war ein Wahlversprechen des seit November 2015 amtierenden kanadischen Premierministers Justin Trudeau, Cannabis in Kanada zu legalisieren. Nun hat der 46-Jährige, der zugegebenermassen selbst ein paar Mal Haschisch geraucht habe, Wort gehalten.

Kanadas Premierminister Justin Trudeau an einer Pressekonferenz.
Kanadas Premierminister Justin Trudeau an einer Pressekonferenz. - Keystone

Ziel des neuen Gesetzes mit dem Namen «Bill C-45», ist laut der Regierung, den illegalen Markt auszutrocknen. «Es war zu einfach für unsere Kinder, Marihuana zu bekommen – und für Kriminelle, die Profite davon einzusacken», erklärte Trudeau im Juni. Nun werde man «ein System haben, das Cannabis von unseren Jugendlichen fernhält und dem organisierten Verbrechen den Profit nimmt.»

Das Gesetz sieht vor, dass das Cannabis per Bestellung oder in autorisierten Geschäften erworben werden kann. Der persönliche Besitz ist auf 30 Gramm beschränkt. Der Preis wird vom Staat festgelegt und soll pro Gramm knapp zehn kanadische Dollar (rund 7.60 Schweizer Franken) betragen.

Steuereinnahmen und Arbeitsplätze

Mit der Legalisierung will die Regierung nicht nur den Schwarzmarkt austrocknen, sondern ermöglicht dem Land ebenso einen Zugang zu einem Millionenmarkt. Kanada gehört zu den Ländern mit dem höchsten Konsum pro Kopf. Rund viereinhalb Milliarden Franken gab die kanadische Bevölkerung im letzten Jahr für den Erwerb illegalen Marihuanas aus. Heisst: den Unternehmen blühen hohe Gewinne.

Darren Karasiuk, Vizepräsident von MedReleaf – einem lizenzierten kanadischen Cannabis-Produzent – steht in einer Indoor-Hanfplantage.
Darren Karasiuk, Vizepräsident von MedReleaf – einem lizenzierten kanadischen Cannabis-Produzent – steht in einer Indoor-Hanfplantage. - Keystone

Aber auch der Staat will sich ein bedeutendes Stück vom Kuchen abschneiden. Pro verkauftes Gramm soll ein kanadischer Dollar an den Staat gehen. Jährlich sollen so 400 Millionen Dollar eingenommen werden. Zudem erhebt der Staat eine Mehrwertsteuer von 13 Prozent auf Cannabisprodukte. Und schliesslich sollen durch die Legalisierung auch Arbeitsplätze entstehen. Laut Berechnungen wurden in den USA seit der Legalisierung in neun Bundesstaaten knapp 300'000 neue Arbeitsstellen geschaffen.

Noch viel Unsicherheit

Doch trotz der vielversprechenden Aussichten, die sich die kanadische Regierung erhofft, bleiben noch viele Dinge unklar. Etwa, ob die Konsumenten bereit sind für legales Cannabis einen höheren Preis zu bezahlen, als zuvor auf dem Schwarzmarkt. Was dafür spricht, ist, dass legales Gras im Gegensatz zum Schwarzmarktprodukt qualitätskontrolliert sein wird. Trotzdem: ist es zu teuer, wird der Schwarzmarkt weiter florieren. Ist es hingegen zu billig, könnte jemand zum Konsum angeregt werden.

Cannabis
Devin Melnyk, ein Marihuana-Bauer aus Delta, British Columbia, hält geschnittenes Gras in seiner Hand. - keystone

Hinzu kommt, dass die verschiedenen Provinzen bei der Umsetzung des Gesetzes viel Spielraum erhalten. So wollen etwa zwei Provinzen den Eigenanbau nicht erlauben, einigen Provinzen wollen erlauben, dass auch private Anbieter die Droge verkaufen dürfen und in manchen Teilen darf das Cannabis nur zu Hause konsumiert werden. In der Provinz Ontario etwa bleibt der Konsum in der Öffentlichkeit verboten, in British Columbia darf auch in der Öffentlich geraucht werden, aber nur dort, wo das Rauchen erlaubt ist. Zudem variiert das Mindestalter von Provinz zu Provinz.

Hintergrund für diesen Flickenteppich ist ein politischer Kompromiss. Damit Trudeaus Gesetz auch vor den zwei Kammern – dem Senat und dem Unterhaus – standhielt, musste er auf einige Skeptiker zugehen.

Ob Kanada für die «Bill C-45» bereit ist, wird sich zeigen müssen. Klar ist: die grossen Grasfirmen sind es – und der Kampf um die Branche hat bereits begonnen.

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