Chinas Exempel für die Anti Korruptions Kampagne
Interpol-Chef Meng Hongwei verschwand ebenso für einige Zeit vom Erdboden, wie zuvor Schauspielerin Fan Bingbing. Offensichtlich handelt es sich um Exempel.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Schauspielerin Fan Bingbing, verschwindet auch Interpol-Chef Meng Hongwei.
- Beide tauchen nach einiger Zeit wieder auf.
- Handelt es sich bei beiden Fällen um ein Exempel der chinesischen Behörden?
Letzte Woche sorgte sein Verschwinden für Aufruhr: Der Präsident der internationalen Polizeiorganisation Interpol, Meng Hongwei, war seit Ende September wie vom Erdboden verschluckt. Laut Angaben war Meng am 29. September von Frankreich nach China gereist. Seitdem fehle von ihm nach Angaben seiner Frau jede Spur. «Er ist nicht in Frankreich verschwunden», betonte ein Ermittler der französischen Justiz.
Dann die erlösende Nachricht: Meng ist wohlauf. Wird aber wegen mutmasslicher Korruption in China festgehalten. Die chinesische Behörde für Korruptionsbekämpfung teilte am Montag (Ortszeit-Peking) mit, sie habe Ermittlungen gegen Meng wegen des «Verdachts auf Gesetzesverstösse» aufgenommen. Daraufhin gibt Interpol am Sonntag (Ortszeit-Lyon) den sofortigen Rücktritt ihres verschollenen Präsidenten bekannt.
Erster Chinesischer Interpol-Chef
Meng war 2016 an die Spitze der Polizeiorganisation gewählt worden – als erster chinesischer Regierungsvertreter. Zuvor war der studierte Jurist Meng in China stellvertretender Minister für öffentliche Sicherheit in Peking. Seine Wahl wurde als Zeichen bewertet, dass China seine Anti-Korruptions-Kampagne auch auf das Ausland ausweiten wollte. Aber auch Bedenken von Menschenrechtsorganisationen kamen auf, dass Peking Interpol nutzen könnte, um Dissidenten und Geflohene im Ausland festzunehmen.
Fall Fan Bingbing
Der Fall um den verschollenen Interpol-Präsident ähnelt insgeheim dem Fall um die Filmschauspielerin Fan Bingbing. Auch der chinesische Superstar («Iron Man 3», «X-Men: Zukunft ist Vergangenheit») war über Monate hinweg spurlos verschwunden. Dann, nach fast vier Monaten, taucht die 37-Jährige wieder auf – und liefert eine Erklärung für ihr Verschwinden.
Sie war in einem chinesischen «Ferienlager». Diese disziplinarische Massnahme wurde ihr aufgebrummt, weil sie «vergessen» hatte, dem chinesischen Finanzamt 127 Millionen Franken an Steuern und Bussen zu bezahlen.
Anti-Korruptions-Kampagne
Nun ist mit Meng zum zweiten Mal ein bekannter und international vernetzter chinesischer Bürger von den chinesischen Behörden vorgeführt worden. Es scheint, als ob Chinas Behörden für ihre Anti-Korruptions-Kampagne medienwirksam Exempel statuieren. Andere berühmte «Betrüger» werden sich dies wohl über kurz oder lang zu Herzen nehmen – der eine oder andere wird von selbst bei den Behörden antanzen, damit er nicht plötzlich auch spurlos verschwindet.
Dass die chinesischen Behörden bei ihren Exempeln an allen chinesischen Celebrities, die es mit ihren Finanzen nicht so genau nehmen, auf das Mittel der Freiheitsberaubung setzen, ist ihnen sichtlich egal. Ob sie damit aber Erfolg haben werden, bleibt offen.