Darum liegen USA bei Coronavirus-Fällen neu an der Spitze
Das Wichtigste in Kürze
- Die USA haben mehr Coronavirus-Fälle als China.
- US-Präsident Donald Trump will das Land in Risiko-Zonen einteilen.
- Der US-Regierung droht die Krise vollends zu entgleiten.
Vor rund einer Woche waren es in den USA noch total 8800 bestätigte Fälle des Coronavirus mit insgesamt 149 Todesfällen. Nun sind die Fallzahlen rasant angestiegen.
Die Zahlen der Johns Hopkins Universität sprechen von insgesamt über 85'900 Fällen und 1296 Toten (Stand 27. März, 8 Uhr). Davon 365 Tote alleine in der Metropole New York City.
Damit haben die Vereinigten Staaten mehr nachgewiesene Fälle als China mit über 81'700 bestätigten Covid-19-Ansteckungen. Ist die USA damit der neue globale Krisenherd?
Deutlich mehr Tote in Italien
Die Zahlen der Infizierten sind schwierig zu interpretieren und sind ohnehin mit Vorsicht zu geniessen. Denn klar ist: Es kann nur so viele bestätigte Fälle geben, wie auch getestet wird. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Coronvirus-Tests dürfte sich die Zahl der durchgeführten Tests in der letzten Woche deutlich gesteigert haben. Darum auch mehr nachgewiesene Fälle.
Die Zahlen der verstorbenen Personen zeigen dem gegenüber ein anderes Bild. Da liegt China mit 3291 Toten (3169 davon alleine in der Provinz Hubei) noch deutlich vor den USA. Italien mit 8215 Toten bei 80'500 positiv getesteten Personen führt die tragische Liste deutlich an.
Das kann heissen, dass die Sterblichkeitsrate in Italien viel höher ist, als in den USA oder China. Möglich ist auch, dass die Dunkelziffer der infizierten Personen in Italien weit über den positiv getesteten Fällen liegt - also insgesamt viel weniger getestet wurde. Was kein Wunder wäre, bei dieser prekären Situation in unserem südlichen Nachbarland.
Kann auch heissen, dass China seine Zahlen nicht so transparent veröffentlicht, wie andere Länder. Und wahrscheinlich heisst es auch, dass die Todeszahlen in den USA, wie fast überall, noch markant ansteigen werden.
Präsident Trump im Dilemma
Trump selbst sieht sich derzeit in einem Dilemma. Denn einerseits drohen den United States neue Brandherde - etwa in Detroit, Chicago und LA.
Oder wie es der Bürgermeister von Los Angeles Eric Garcetti sagt: «Iran war das neue China, Italien war das neue Iran, Spanien war das neue Italien. New York ist das neue Spanien. Los Angeles könnte das neue New York werden.»
Tausende oder gar Millionen könnten sich in den USA noch am Coronavirus anstecken. Gleichzeitig haben sich, seit die Regierung die Wirtschaft quasi stillgelegt hat, über 3,28 Millionen Amerikaner für Arbeitslosenunterstützung angemeldet.
Trump macht gute Miene zum bösen Spiel und versucht die Eskalation der nationalen Krise herunterzuspielen. Er äusserte die Hoffnung, dass der Albtraum nicht «viel länger» andauern würde. Und wählt gleichzeitig den Spagat zwischen Coronavirus-Schutzmassnahmen und wirtschaftlichem Weitermachen.
Donald Trump: «Müssen wieder an die Arbeit»
«Wir müssen wieder an die Arbeit gehen. Unsere Leute wollen arbeiten. Sie wollen zurückgehen. Sie müssen zurückgehen» so Trump gegenüber Reportern.
«Dies ist ein Land, das darauf aufgebaut wurde, es zu schaffen, und unsere Leute wollen zurück an die Arbeit gehen. Ich höre - ich höre es laut und deutlich von allen.»
Gemäss «CNN» plant der Präsident nun das Land in geographische Risikozonen mit «hohem, mittlerem und niedrigem Risiko» einzuteilen, in denen jeweils angepasste Massnahmen gelten sollen.
Dies scheint ob der Grösse des Landes eine plausible Strategie zu sein. Zumal der amerikanischen Wirtschaft mit dem Lockdown ein ähnlich bedeutendes Desaster droht.
Die grösste Gefahr droht aber vom Präsidenten selbst. Seine bisherige Kommunikation während der Corona-Krise war alles andere als souverän. Er verkannte zunächst die Gefahr des Virus und tat es als Hysterie der Demokraten ab.
Erst spät reagierte er mit dem Lockdown. Die Kritik, dass Trump der Krise nicht gewachsen sei, wird immer lauter.
Die Regierung von Trump droht ihre Glaubwürdigkeit bei der Bevölkerung zu verspielen. Dann könnte der Regierung die Krise vollends entgleiten. Und was das bedeutet, zeigt das Beispiel Iran.