So macht Donald Trump Präsident Erdogan den Hof
Donald Trump hat Recep Tayyip Erdogan im Weissen Haus empfangen. Für viele US-Politiker bleibt ein schaler Nebengeschmack.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestern war der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan im Weissen Haus zu Besuch.
- Die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei sind derzeit schlecht.
- Donald Trump selbst ist «ein grosser Fan» von Erdogan.
In den USA dreht sich derzeit alles um die Hearings zum Impeachment-Verfahren gegen Donald Trump. Die Liveschaltung ist ein Quotenhit. Den Präsidenten selbst scheint dies aber wenig zu beeindrucken.
Er bebauchpinselt lieber den umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Und dies in einer Zeit, in der die beiden Länder das Heu nicht auf derselben Bühne zu haben scheinen.
Donald Trump: «Bin ein grosser Fan»
Gestern Mittwoch war Erdogan in Washington eingetroffen. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz meinte Trump freundschaftlich: «Ich bin ein grosser Fan des Präsidenten.» Erdogan nannte Donald Trump wiederum «mein geschätzter Freund».
Also doch nicht alles im Eimer zwischen den beiden Staaten? Jedenfalls nicht zwischen Trump und Erdogan – wie es scheint. Trump meinte offen, er hoffe, dass die beiden Länder ihre Differenzen beseitigen können.
Gleichzeitig meinte er, den Handel zwischen den Ländern um ein vierfaches steigern zu wollen. Dies wäre «grossartig für die Türkei und grossartig für uns».
Doch viele US-Politiker sehen die Beziehungen nicht so rosig. Im Repräsentantenhaus werden derzeit Sanktionsmassnahmen gegen die Türkei ausgearbeitet. Dies auch wegen der türkischen Invasion in Nordsyrien.
Darüber streiten sich die USA und die Türkei
Nachdem Trump seine Truppen an der syrisch-türkischen Grenze abgezogen hatte, sind Erdogans Truppen gegen die Kurden in der Region aufmarschiert. Ebendiese Kurden haben zuvor den USA im Kampf gegen den Islamischen Staat als Bodentruppen vor Ort gedient.
Zehntausende Kurden mussten fliehen, hunderte IS-Kämpfer entkamen aus Gefängnissen. Der Einmarsch der Türkei sorgte für weltweite Kritik. Und auch Donald Trump kriegte Schelte wegen des Abzugs seiner Soldaten. Nicht nur von der demokratischen Opposition, sondern ebenso von zahlreichen eigenen republikanischen Abgeordneten.
Sanktionen werden auch gefordert, weil die Türkei am Kauf der russischen Abwehrraketen des Typs S-400 festhalten will. Dass ein Nato-Partner Rüstungsgüter von Russland kaufen will, stösst dem Nato-Mitglied USA vor den Kopf. Doch Erdogan ist da unnachgiebig.
Auf der anderen Seite ärgert sich der türkische Präsident über den US-Kongress. Dieser hat Ende Oktober die Tötung von 1,5 Millionen Armeniern während des Ersten Weltkrieges als Völkermord bezeichnet. Für Erdogan eine Verletzung der türkischen Nation.
Und dann ist da noch Gülen. Erdogan sieht den in den USA lebenden türkischen Geistlichen als Drahtzieher hinter dem Putschversuch im Juli 2016. Die Amis wollen ihn partout nicht ausliefern. Für Erdogan «inakzeptabel»: Er habe Trump nochmals einen Stapel an Dokumenten übergeben, welche die Schuld von Gülen beweisen sollen.
Unbehagen bleibt
Was am Ende des Treffens alles vereinbart wurde, ist nicht bekannt. Konkrete Massnahmen erwähnt das Weisse Haus nicht. Was bleibt, ist das Unbehagen bei vielen US-Politikern. Das Unbehagen darüber, dass das Weisse Haus den starken Mann hofiert.