180'000 Kindern zusätzlich droht wegen Corona der Hungertod
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Krise treibt Millionen Menschen in extreme Armut.
- 180'000 Kindern zusätzlich unter fünf Jahres könnten verhungern.
- Die Zahlen könnten auch höher liegen, warnen die Autoren der Studie.
Durch die verheerenden Corona-Folgen drohen in diesem Jahr fast 180'000 Kindern unter fünf Jahren zusätzlich zu verhungern. Das berichten Derek Headey vom US-Entwicklungspolitik-Institut IFPRI und Kollegen in einer Studie am Dienstag in der Fachzeitschrift «The Lancet».
Die Wissenschaftler haben dafür verschiedene Szenarien analysiert. Sie gehen im günstigsten Fall von 111'000 zusätzlichen Todesfällen bei Kindern unter fünf Jahren aus. Im schlimmsten Fall von 178'000.
Die Zahlen könnten auch noch höher liegen, warnen die Autorinnen und Autoren. Denn es wisse noch niemand, wie lange sich die Krise hinzieht. Die Gesundheit der Kinder sei auch dadurch bedroht, dass wichtige Gesundheitsdienste wegen der Pandemie nicht funktionieren. Dazu gehören etwa die Behandlung kranker Kinder und Impfungen.
Extreme Armut wegen Corona-Krise
Vor der Corona-Krise seien nach Schätzungen 47 Millionen Kinder unter fünf Jahren mittel bis schwer unterernährt gewesen, heisst es. Durch Ausgangsbeschränkungen und Wirtschaftseinbrüche würden 140 Millionen Menschen zusätzlich in extreme Armut getrieben.
Sie müssen am Tag pro Person mit weniger als 1,90 Dollar auskommen. Daraus ergebe sich, dass durch die Pandemie in diesem Jahr voraussichtlich 6,7 Millionen Kinder zusätzlich unterernährt sind. Gut die Hälfte (57,6 Prozent) lebe in Südasien, 21,8 Prozent in Afrika südlich der Sahara.
2,4 Milliarden Dollar nötig
Kleine Kinder seien die grössten Leidtragenden der Krise, schreiben die Spitzen von vier UN-Organisationen in einem Kommentar zu der Studie. «Millionen Kinder laufen Gefahr, nicht zu bekommen was sie brauchen, um zu überleben und aufzublühen», schreiben sie.
Es seien umgehend mindestens 2,4 Milliarden Dollar (rund zwei Mrd. Euro) nötig, um diese Kinder vor den schlimmsten Folgen zu schützen. Mit dem Geld müssten unterernährte Kinder behandelt und Mangelernährung ergänzt und zusätzlich Vitamin A ausgegeben werden. Ebenso wollen die UN-Organisationen damit neue Aufklärungskampagnen über den Nutzen des Stillens in den ersten beiden Lebensjahren finanzieren.
Zu den Unterzeichnern gehören mehrere Spitzen der UN-Organisation für Kinder (Unicef): Henrietta Fore, für Agrar und Nahrung (FAO), Qu Dongyu, für Ernährung (WFP), David Beasley, sowie Gesundheit (WHO) Tedros Adhanom Ghebreyesus.