20-Stunden-Flüge sind «eine Zumutung für das Personal»

Eine Airline testet extrem lange Langstreckenflüge von 20 Stunden. Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals nennt das eine «Zumutung für das Kabinenpersonal».

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Qantas Airways testet Anti-Jetlag Massnahmen auf Langstrecken-Flügen. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine australische Airline will 20 Stunden lange Flüge anbieten.
  • Qantas Airways hat bereits einen ersten Testflug durchgeführt.
  • Die Gewerkschaft des Kabinenpersonals spricht von einer «Zumutung für das Personal».

Qantas Airways aus Australien will den Flugbetrieb revolutionieren. Die Airline testet momentan extrem lange Langstreckenflüge. Konkret will sie von den drei grossen australischen Flughäfen New York und London ohne Zwischenhalt anfliegen. Dauern würde ein solcher Flug um die 20 Stunden.

Der erste solche Testflug wurde letzte Woche realisiert. Die Forscher sprechen von einem Erfolg. Doch wie weiter? Der CEO von Qantas Airways, Alan Joyce, sagt, die Einsatzzeiten der Piloten könnten demnach gut von 20 auf 22 oder sogar 24 Stunden erhöht werden.

Direktflug Sydney New York
Die Qantas testet einen Direktflug von fast 20 Stunden zwischen New York und Sydney. - Qantas

«Zumutung für das Personal»

Auf Anfrage von Nau erklärt Tiziana Quaglia, Geschäftsführerin der Schweizer Gewerkschaft des Kabinenpersonals «Kapers»: «Das ist eine Zumutung für das Kabinenpersonal. Das wäre eine ganz klare Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.»

In der Schweiz ist die maximal zulässige Flugdienstzeit gesetzlich geregelt und würde solche Flüge grundsätzlich ermöglichen. Die Gewerkschaft und die Swiss haben jedoch vertraglich deutlich tiefere Zeiten festgehalten. Die längsten Präsenzzeiten bei der Swiss betragen derzeit rund 14 Stunden.

Übermüdung der Piloten als Sicherheitsrisiko

In der Schweiz weht der Wind derzeit in die entgegengesetzte Richtung. Die «Kapers» setzt sich dafür ein, dass das Fatiguerisiko bei Crews gesenkt wird, da Fatigue ein Sicherheitsrisiko darstellen kann. «Es wäre also unsinnig, gleichzeitig über einen 20-Stunden-Direktflug nachzudenken» so Quaglia.

Auch wenn die Crew an Bord Ruhemöglichkeiten habe: «Das garantiert nicht die nötige Erholung», warnt Quaglia.

Auch für Passagiere zu lang

Für die Passagiere entstehen bei einem solch langen Flug auch Nachteile. Bei 20 Stunden eingesperrt in einem Flugzeug mit der trockenen Luft und dem Schlafmangel steigt der Stresspegel. Das würde wiederum das Kabinenpersonal zu spüren bekommen.

Eine Studie entlarvte bereits Jahr 1999 lange Reisen als Risikofaktor zur Entwicklung von Beinvenenthrombosen. Die Reisedauer spiele eine grössere Rolle als die Reiseart. Bei einer Reise von vier Stunden verdopple sich gemäss diverser Studien das Risiko der Bildung einer Thrombose. Dieses Risiko steigere sich alle zwei Stunden Reisezeit um weitere 18 Prozent.

Qantas New York Sydney
Crew und Passagiere wurden animiert, diverse Übungen zu machen. - Qantas

Dieses Risiko kann durch regelmässige Bewegung während des Fluges gesenkt werden. Die Qantas hat dazu bei ihrem Rekordflug die Fluggäste zu Turn- und Tanzübungen animiert, etwa zu einem Macarena-Tanz.

Jetlag könnte Tumorwachstum begünstigen

Laut einer Studie der «University of Pennsylvania» könnte Jetlag das Krebsrisiko steigern. Die Forschenden haben bei Tierversuchen herausgefunden, dass Störungen des Biorhythmus das Tomurwachstum beschleunigen.

In diesem Sinne könnte der 20-Stunden-Direktflug einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Reisenden haben. Jedoch nur dann, wenn es der Qantas tatsächlich gelingt, durch den Monster-Flug den Jetlag zu verhindern.

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