Stadt Zürich

300 Anfechtungen: Das ist Zürichs grösster Mieterstreit

Elena Temelkov
Elena Temelkov

Zürich,

In Zürich-Albisrieden brodelt ein Mieterstreit. Hunderte Bewohnende der Freilager-Siedlung kämpfen gegen eine Mietzinserhöhung.

Freilager
Die Wohnsiedlung Freilager Zürich der Firma Zürcher Freilager AG. (Archiv) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Freilager-Siedlung haben 300 Bewohner ihre Mietzinserhöhung angefochten.
  • Mieten der Siedlung in Zürich-Albisrieden sind pauschal um jährlich 0,5 Prozent gestiegen.
  • Dazu kommt ein Aufschlag wegen weiteren Teuerungsanpassungen.
  • Die Mieter wollen einen Prozess vor dem Mietgericht vermeiden.

Ein grosser Mieterstreit ist in Zürich-Albisrieden entfacht. Hunderte Bewohnerinnen und Bewohner der 2016 eröffneten Freilager-Siedlung sind aufgebracht über eine Mietzinserhöhung. Wie der «Tagesanzeiger» schreibt, sind bereits 300 Anfechtungen gemacht worden.

Die Zürcher Freilager AG begründet die Mietzinserhöhung mit gestiegenen Unterhaltskosten, Gebühren und weiteren Aufgaben aufgrund der Teuerung. Die Mieten wurden deshalb pauschal um jährlich 0,5 Prozent erhöht. Dazu kommt der im Sommer gestiegene Referenzzinssatz, welcher für eine Erhöhung sorgte.

«Fühle mich machtlos»

«Ich bin enttäuscht und fühle mich machtlos», sagt einer der Betroffenen nach einem Treffen mit der Schlichtungsbehörde, so die Zeitung. Der Bewohner und seine Partnerin zahlen monatlich etwa 2300 Franken für ihre 3,5-Zimmer-Wohnung. Im letzten Sommer erhöhte die Verwaltung den Mietzins um fast zehn Prozent und im Winter um weitere drei Prozent.

Er wandte sich an die Schlichtungsbehörde und nach neun Monaten fand endlich eine Verhandlung statt. Doch der Mieter merkte: Es braucht viel Geduld, um sein Recht durchzusetzen.

Ein bisher beispielloser Fall

Walter Angst vom Zürcher Mieterverband findet es bemerkenswert, dass so viele Menschen dieselbe Mietzinserhöhung anfechten. Es sei ein bisher beispielloser Fall in seiner Karriere.

Bezahlen Sie eine zu hohe Miete?

Der Mieterverband Zürich rät den Bewohnern, gegen diese Erhöhung vorzugehen. Walter Angst argumentiert gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Bei Neubauten besteht kein Unterhaltsbedarf, der zu einer Kostensteigerung führt.» Seiner Meinung nach sollte die Erhöhung bei einem Mietzins von 2300 Franken um bis zu 80 Franken reduziert werden.

Schlichtungsbehörde schlägt Kompromiss vor

Um den Berg an Fällen aus dem Freilager bearbeiten zu können, fasst die Schlichtungsbehörde sie in Gruppenverhandlungen zusammen. In einer dieser Verhandlungen schlug sie vor, den Kostensteigerungssatz für die gesamte Mietdauer auf 0,25 Prozent zu reduzieren. Ein Vorschlag, der von den Anwälten der Zürcher Freilager AG abgelehnt wurde.

Der Anwalt der Zürcher Freilager AG habe dieselbe Pauschale nur ab Februar 2020 als Vorschlag gebracht. Eine Bewohnerin berichtet: «Es gab kein Gespräch auf Augenhöhe. Unsere Vorschläge hat der Anwalt abgeschmettert.»

Trotz des Vorschlags der Schlichtungsbehörde haben alle befragten Mieter den Gegenvorschlag der Verwaltung angenommen. Sie wollten einen Prozess vor dem Mietgericht vermeiden.

Kommentare

User #2566 (nicht angemeldet)

Die Imobilieneigentümer, besonders die Imobilienverwaltungen erlauben sich viel zu viel ohne Konsequenzen. Die Inkompetenzen der grossen Imobilienverwaltungen in der Schweiz ist verheerenden. Ja man ist Machtlos. Bleibt zu hoffen das alles Stück für Stück ans Tageslicht kommt.

User #4649 (nicht angemeldet)

Bewohnende. Einwohnende. Es tönt dermassen hohl.

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