350'000 Arbeitende in der Schweiz haben mehr als einen Job
Die Zahl der Arbeitnehmer, die mehr als einen Job haben, hat in der Schweiz zugenommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mehrfacherwerbstätigkeit hat in der Schweiz zugenommen.
- Mehr als 350'000 Menschen haben in der Schweiz zwei oder mehrere Jobs.
- Dies hat meist wirtschaftliche oder prestigebezogene Gründe.
Mehr als 350'000 Erwerbstätige in der Schweiz haben zwei oder mehrere Arbeitgeber. Dies zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS). Damit ist die Zahl der Mehrfachbeschäftigten in den letzten 25 Jahre um 3,6 Prozent gestiegen.
Als Grund nennt der Arbeitnehmerdachverband Travailsuisse die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Frauen gäben als Grund für die mehrfache Beschäftigung im Gegensatz zu Männern häufig familiäre Pflichten an.
Geldnot als häufige Ursache
Die wirtschaftliche Not ist meist der Grund für die Mehrfachbeschäftigung, wobei vor allem Frauen deutlich mehr von der zusätzlichen Erwerbstätigkeit betroffen sind als Männer. Damit ist die Schweiz gemäss «Tages-Anzeiger» das Land mit der grössten Kluft zwischen den Geschlechtern in Sachen Mehrfacherwerbstätigkeit.
Adrian Wüthrich, Präsident der Gewerkschaft Travailsuisse, bestätigt den Trend gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Die Betroffenen müssen, um auf ein ausreichendes Einkommen zu kommen, mehrere Jobs haben.»
Nicht nur in prekären Verhältnissen beliebt
Der Schweizerische Arbeitgeberverband fügt an, dass Mehrfacherwerbstätigkeit nicht mit prekären Arbeitsverhältnissen gleich zu setzten sei. Einen Zweitjob anzunehmen, könne durchaus einen wirtschaftlichen Hintergrund haben, aber es gäbe auch sehr viele Erwerbstätige mit hohem Bildungsstand, die zwei oder mehrere Jobs haben.
Die Gründe dafür sind indes schwer zu fassen. So könne ein Zweitjob einerseits ein zweites wirtschaftliches Standbein, andererseits eine reine Prestigeangelegenheit sein, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen. In einem Punkt sind sich die Gewerkschaften und die Dachverbände allerdings einig: Die Mehrfacherwerbstätigkeit wird in den nächsten Jahren, vor allem dank der fortschreitenden Digitalisierung, zunehmen.