Marco Rima und Andreas Thiel ernten Applaus an Corona-Skeptiker-Demo
Heute Samstag findet in Zürich eine grosse Demo von Corona-Skeptikern statt. Rund 500 Personen haben sich am frühen Nachmittag zum Protest versammelt.
Das Wichtigste in Kürze
- Marco Rima und Andreas Thiel treten heute an einer Corona-Demo als «Stargäste» auf.
- Die Demonstranten protestieren gegen die Corona-Massnahmen der Regierung.
- Sie weigern sich, Masken zu tragen – auch als die Polizei mit Platzverweisen droht.
Heute Samstag findet in Zürich erneut eine Demo von Corona-Skeptikern statt. Rund 500 Personen haben sich versammelt, um gegen die «Corona-Lüge» zu demonstrieren. Nau.ch ist vor Ort.
Organisiert wird die Kundgebung unter anderem von dem Bürgerforum Schweiz, das bereits im August eine ähnliche Veranstaltung unterstützt hatte. Das Forum und die restlichen Organisatoren schrieben in ihrer Mitteilung vom Mittwoch, dass man «gegen die nationale und kantonale Corona-Politik Stellung» beziehen will.
Geplant war ursprünglich ein Demonstrationszug vom Turbinenplatz zum Platzspitz. Dafür hat die Polizei aber keine Bewilligung gegeben – heisst: Die Kundgebung soll ausschliesslich am Turbinenplatz stattfinden.
Polizei droht Demonstranten mit Platzverweis
Die Stadtpolizei war mit einem grösseren Aufgebot und so genannten «Dialog-Teams» vor Ort, welche mit den Demonstranten das Gespräch suchten. Als ein Polizist die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ein Megafon auf die Sicherheitsmassnahmen – Maskenpflicht oder Abstand, aufmerksam machte – wurde er ausgepfiffen.
Um 14.50 Uhr unterbricht die Polizei die Veranstaltung erneut mit einer Durchsage. Würden die Demonstranten der Regelung bis 14.55 Uhr nicht nachkommen, würde es Personenkontrollen geben.
Die Demonstranten würden verzeigt und vom Platz verwiesen. Als der Polizist das Wort ergreift, kommen sofort Buhrufe und Pfiffe aus der Menge.
Später bittet auch der Veranstalter die Protestler, Abstand zu halten – spricht sich dabei aber gegen Schutzmasken aus. Einige Demonstranten zeigen sich bemüht, etwas Abstand zu halten. Eine Maske setzt sich aber niemand auf.
Thiel und Rima als «Stargäste»
Als «Stargäste» sind Marco Rima und Andreas Thiel eingeladen. Auf Anfrage von Nau.ch hatte Thiel im Vorfeld angekündigt, eine Rede zu halten. Mitlaufen wolle er nicht – auch nicht bei Kundgebungen, die er eigentlich unterstütze. Das liege ihm nicht.
Rima hatte sich Ende August auf Facebook seinen Corona-Frust von der Seele geredet. In einem Video verbreitete er nachweislich Falschaussagen und Fake News. Darin sprach er etwa die angeblich hohe Fehlerquote der PCR-Tests an.
Flugblätter mit Fake News
Auch an der heutigen Demo wird erneut gegen den Test argumentiert: Dort kursiert ein Flugblatt, worauf behauptet wird, ein PCR-Test könne Corona nicht nachweisen. «Der PCR-Test zeigt nur die Nukleinsäuren an, nicht das Virus. Er kann keine Infektion nachweisen», wird die deutsche Virologin Ulrike Kämmerer zitiert.
Dabei: Die Labore erkennen das Coronavirus mit einer Sicherheit von 98,9 bis 99,7 Prozent. Das hat die «Gesellschaft zur Förderung der Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien» ermittelt.
Anwesend ist auch der Youtuber Dani Stricker, der auf seinem Kanal «StrickerTV» regierungskritische Videobeiträge – unter anderem zu Covid-19 – veröffentlicht.
Demonstranten verweigern Maske
Zu Beginn der Demo am frühen Nachmittag sagt eine Rednerin, sie müsse die Demo-Teilnehmer leider darauf hinweisen, dass eine allgemeine Maskenpflicht gelte.
Dann meint sie, es gebe natürlich auch Menschen, die aus «medizinischen oder besonderen Gründen» keine Maske tragen können und fordert die Betroffenen auf, sich zu melden. Fast alle Demonstranten heben eifrig die Hände.
«Wir wurden immer wieder als Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme bezeichnet», so der nächste Redner. Das wollen die Demonstranten nicht auf sich sitzen lassen: Die Leute, die gegen die Corona-Massnahmen auf die Strasse gingen, seien «ganz normale Menschen.»
Thiel schiesst gegen Berset
Um 14.20 Uhr tritt Andreas Thiel auf die Bühne. «Wenn es ein Symbol gibt für menschenverachtende Politik, dann sind es abgesperrte Spielplätze», sagt er zu Beginn seiner Rede.
Er spricht von den traurigen Augen seiner Kinder, davon, dass er seine Mutter drei Monate lang nicht im Pflegeheim besuchen durfte. Dazu reisst er jede Menge Witze – die Menge jubelt.
Schliesslich schiesst er gegen Gesundheitsminister Berset: «Ich weiss nicht, was Alain Berset für eine politische Ausbildung hat. Aber es erinnert mich sehr an ein Stasi-Handbuch.»
Wenn Thiel mit Journalisten spreche, werde er immer gefragt, ob sich so viele Menschen irren können, Soviele Regierungen und Wissenschaftler. Dazu sagt er: «Da kommt mir immer der Faschismus in Sinn.» Die Geschichte zeige, dass die Antwort auf diese Frage «Ja » laute, schliesst er.
Marco Rima wettert gegen die Medien
Nach fast drei Stunden betritt auch Marco Rima die Bühne. Sein Auftritt erinnert zu Beginn an sein Facebook-Video. «Sind nicht vielleicht die Medien die heimlichen Stars dieser Tragödie? Ich weiss es nicht.»
Rima empfiehlt daher, keine Medien zu konsumieren. Er selber habe sich im Internet informiert und bessere Quellen gefunden. Diese hätten bessere Prognosen gestellt als der Bundesrat. Er bezieht sich darauf, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie in der Schweiz nicht so stark ausgefallen sind, wie der Bundesrat zu Beginn gewarnt hat.
Laut Rima sei das Coronavirus nicht gefählich. Die meisten Menschen machten laut Rima bei den Massnahmen mit, obwohl sie sie nicht verstehen würden. «Aus Angst sich anzuecken oder sich anzustecken.»
Rima nutzt den Auftritt für einen Aufruf: «Befreit euch von den Fesseln der Panik.» In der Schweiz brauche es keinen Mut, um seine Stimme zu erheben. Marco Rima erntet für seinen Auftritt viel Applaus und Zustimmung.
Zwei Personen vorläufig festgenommen
Die Polizei hat während der Veranstaltung mehrere Personen weggewiesen und verzeigt, wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht. Sie hätten gegen das Epidemiegesetz und die Bewilligungsauflagen verstossen. Viele der Teilnehmende hätten keine Schutzmasken getragen.
Die Polizei prüfe nun eine Verzeigung des Veranstalters wegen Nichteinhaltens der Bewilligungsauflagen.