8000 Stutz? Aargauer Pflegepersonal empört über Lohn-Aussage von CEO

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Baden,

Im Kanton Aargau hat der Chef eines Spitals eine neue Lohndebatte ausgelöst. Die Angestellten stören sich an einer Aussage des CEOs.

Pflegepersonal
Die Lohndebatte in der Pflege ist um ein Kapitel reicher. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Spital-Chef Adrian Schmitter verdienen Aargauer Pflegekräfte fast 8000 Franken.
  • Das entspreche nicht der Realität, entgegnet das Personal.
  • Diese Kritik lässt wiederum der CEO nicht auf sich sitzen – und rechnet vor.

Die Aussage von Adrian Schmitter war eigentlich nur der Nebenschauplatz eines langen Interviews: Dennoch löst der CEO des Kantonsspitals Baden damit einen regelrechten Zoff aus. Das Aargauer Pflegepersonal ist nämlich sauer darüber.

Konkret geht es um das viel diskutierte Thema Lohn. Schmitter sagte Ende März gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Eine diplomierte Pflegefachperson mit Berufserfahrung verdient bei uns nahezu 8000 Franken im Monat.» Dies, wenn man Nacht- und Wochenenddienste berücksichtigen würde.

Verdient das Pflegepersonal genug?

Das Fazit des Chefs: «Das ist viel, wenn Sie das mit anderen Berufsgruppen vergleichen, die auch am Wochenende arbeiten, zum Beispiel Köche oder Polizisten.»

Personal: 8000 Franken entsprechen nicht der Realität

Wie die «Aargauer Zeitung» nun berichtet, kommt diese Aussage beim Pflegepersonal schlecht an. Sie haben einen anonymen Brief geschrieben – mit dem Titel «Von wegen 8000 Franken Pflege-Lohn!»

Einerseits stören sie sich daran, dass sie für die finanzielle Lage der Spitäler teilweise verantwortlich gemacht werden.

Andererseits stimme die Zahl nicht: «Der von Herrn Schmitter im Interview genannte durchschnittliche Monatslohn von nahezu 8000 Franken für diplomierte Pflegefachpersonen entspricht schlicht nicht annähernd der Realität unseres Berufsalltags.» Der Vergleich mit anderen Berufen sei zudem unpassend.

Chef rechnet vor: 8000 Franken sind doch realistisch

Im Intranet des Kantonsspitals Baden hat Chef Schmitter inzwischen seine Aussage verteidigt und genauer erklärt. In einer Stellungnahme, die der «AZ» vorliegt, schreibt er: «Ich wollte plakativ aufzeigen, dass der Pflegeberuf im Vergleich zu anderen Branchen, wo ebenfalls Nachtschichten und Wochenenddienste geleistet werden, durchaus attraktiv ist.»

Und er macht eine mathematische Exkursion: Eine diplomierte Pflegefachperson kommt in Baden inklusive 13. Monatslohn auf einen Durchschnittslohn von über 87'000 Franken jährlich. Geteilt durch 12 macht das 7250 Franken monatlich. Wenn man die Schichtzulagen von 400 Franken dazu rechnet, kommt man auf die nahezu 8000 Franken, so Schmitter.

Einen 13-teiligen Jahreslohn durch 12 zu teilen, macht laut Schmitter für den Vergleich mit anderen Berufsgruppen Sinn. Denn in anderen Tätigkeiten, beispielsweise bei der Polizei, würde man eben keinen 13. Monatslohn erhalten.

Pflege
Die Löhne in der Pflegebranche sind angestiegen – und sorgen immer noch für grosse Diskussionen. (Symbolbild) - dpa

Wichtig ist zu erwähnen, dass es im Interview hauptsächlich um die schwierige finanzielle Lage der Spitäler ging. Die umstrittene Aussage ist also ebenfalls in diesem Kontext zu betrachten.

Schmitter tätigte sie auf die Frage, warum die Spitäler trotz Geldnot mit den Löhnen hochgehen. Die Pflegeinitiative sei ein Grund dafür, sagte der CEO, worauf dann eben das 8000-Franken-Statement folgte.

Auch die Chefs der Spitäler in Biel und in Chur waren im damaligen Dreiergespräch mit der Zeitung dabei. Die Führungspersonen haben unter anderem auch an die Patienten appelliert. Ihre Ansprüche würden die Gesundheitskosten in die Höhe schnellen lassen.

Kommentare

User #2431 (nicht angemeldet)

Das ist realistisch und stimmt! Wenn man bedenkt, dass die Löhne in einem Spital 75% ausmachen. Es ist mir ein Rätsel, warum das Pflegepersonal immer am Reklamieren ist. Arbeite selber im Pflegeberuf und bin im Bild. Anders sieht es aus, wenn man nur angelernt ist. In andern Berufen muss man auch arbeiten und meist unter strengeren Bedingungen. Habe drei Berufe und arbeite seit vielen Jahren in der Pflege, für mich die besten Bedingungen.

User #1597 (nicht angemeldet)

Wahrscheinlich rechnete der CEO mit dem Bruttojahreslohn und teilte durch 12. Die besagten Arbeitnehmenden rechneten vielleicht mit dem Monatsnettoeinkommen ohne den 13. Monatslohn. So unterscheiden sich natürlich beide Berechnungen.

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