Gewalt

Alle vier Wochen wird eine Frau vom Partner getötet

Keystone-SDA
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Bern,

Die Anzahl Fälle von häuslicher Gewalt nahmen im letzten Jahr deutlich zu. Bei gut dreiviertel der Fälle wird der Mann gewalttätig.

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Der Tatort eines Familiendramas in Sarmenstorf AG im schwarzen Jahr 2015: Damals brachte ein Sohn seine betagten Eltern um. Es muss nicht immer tödlich enden, aber häusliche Gewalt ist im Steigen begriffen.(Archivbild) - sda

Das Wichtigste in Kürze

  • Im letzten Jahr ereigneten sich deutlich mehr Fälle von häuslicher Gewalt als im Vorjahr.
  • Nicht alle registrierten Fälle enden tödlich – durchschnittlich sind es etwa 25 pro Jahr.
  • Bei dreiviertel der Fälle wurde der Mann gewalttätig, bei einem viertel war es die Frau.

Die eigenen vier Wände sind lange nicht immer ein Hort von Friede und Sicherheit: Letztes Jahr wurden knapp 20'000 Fälle von häuslicher Gewalt polizeilich registriert. Das sind gut 1000 oder 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Darunter waren 29 vollendete Tötungsdelikte. Das entspreche knapp zwei Drittel aller polizeilich registrierten vollendeten Tötungsdelikte in der Schweiz, schreibt das Bundesamt für Statistik (BFS); die Gesamtzahl betrug 46.

Von den 29 häuslichen Tötungsdelikten ereigneten sich 15 in einer Partnerschaft, bei welchen 14 Frauen und ein Mann getötet wurden. «Dies bedeutet, dass rund alle 4 Wochen eine Frau innerhalb einer Partnerschaft getötet wird», schreibt das BFS.

2015 gilt als schwarzes Jahr

Die Anzahl Tötungsdelikte bewegte sich in den letzten Jahren um einen Durchschnittswert von etwa 25 herum. In der 10-Jahres-Aufstellung des BFS fällt eine Zahl aus dem Rahmen: Mit 36 vollendeten Tötungsdelikten war 2015 das schwarze Jahr der Statistik.

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Ein Gerichtsverfahren birgt die Gefahr von Retraumatisierung für Opfer sexueller Gewalt. (Symbolbild) - Keystone

Es begann gleich an Neujahr. Als eine Mutter in Flaach ZH ihre beiden Kinder erstickte, weil die Behörden sie ihr wegnehmen wollten. Im Februar brachte ein Vater in Niederlenz AG seine vierjährige Tochter um.

Im Mai erschoss ein Mann in Schwyz Schwiegereltern, Schwager und einen Nachbarn. Im April und Juli brachten Söhne ihre Väter, respektive Eltern um. Im Juli, September und November töteten Männer ihre Gattinnen. Dies nur einige Beispiele.

Häusliche Gewaltdelikte nehmen kontinuierlich zu

Während tödlich endende Familiendramen nicht unbedingt häufiger werden, hat die Gesamtzahl von häuslichen Gewaltdelikten seit 2009 beinahe kontinuierlich zugenommen. Wurden 2009 noch 16'055 häusliche Gewaltstraftaten polizeilich registriert, waren es 2016 schon 17'685 und 2019 deren 19'669.

Es sind keineswegs immer nur die Männer, die dreinschlagen oder noch schlimmeres tun. Das Geschlechterverhältnis beträgt etwa drei Viertel Männer zu einem Viertel Frauen. Aber auch Kinder werden innerhalb von Familien gewalttätig.

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Während der Ausgangsbeschränkungen kam es auch vermehrt zu häuslicher Gewalt. - dpa

Statistisch gesehen sind es vor allem die Jungs zwischen 15 und 25 Jahren. Die Belastungsrate – Anzahl Beschuldigter pro 10'000 Einwohner – dieser Bevölkerungsgruppe betrug im Jahr 2009 noch 11,2. Zehn Jahre später war sie auf 14,9 gestiegen. Die 15- bis 17-Jährigen waren dabei die «schlagkräftigsten».

Geschlechtliche Verteilung seit Jahren konstant

Für das Jahr 2019 wurden 11'058 geschädigte Personen polizeilich registriert. Ihre Anzahl ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent gestiegen. Die Verteilung auf die Geschlechter ist seit Jahren konstant und beträgt 72 Prozent Frauen gegenüber 28 Prozent Männer.

Die Hälfte der 2019 polizeilich registrierten Straftaten im häuslichen Bereich betrafen bestehende, 28 Prozent eine ehemalige Partnerschaft. Der Rest verteilt sich auf (Pflege)Eltern-Kind-Beziehungen und Gewalttaten gegenüber anderen Verwandten.

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