Allschwil BL sorgt sich wegen Gift im Waldboden
Nahe der Basler Gemeinde Allschwil befindet sich das Roemisloch. Das Gelände war früher eine Deponie für Chemieabfälle. Noch immer werden Schadstoffe gefunden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Roemisloch wurden erneut gefährliche Schadstoffe nachgewiesen.
- Darunter Benzidin – eine Substanz, die zu Blasenkrebs führen kann.
- Die nahe gelegene Gemeinde Allschwil BL hat grosse Bedenken.
Sorge im Baselbiet: Im Roemisloch, nahe bei Allschwil, wurden erneut giftige und hochgefährliche Substanzen nachgewiesen. Die Gemeinde wirft den Basler Pharma- und Chemiefirmen Verschleierung vor.
Denn das Roemisloch wurde in den 1950er-Jahren als Deponie für Chemieabfälle genutzt. Das Gelände liegt im elsässischen Neuwiller in Frankreich – nur rund 250 Meter von der schweizerischen Grenze entfernt.
Aufgrund der Schadstoffe wurde die ehemalige Mülldeponie von den Nachfolgefirmen BASF, Novartis und Syngenta saniert. Das geschah vor über zehn Jahren. Laut den Pharma- und Chemiekonzernen besteht mittlerweile keine Gefahr mehr.
Erneut gefährlicher Schadstoff nachgewiesen
Das allerdings sieht der Allschwiler Gemeindepräsident anders. «Wir hatten noch nie Einblick in die Sanierung. Wir wissen nicht genau, was da gemacht wurde», sagt Franz Vogt gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Erst im Dezember 2023 hat die Gemeinde erneut eine Wasserprobe aus dem Roemislochbach genommen.
Kürzlich kamen die Ergebnisse: Über 120 Substanzen in einer Gesamtkonzentration von 271 Mikrogramm pro Liter Wasser wurden nachgewiesen. Das heisst es in einer Mitteilung vom Juli.
Pikant: Bei einem der gefundenen Schadstoffe handelt es sich um Benzidin. Die gefährliche Substanz, die Blasenkrebs auslösen kann, lag erneut über dem französischen und dem Schweizer Grenzwert.
Was der Gemeinde besonders sauer aufstösst: Letzten Dezember entfernten die Basler Chemiefirmen sogar die Grundwassermessstellen unterhalb der Deponie.
Gemeinde spricht von Verschleierungstaktik
Der Verein GI DRB, der die Interessen von Novartis, Syngenta und BASF vertritt, betont, dass sämtliche Schadstoffe ausgehoben wurden. Die Auflagen der Sanierung seien erfüllt. Das hätten die französischen Behörden bestätigt, heisst es gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Die Gemeinde Allschwil spricht jedoch von einer möglichen Verschleierungstaktik. Die Chemiefirmen hätten in den entfernten Messstellen gar nie nach Benzidin gesucht.
Gemeindepräsident Franz Vogt sorgt sich vor allem um den Mülibach in seiner Gemeinde. Das Wasser im Roemisloch sammelt sich nämlich zu einem Bächlein und fliesst dort hinein.
«Solche Stoffe gehören nicht in den Dorfbach»
Der Geograf und Altlastenexperte Martin Forter hat ebenfalls Bedenken. Zwar habe man im Mülibach bislang keine gefährlichen Substanzen gefunden. Aber: «Man kann ihr Vorkommen auch nicht ausschliessen, weil die Messungen sehr anspruchsvoll sind.»
Deshalb mache Abwarten wenig Sinn. «Solche Stoffe gehören auf jeden Fall nicht in den Dorfbach.» Zudem seien die Messungen der Chemiefirmen auch am falschen Ort gemacht worden. Die Proben wurden im Neuwillerbach genommen, dort seien die Substanzen schon stark verdünnt.
Die GI DRB weist die Vorwürfe zurück. Im Roemisloch sei die Restbelastung der Schadstoffe abnehmend, heisst es. Es bestehe somit keine «plötzliche Gefährdung» für Mensch und Umwelt. Eine erneute Sanierung kommt nicht infrage.