An diesen Schweizer Orten machen nur Einheimische Ferien
Die Schweiz gilt als beliebtes Reiseziel für Gäste aus der ganzen Welt. In einigen Orten bleiben Schweizer – trotz Touriandrang – unter sich.
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Das Wichtigste in Kürze
- Zahlen zeigen, welche inländischen Destinationen am beliebtesten bei Schweizern sind.
- Besonders das Emmental, aber auch die beiden Appenzell schwingen oben aus.
- Die Destinationen wollen mehr Touris anlocken – aber nicht unbedingt aus dem Ausland.
Mit fast 43 Millionen Übernachtungen hat die Schweizer Tourismusbranche im letzten Jahr einen neuen Rekord verzeichnet.
Mit einem Anstieg um 5,1 Prozent trugen insbesondere die ausländischen Gäste zum Allzeitrekord bei. Die inländische Nachfrage blieb stabil.
Ausländische Touristinnen und Touristen zieht es insbesondere nach Interlaken BE, Genf, Luzern oder auch Lauterbrunnen BE. Letztere Destination stöhnt seit Längerem über den hohen Andrang und denkt nun sogar laut über eine Eintrittsgebühr nach.
Doch es gibt auch Tourismus-Hochburgen, in die sich bislang noch kaum ein ausländischer Tourist verirrt hat.
Dorf im Emmental nur 2,2 Prozent ausländische Gäste
Den höchsten Anteil an Schweizer Touristen verzeichnet Schangnau BE. 97,8 Prozent aller Gäste stammen aus dem Inland, wie eine Auswertung von «Holiday Check» zeigt.
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Dort liegt auch der für seine Meringue bekannte Gasthof Kemmeriboden-Bad.
Und Schangnau ist nicht die einzige Gemeinde aus dem Emmental, die es ins Top-15-Ranking schafft. Langnau im Emmental BE schafft es mit einem Anteil von 88,1 Prozent auf Platz 12.
Isabelle Hollenstein, Leiterin von Emmental Tourismus, sagt zu Nau.ch: «Wir freuen uns sehr über diese Statistik. Da wir in unserer Kommunikation und Angebotsentwicklung seit Jahren einen starken Fokus auf einheimische respektive nationale Gäste setzen.»
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Hauptzielgruppe seien E-Bike-Fahrer, Wanderer und Familien aus der Schweiz. «Das Emmental bietet erlebbare Tradition und eine Bildbuch-Landschaft für authentische Entschleunigung und Genuss», so Hollenstein. Das werde auch in Zukunft stärker gefragt sein.
Dörfer aus den beiden Appenzell boomen bei Schweizer Touris
Nach Westschweizer Orten auf den Plätzen 2 bis 4, folgt auf Platz 5 Plaffeien FR im Sensebezirk. Danach folgen vor allem Dörfer aus den beiden Appenzell.
Margrit Müller, Gemeindepräsidentin von Hundwil AR, verweist gegenüber Nau.ch darauf, dass die Schwägalp und die Säntis-Schwebebahn auf dem Gemeindegebiet liegen. Man sei stolz, einen solchen Anziehungspunkt in unserer Gemeinde zu haben.
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«Es sind alle willkommen, was jedoch durch die Gemeinde kaum beeinflussbar ist», so Müller. «Sicher wird das Angebot auch regional genutzt, was auch wertvoll ist.»
Clemens Fässler, Bezirksrat von Gonten AI, erklärt: «Grundsätzlich sind solche Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Bei einer kleinen Gemeinde wie Gonten mit wenigen Hotels können Einzelfälle den Ausschlag für die ganze Statistik geben.»
In Gonten gibt es zwei Hotels mit Wellnessangeboten. Neben Gasthäusern beim Golfplatz und auf dem Kronberg gibt es auch eine Gruppenunterkunft sowie ein Kurhotel für Senioren.
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Was das Freizeitangebot für Gäste anbelange, so eigne sich Gonten eher für Tagestouristen oder Kurzaufenthalte. Diese würden vor allem inländische Gäste anziehen, so Fässler.
Und bei den Beherbergungsbetrieben sei man stolz auf die grosse Zahl an wiederkehrenden Gästen. Diese kämen ebenfalls mehrheitlich aus der Schweiz.
Trotzdem sei man offen für alle Gäste. Und mit einem neuen Hotelprojekt werde sich die Gästezusammensetzung wohl auch wieder verändern.
Diemtigen und Glarus wollen Anzahl Schweizer Gäste weiter erhöhen
Diemtigen im Berner Oberland schafft es im Ranking auf Platz 7 mit einem Schweizer-Anteil von 91,4 Prozent.
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«Unsere Hauptzielgruppe liegt im Kanton Bern und in den umliegenden Kantonen», sagt Sprecherin Rahel Mazenauer.
75 Prozent der Besucherinnen und Besucher seien zudem Tagesgäste aus der Region. Diese erscheinen nicht in der Statistik von «Holiday Check», die die Logiernächte als Grundlage nimmt.
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«Natürlich sind wir bestrebt, den Anteil der Übernachtungsgäste zu erhöhen. Dies aber hauptsächlich in unserem Schweizer Zielmarkt», so Mazenauer. Zusätzliches Marketing im Ausland sei nicht geplant.
Genauso wenig in Glarus Süd. Fridolin Hösli, Geschäftsführer von Visit Glarnerland, erklärt bei Nau.ch: «Unser Beherbergungssektor – speziell die Hotellerie – ist im Vergleich mit anderen Regionen noch ausbaufähig.» Das sei ein Grund für die tiefen Zahlen ausländischer Gäste.
Zwar sei man im Glarnerland grundsätzlich «sehr offen» für ein internationales Publikum, sagt Hösli.
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«Im Moment fokussieren wir jedoch bewusst stark auf den Markt Schweiz. Denn auch hier darf die Bekanntheit des Glarnerlands gerne noch steigen und auch das Potenzial für neue Gäste ist gross.»
Und auch Morschach SZ (Platz 10 und 89 Prozent Schweizer Anteil) teilt mit: «Nein, wir setzen keine gezielten Massnahmen zur Anwerbung internationaler Gäste um.»
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Simona Barmettler, Geschäftsführerin von Stoos-Muotatal Tourismus, erklärt: «Dank der Kombination aus guter Erreichbarkeit und vielfältigen Freizeitmöglichkeiten ist Morschach zu jeder Jahreszeit ein bevorzugtes Reiseziel für Schweizer Gäste.»
Lenzerheide GR will «vermehrt internationale Gäste ansprechen»
Knapp ins Top-15-Ranking schafft es Vaz/Obervaz im Kanton Graubünden. Die Gemeinde gehört zur Tourismus-Region Lenzerheide und ist insbesondere für Skifahrer und Wanderer beliebt.
Marc Schlüssel, CEO der Ferienregion Lenzerheide, sagt zu Nau.ch: «Wir freuen uns sehr darüber, dass wir eine bevorzugte Ferienregion für Schweizer Gäste sind.»
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Schlüssel führt dies auf die Kombination aus typischer Schweizer Alpenregion, der Angebotsqualität und die Erreichbarkeit zurück. «Gleichzeitig sehen wir auch Potenzial, vermehrt internationale Gäste anzusprechen – insbesondere ausserhalb der Schulferienzeiten.»
Um diese anzulocken und so für eine bessere Auslastung über das ganze Jahr zu erreichen, setze man auf internationale Sport-Grossveranstaltungen. «Jüngstes Beispiel dafür sind die erfolgreichen Biathlon-Weltmeisterschaften im Februar 2025.»