Anschläge in Deutschland: Gerücht bewegt Fasnächtler in Gelterkinden
Der Vorstand der Gelterkinder Fasnacht muss das Sicherheitsdispositiv verschärfen. In Sissach lässt man sich hingegen «nicht verrückt machen».

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Gerücht über den Fasnachtsumzug in Gelterkinden BL sorgt für Unruhe.
- Demnach sollte die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abgesagt werden.
- Die Gelterkinder Fasnacht (GEFA) dementiert dies.
- Das Sicherheitsdispositiv wurde dennoch verschärft.
In den vergangenen Monaten ist es in Deutschland zu mehreren Anschlägen mit Fahrzeugen gekommen: Am Montag steuerte ein Mann in der Mannheimer Innenstadt sein Auto in eine Menschenmenge. Der Angriff forderte zwei Tote und mehrere Verletzte.
Nach dem Anschlag auf eine Demonstration in München starben Mitte Februar ein zweijähriges Mädchen und seine Mutter. Im Dezember raste in Magdeburg ein Mann mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt und tötete sechs Menschen.
Die Ereignisse im Nachbarland beschäftigen auch die Menschen in der Region Basel. Grundsätzlich, aber wohl auch, weil die Fasnacht kurz bevorsteht oder schon im Gang ist.
In der Oberbaselbieter Gemeinde Gelterkinden ging das Gerücht um, dass der Umzug, der am Montagnachmittag stattfindet, aus Sicherheitsgründen abgesagt werden sollte.
Reaktion per WhatsApp-Post
Der Vorstand der Gelterkinder Fasnacht (GEFA) reagiert mit einem WhatsApp-Post auf das Gerücht. «Aufgrund der Vorkommnisse, vor allem in unserem Nachbarland, wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns bezüglich Sicherheit Gedanken machen sollten», heisst es im Beitrag.

Nach einem «konstruktiven Gespräch» mit der Gemeinde, der Polizei und der Feuerwehr habe man sich darauf einigen können, wie man die Fasnacht «in gewohnter Form» durchführen könne. Die Fasnacht finde gemäss dem üblichen Programm statt.
Mischa Meier ist Präsident der Gelterkinder Fasnacht und unter anderem für den Umzug am Montag zuständig. Er wisse nicht, wer das Gerücht in die Welt gesetzt habe, sagt er auf Anfrage von «OnlineReports».
«Nach den jüngsten Ereignissen in Deutschland macht man sich halt schon seine Gedanken. Von Absage war aber nie die Rede.» Über Details möchte Meier nicht sprechen.
Noch vor Gelterkinden finden unter anderem in Sissach und Liestal Fasnachtsumzüge statt. Die Fasnachtsgesellschaft Sissach (FGS) hat darauf verzichtet, das Sicherheitsdispositiv zu verschärfen.
Rudin: «Es gibt viel mehr Armut und unzufriedene Menschen als bei uns.»
«Selbstverständlich lassen uns die Geschehnisse in Deutschland nicht kalt. Aber wir lassen uns deswegen auch nicht verrückt machen», sagt FGS-Vizepräsident Andreas Rudin. Er ist für den Sonntagsumzug verantwortlich.
Selbst wenn Deutschland geografisch sehr nahe liege, seien dort die Voraussetzung doch komplett anders als in der Schweiz. «Es gibt viel mehr Armut und unzufriedene Menschen als bei uns.»
In Sissach existiert schon seit mehreren Jahren ein Sicherheitsplan, den die FGS vor der Fasnacht den Behörden vorlegt. Am Sonntag sind jeweils zwei Polizeipatrouillen unterwegs, und die Feuerwehr sperrt die Hauptachsen. Die Sissacher Fasnacht verlaufe in der Regel ruhig, sagt Rudin. Unter Alkoholeinfluss komme es hin und wieder zu Scharmützeln, mehr aber nicht.
Im Baselbieter Kantonshauptort Liestal scheint das Thema stärker präsent zu sein. Man dürfe heute auch in der Schweiz bei keiner Veranstaltung ausschliessen, dass ein Angriff passieren könne, sagt René Frei von der Stadtverwaltung.
Die Stadt Liestal habe die Erkenntnisse aus den tragischen Ereignissen der vergangenen Monate und Jahre in die Fasnachtsplanung aufgenommen.
800 Absperrgitter in Basel
Aus «sicherheits- und einsatztaktischen Gründen» gibt die Stadtverwaltung aber keine Informationen zu den geplanten Massnahmen bekannt. Aktuell seien keine Drohungen oder Hinweise auf eine Gefährdung bekannt, sagt Frei. Sollte sich dies ändern, würde man ins Auge fassen, den Umzug abzusagen.
Bei der Baselbieter Kantonspolizei fliesst das aktuelle Weltgeschehen bei der Lagebeurteilung ein, genauso wie das Wetter oder andere Faktoren, wie Sprecher Adrian Gaugler sagt.
Für die Sicherheit an der Fasnacht seien aber in erster Linie die Gemeinden zuständig. Die Polizei werde jedoch präsent sein, auch mit zivilen Polizistinnen und Polizisten.
Auch in Basel ist man vorbereitet. Wie die Basler Zeitung berichtet, stellt das Tiefbauamt rund 800 Absperrgitter entlang der Cortège-Route auf.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.