Anstrengungen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen nötig
Schweizer Bericht zeigt Rückgang des Antibiotikaeinsatzes, warnt jedoch vor Resistenzproblemen.
Der neue Antibiotikaresistenzen-Bericht der Schweiz zeigt eine Abnahme des Antibiotika-Einsatzes besonders in der Veterinärmedizin. Trotzdem weist er auf weiteren Handlungsbedarf beim korrekten Einsatz von Antibiotika bei der Resistenzbekämpfung hin.
Im neuen «Swiss Antibiotic Resistance Report 2024» zeigen die Bundesämter für Gesundheit (BAG), Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), Landwirtschaft (BLW) und Umwelt (Bafu), dass sich der Einsatz kritischer, mutmasslich Resistenzen fördernder Antibiotika weiter vermindert. Ihre Verwendung sank seit 2014 um 26 Prozent, wie sie am Montag mitteilten.
Veterinärmedizin führt den Weg
In der Tiermedizin verringerte sich der Einsatz kritischer Antibiotika bei Nutztieren seither um 76 Prozent. Auch bei Heimtieren war der Rückgang signifikant. Die Bundesämter führen das auf das hohe Verantwortungsbewusstsein der Tierärztinnen und Tierärzte zurück.
Menschliche Medizin hinkt hinterher
Während der Covid-19-Pandemie war der Antibiotikaverbrauch in Praxen und Spitälern gesunken. Er belief sich 2021 auf 8,6 definierte Tagesdosen pro 1000 Einwohner, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem neuesten Bulletin vom Montag mitteilte. Den Anstieg 2023 führt das BAG auf eine starke Welle von Atemwegserkrankungen im Winter und Frühling zurück. Das im Antibiotika-Aktionsplan für 2027 anvisierte Ziel liegt bei 10,2 definierten Dosen.
2023 ist der Anitbiotikaverbrauch in der Schweizer Humanmedizin wieder auf Vor-Corona-Niveau gestiegen. Pro 1000 Einwohner erreichte er 10,8 Tagesdosen oder drei Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Trotz des Anstiegs gehört die Schweiz im europäischen Vergleich weiterhin zu den Ländern mit den tiefsten Werten.
Problematische Antibiotika werden mit unkritischen ersetzt
Bei den für die Restistenzentwickung besonders problematischen Antibiotika stellte das BAG einen Rückgang auf 3,6 Tagesdosen fest. 2014 lag dieser Wert noch bei 4,9 und 2022 bei 3,4 Dosen. Damit beträgt der Rückgang seit 2014 gut ein Viertel.
Im Gegenzug stieg der Einsatz weniger kritischer Antibiotika 2023 auf einen Anteil von 66 Prozent. Damit liegt die Schweiz seit 2019 über dem Zielwert der Weltgesundheitsorganisation von 60 Prozent. Im Aktionsplan angepeilt ist ein Anteil von 69 Prozent.
Hauptsächlich verschrieben bei ambulanten Behandlungen und Erkrankungen der oberen Atemwege
Den Grossteil der Antibiotika verschrieben Ärztinnen und Ärzte 2023 mit 9,4 Tagesdosen bei ambulanten Behandlungen. Dabei zeigten sich ausgeprägte regionale Unterschiede: In der Deutschschweiz lag der Wert bei 7,8 Dosen, in der italienischsprachigen Schweiz bei 12,4 und in der Romandie bei 13,1.
Mit 30 Prozent verschrieben die Arztpraxen den grössten Teil der Antibiotika gegen Erkrankungen der oberen Atemwege, gefolgt von Harnwegsinfekten (28 Prozent). Spitäler verabreichten 1,4 Tagesdosen Antibiotika, gleich viel wie 2022. 87 Prozent der Verschreibungen entfielen auf Praxen, 13 auf Spitäler.
Wo stehen wir im Vergleich zu Europa?
Im Europa-Vergleich liegt die Antibiotika-Verbrauch in der Schweiz im tieferen Bereich. In den EU-Ländern bewegte sich der Wert 2022 zwischen 9,1 und 33,5 definierten Tagesdosen pro 1000 Einwohnern. Der Durchschnitt lag bei 19,4 Dosen.