Antikörper-Tests: Der Zoff um die Corona-Immunität

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Redaktion, DPA

Bern,

Mit Antikörper-Tests soll bald ermittelt werden, wie viele Menschen sich wirklich am Coronavirus infizieren. Doch noch befinden sich diese in der Testphase.

Coronavirus Antikörper-Test
Medizinisches Praxispersonal führt eine Blutentnahme durch. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Daniel Koch könnte die Schweiz künftig Antikörper-Tests einsetzen.
  • Jene, die nach einer Corona-Infektion Antikörper aufweisen, könnten wieder zur Arbeit.
  • Die Frage nach der Virus-Immunität scheint aber noch nicht ganz geklärt zu sein.

Die Schweiz fasst einen flächendeckenden Einsatz von sogenannten Antikörper-Tests ins Auge. Laut Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) arbeiten Forscher derzeit daran. Aktuell gebe es noch keine Tests auf dem freien Markt.

Sie sollen dabei nicht etwa die aktuellen Tests ersetzen, die zeigen, ob jemand an Covid-19 erkrankt ist. Das können sie gar nicht: «Antikörper lassen sich erst an der Spitze der Erkrankung sicher nachweisen. Dann, wenn die Ansteckungsgefahr schon wieder nachlässt», sagt Hendrik Streeck vom Institut für Virologie des Universitätsklinikums Bonn gegenüber der DPA.

Antikörper-Tests mit Resultaten innert weniger Minuten

Es geht vielmehr darum, aufzuzeigen, wer bereits Antikörper gegen das Coronavirus im Blut aufweist. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem herkömmlichen Schwangerschaftstest: Die Probenlösung – zum Beispiel ein Tropfen Blut mit Reagenzien vermischt – wird auf einen Streifen aufgetragen. Eine farbliche Markierung zeigt dann innert Minuten, ob die Probe positiv oder negativ ist.

Koch Pflaster Coronavirus
Daniel Koch trat am Montag mit einem grossen Pflaster auf der Stirn vor die Medien. - Screenshot / Der Schweizerische Bundesrat

Solche Tests können sinnvoll sein, um eine zurückliegende Infektion nachzuweisen und den Verlauf der Epidemie zu verfolgen. Denn Antikörper bleiben auch im Körper, wenn die Erkrankung schon längst abgeklungen ist. Sie sind Strukturen, die unser Immunsystem bildet, wenn es mit einem fremden Erreger in Kontakt kommt.

Durch diese serologischen Tests könnten Wissenschaftler herausfinden, wie viele Menschen infiziert werden, ohne dass diese es wissen. ETH-Professor und Epidemiologe Marcel Salathé geht für die Schweiz von einem Faktor von 2 bis 5 aus, wie er auf Twitter schreibt. Erst so könnten Forscher präziser einschätzen, wie hoch zum Beispiel die Rate der Todesfälle wirklich ist. Es würde zudem die Planung für die Spitäler vereinfachen.

Wie zuverlässig sind Antikörper-Tests

Personen, die nach einer Infektion mit dem Coronavirus Antikörper aufweisen, könnten so wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Dies wäre besonders für infiziertes Pflege- und Spitalpersonal wichtig. So die Idee. Doch da gibt es momentan zwei Haken.

Salathé Coronavirus Antikörper-Tests
Epidemiologe Marcel Salathé befürwortet serologische Tests (Antikörper-Tests). - Twitter

Erstens lässt sich noch nicht sagen, wie zuverlässig diese Antikörper-Tests wirklich sind. Es fehlen vorerst umfangreiche Daten, dass die entwickelten Tests spezifisch die Antikörper gegen Covid-19 aufspüren und nicht auch jene gegen die harmloseren Coronaviren. «Falsche» positive Testresultate könnten zu einer verfälschten Einschätzung der Immunität gegen das Virus führen.

Die Frage der Immunität

Das andere Problem: Ob diese Antikörper auch gegen das Coronavirus immunisieren, ist offen. Professor Adriano Aguzzi vom Unispital Zürich, dessen Team an einer Studie zu Antikörpern gegen Covid-19 arbeitet, hält dies gemäss «SRF» aber für zu 99 Prozent wahrscheinlich.

Unispital Zürich
Am Universitätsspital Zürich wird darauf geachtet, dass Mitarbeitende nicht auf erholsame Festtage verzichten müssen. - Keystone

Salathé sieht es ähnlich, wie er auf Twitter schreibt: «Aufgrund von Daten von anderen Coronaviren kann man sagen ja, wahrscheinlich für ein paar Jahre.» Zum jetzigen Zeitpunkt könne man dies aber nicht sicher sagen.

Deswegen gibt es auch Mediziner, die vor den Antikörper-Tests warnen. Für Matthias Orth, Chefarzt am Institut für Labormedizin am Marienkrankenhaus in Stuttgart, sei es nicht sicher, ab welcher Konzentration die Antikörper tatsächlich auch einen Schutz vor einer Infektion böten. Unklar sei auch, ob oder wie häufig man sich erneut anstecken kann.

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