Nach Ermittlung der neusten Absenzzahlen befinden sich die Krankheitstage von Arbeitnehmern in der Schweiz auf dem bisher höchsten Stand.
Eine Frau hält sich den Bauch. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zahl der Krankheitsausfälle ist enorm gestiegen.
  • Die Ausfälle verursachen Kosten von etwa 22 Milliarden Franken.
  • Ein neues Gesundheitsbewusstsein, Infekte und psychische Belastungen gelten als Ursachen.
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In nahezu allen Berufsbereichen ist die Zahl der Krankheitsausfälle stark gestiegen. Die Zunahme der Ausfalltage sorgt für deutlich steigende Kosten – sowohl für Versicherungen als auch Unternehmen.

Früher waren eher ältere Menschen von einer verhältnismässig geringen Zahl an gesundheitsbedingten Absenzen betroffen. Heute sind es vor allem Frauen und junge Arbeitnehmer, bei denen sich die Ausfälle spürbar erhöhen. Das berichtet die «Sonntagszeitung».

So meldeten sich beispielsweise Mitarbeitende der Stadt Winterhur ZH im letzten Jahr rund 14 Tage krank. Mehr und langfristige Absenzen beklagte auch die Basler Kriminalpolizei. Bei der Post fehlten die Angestellten im Schnitt 15,8 Tage, was einem Anstieg von 19 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Die Ausfälle sorgen gesamtheitlich für Überlastungen der verbleibenden Arbeitnehmer.

Ausfälle um 34 Prozent gestiegen

Für jeden Ausfalltag rechnet das Absenzmanagement mit Durchschnittskosten von 600 bis 1000 Franken. Berufsunfälle und langfristige Erkrankungen verursachten dabei deutlich höhere Kosten als kurzfristige Krankmeldungen. Direkte Kosten wie Arzt- und Spitalbesuche werden von den Versicherungen gedeckt. Die weiteren Kosten für den Arbeitgeber fallen je nach Fall drei- bis fünfmal höher aus.

psychische krankheit
Viele junge Menschen betrachten ihren Beruf als ungesunden Stressfaktor. (Symbolbild) - pixabay

Die Anzahl der Ausfalltage bei Vollzeitarbeitenden ist mit durchschnittlich 9,3 Tagen um 20 Prozent gegenüber den Pandemiejahren gestiegen. Gegenüber dem Jahr vor Pandemiebeginn liegt der Anstieg sogar bei 34 Prozent. Die Daten wurden vom Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht.

Höchste Zahlen im Dienstleistungssektor

Insgesamt sind im letzten Jahr schweizweit 291 Millionen Arbeitsstunden ausgefallen. Bei einer Kostenrechnung von 600 Franken pro Tag ergeben sich 22 Milliarden Franken Verlust durch Ausfälle. Das entspricht einem Drittel mehr als vor der Pandemie.

Obgleich der Anstieg den gesamten Arbeitsmarkt betrifft, verteilt er sich sehr unterschiedlich auf die einzelnen Bereiche. So sind Handwerker, Dienstleistende, Verkäufer und Verkäuferinnen sowie Anlagen- und Maschinenbedienende mit 12 Tagen am häufigsten betroffen.

Sind Sie oft krank?

Für die Zahlen werden mehrere Gründe angeführt: Zum Beispiel ein neues Krankheitsbewusstsein nach Erfahrungen mit der Pandemie. Durch die bevölkerungsweite veränderte Handhabung mit potenzieller Ansteckung blieben kränkelnde Personen eher daheim. Auch wären virale Krankheiten nach Beendigung der Pandemie-Massnahmen stark zurückgekehrt.

Auch die Psyche spiele eine grosse Rolle bei steigenden Krankheitszahlen. Von den 18- bis 35-Jährigen sind laut Angabe des BFS bereits 44 Prozent aufgrund psychischer Probleme der Arbeit ferngeblieben. Bei den über 65-Jährigen sind es im Vergleich nur 8 Prozent. Gemäss einer CSS-Gesundheitsstudie nehmen junge Menschen ihren Beruf als ungesunden Stressfaktor wahr.

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