Nach heftigen Unwettern in der Schweiz ist die Armee zur Bewältigung der Schäden im Einsatz.

Nach den heftigen Unwettern im Tessin, Wallis und Graubünden ist am Dienstag das grosse Aufräumen weitergegangen. Zum Einsatz kommt bei der Bewältigung der Schäden auch die Armee. Im Tessin, im Bündner Südtal Misox und im Wallis wurde am Dienstag weiter nach insgesamt sieben vermissten Personen gesucht.

Die Suche nach den fünf Vermissten nach dem heftigen Unwetter im Maggiatal wird durch das viele Wasser im Fluss Maggia erschwert. Derzeit ist laut Informationen der Tessiner Kantonspolizei nur eine Suche an der Wasseroberfläche möglich.

Neben Helikoptern sind Spezialisten der Alpinen Rettung und Spürhunde im Einsatz. Die Einsätze konzentrierten sich besonders auf die Gebiete von Peccia und Prato Sornico sowie auf den Flussabschnitt zwischen Pian di Peccia und Bignasco.

Daneben stehen im oberen Maggiatal auch elf Psychologen und Betreuer im Einsatz. Sie unterstützen jene Menschen, die von den Unwetterfolgen besonders stark betroffen sind.

Militärhilfebrücke geplant

Im oberen Maggiatal wurde das am Wochenende zerstörte Strom- und Mobilfunknetz grösstenteils wieder hergestellt. Lediglich in Mogno und in Piano di Peccia bestünden noch Probleme mit der Elektrizitätsversorgung, erklärte der Kommunikationschef des Tessiner Notfallstabs Renato Pizolli. Bei Cevio im Maggiatal ist der Bau einer militärischen Hilfsbrücke geplant.

Nach den Unwettern im Wallis beteiligt sich die Schweizer Armee an den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten. Der Einsatz dauert bis zum 10. Juli und kann bei Bedarf verlängert werden. Dies sagte der Einsatzleiter der Armee, Oberstleutnant Jean-Claude Gagliardi, an einer Medienkonferenz in Siders. Rund 135 Armeeangehörige helfen derzeit im Tessin und im Wallis bei der Bewältigung der Unwetterschäden.

In der Region Siders und Chippis im Wallis sind Angehörige des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons sowie des Geniebataillons 6 damit befasst, Wassermassen abzupumpen und Verkehrswege freizuräumen.

Suche nach Vermissten geht weiter

Zwei auf Aluminiumprodukte spezialisierte Unternehmen in Siders VS und Chippis VS standen still. Wann der Betrieb wieder hochgefahren wird, war zunächst unklar. Die Firmen haben Antrag auf Kurzarbeitsentschädigung gestellt.

Im Wallis wurde bisher ein Todesfall in Saas Grund bekannt. Die Suche nach einem vermissten 52-jährigen Mann in der Gemeinde Binn dauerte weiterhin an.

Die Bahnstrecke Lausanne-Brig zwischen Leuk und Gampel-Steg VS bleibt aufgrund des Hochwassers voraussichtlich bis am Donnerstag unterbrochen. Für Reisende zwischen Siders und Visp sowie Gampel-Steg und Leuk standen Ersatzbusse bereit. Betroffen vom Unterbruch waren sowohl Fernverkehrszüge als auch Regionalzüge. Reisenden zwischen Genf-Flughafen, Genf, Lausanne und Visp sowie Brig raten die SBB, via Bern zu reisen.

Schäden in Millionenhöhe

Auch im Misox in Graubünden ging die Suche nach einer vermissten Person weiter. Wie lange diese laufe und wo überall gesucht werde, stehe noch nicht fest, sagte Justiz- und Sicherheitsdirektor Peter Peyer (SP). Bisher forderten die Unwetter vom 21. Juni und die nachfolgenden Fluten sowie Schuttströme im Misox zwei Todesopfer. Eine weitere Person konnte lebend aus Schuttmassen geborgen werden.

Der Gebäudeversicherung wurden im Bündner Südtal bisher 220 Gebäudeschäden gemeldet. Sie rechnet im Misox und im Calancatal mit einem Schadensausmass von 8 bis 15 Millionen Franken. Die schwer betroffene Gemeinde Lostallo beziffert den Gesamtschaden auf ihrem Gebiet auf 38 Millionen Franken. Zudem wurde etwa ein Quadratkilometer Kulturland verschüttet.

Vom Unwetter und dessen Folgen betroffene Unternehmen, insbesondere solche in der Gastronomie und Hotellerie, könnten beim Kanton Kurzarbeitsentschädigung beantragen, sagte Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff (Mitte).

Kein Leben ohne Risiko

Eine einspurige Wiedereröffnung der San Bernardino Autobahn ist laut der Bündner Regierung nach wie vor für den Morgen des 5. Juli geplant. Die Kantonsstrasse wird ebenfalls freigegeben, voraussichtlich vom Norden bis Mesocco in beide Richtungen. Zwischen Mesocco und Grono bleibt sie aber weiterhin für den Transitverkehr gesperrt.

Umweltminister Albert Rösti sieht das Risiko weiterer Schadensereignisse bei Unwettern in der Schweiz als nicht verhinderbar an. «Es gibt kein Leben ohne Risiko», sagte Rösti im «Tagesgespräch» von Radio SRF. Dies sei insbesondere in Berggebieten der Fall.

Man müsse nun dafür sorgen, dass die Ereignisse weniger Auswirkungen hätten. Der Bund alleine zahle jährlich 160 Millionen Franken für Schutzmassnahmen. Man könne die Gelder aber noch gezielter und risikobasierter einsetzen, sagte Rösti.

Helikopter
Ein Helikopter der Schweizer Armee. - keystone
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