Ärzte klagen über Mobbingkultur im Berner Inselspital
Im Berner Inselspital herrscht laut ehemaligen Ärzten eine Mobbingkultur. Wer Kritik äussere, müsse mit Nachteilen rechnen. Die Ärzte fordern eine Untersuchung.
Das Wichtigste in Kürze
- 30 ehemalige Ärzte kritisieren das Berner Inselspital, es herrsche eine Mobbingkultur.
- Wer Kritik äussere, müsse mit Nachteilen rechnen, bei der Forschung werde gespart.
- Die Führung des Spitals zeigt sich überrascht und dementiert.
Das Berner Inselspital kommt nicht aus den Schlagzeilen: Nun äussern 30 ehemalige Ärzte, die gefeuert worden sind, heftige Kritik.
Peter Villiger, der zur Gruppe gehört, arbeitete 20 Jahre lang als Rheumatologe und war Klinikdirektor. Gegenüber SRF sagt er, dass er vor seinem Abgang gemobbt worden sei – «wie aus dem Lehrbuch». Seither habe es sich nicht verbessert, es herrsche eine «Mobbingkultur».
Die Führung des Spitals dementiert dies. Es habe aber verschiedene arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen gegeben. In einigen Fällen wurden Abgangsentschädigungen in Millionenhöhe gezahlt. Laut der Führung sei die Fluktuation in der Ärzteschaft aber nicht gestiegen.
Leichte Probleme zwischen Ärzteschaft und Leitung hält Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver für möglich. Zuletzt habe es viele Herausforderungen gegeben, weshalb einige Themen mit der Ärzteschaft «nicht ausreichend» geklärt worden konnten. Von den Vorwürfen ist Pulver aber überrascht.
Ein weiteres Problem nennt ein anderer Arzt der Gruppe: Kritik werde nicht geduldet, es gebe hohe Abhängigkeit und keine Feedbackkultur auf Augenhöhe. «Äussert man Kritik, muss man mit Nachteilen rechnen.» Auch hier dementiert Pulver, es gebe eine anonyme Meldestelle.
Arzt: «Es findet ein Verlust an Wissen statt»
Die Ärzte beklagen auch den ökonomischen Druck, vor allem in der Forschung: Es müsse viel Zeit aufgewendet werden, um Forschungsgelder zu bekommen. Der Spardruck in Kombination mit dem Abgang guter Leute schade der Anerkennung des Inselspitals. «Zudem findet ein Verlust an Wissen statt.»
Die Führung betont gegenüber SRF die Wichtigkeit der Forschung, die Ausgaben dafür seien hoch, aktuell höher als je zuvor. Dass gespart werden müsse, sagt aber auch Pulver. Die Forschung werde das zu spüren bekommen. Es bereite auch ihm Sorgen, man bemühe sich um Lösungen.
Das Ziel ihrer Kritik ist für die Ärzte nicht etwa Rache am ehemaligen Arbeitgeber. Sondern: «Wir sehen die universitäre Medizin am Standort Bern in Gefahr», sagt ein Hämatologe. Damit der Ruf des Inselspitals nicht zu sehr leidet, fordern die Ärzte eine Untersuchung der Missstände.