Auftragsmord an der Goldküste: Tochter beteuert ihre Unschuld
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Frau soll an der Goldküste einen Killer auf ihre Mutter (†73) angesetzt haben.
- Der Prozess hat heute in Meilen ZH begonnen.
- Einer der vier Beschuldigten hat sich nach Kolumbien abgesetzt.
Der Fall hat die Zutaten eines Krimis: Eine vermögende Ärztin (†73), die in Zürich eine Praxis führte, wurde in ihrer Villa in Küsnacht an der Goldküste ermordet. Ihr Leben endete in der Nacht auf den 20. August 2016.
Ihr Sohn, der sie besuchen wollte, entdeckte die Leiche. Der Staatsanwalt beschuldigt nun die Tochter (46).
Sie soll die Tötung ihrer Mutter in Auftrag gegeben haben, weil sie auf das Millionen-Erbe spekuliert habe. Die Tochter stellte ihrem damaligen Freund, einem Bauarbeiter (37), für den Auftragsmord 300'000 Fr. in Aussicht.
Ein Beschuldigter hat sich abgesetzt
Angeklagt sind vier Beschuldigte. Einer von ihnen, ein Barkeeper (31), erschien heute nicht zum Prozessauftakt vor dem Bezirksgericht in Meilen ZH.
Der eingebürgerte Kolumbianer musste im März 2019 auf Geheiss des Bundesgerichts aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Im November 2019 meldete sich der Mann in sein Heimatland ab.
Klarsichtfolie über Gesicht
Laut der 20-seitigen Anklageschrift wurde das Opfer erstickt, indem ihm Klarsichtfolie übers Gesicht gespannt oder ein Kissen aufs Gesicht gedrückt wurde. Gleichzeitig hielt man es an den Armen fest. Dann steckten die beiden Täter Uhren, Geld und Bankkarten ein und flüchteten.
Die Beute teilten sie sich auf. Noch bevor die Konten gesperrt wurden, hob der Bauarbeiter mit den Bankkarten - zu denen die Tochter laut Anklage die Zugangsdaten lieferte - insgesamt 29'720 Fr. ab und ging shoppen. Rund einen Monat nach der Tat wurde er als erster der vier Beschuldigten festgenommen.
Exorbitante Ritalinsucht
Es handelt sich um einen Indizienprozess. Der Bauarbeiter verweigert auch heute jegliche Aussage. Er sagt bloss zum Richter: «Ich mache keine Aussagen.»
Die Tochter der getöteten Ärztin beteuert weiter ihre Unschuld. Ihre Mutter sei die engste Bezugsperson bis zu ihrem Tod gewesen, sagt sie vor Gericht.
Die geschiedene Frau hatte seit ihrer Jugend Kontakt mit Drogen. Eine schwere Ritalinsucht habe zudem ihr Leben bestimmt: Sie habe täglich bis zu 120 Tabletten Ritalin zu sich genommen. Die Beschuldigte hatte mehrmals einen erfolglosen stationären Entzug gemacht.
Streit um Geld
Zwischen dem Opfer und ihrer Tochter kam es immer wieder zu Streit. Es ging dabei vor allem um Geld und den exorbitanten Ritalin-Konsum der Tochter.
Die Mutter schrieb in einem Mail im März 2016 der Tochter, sie erhalte keine finanzielle Unterstützung mehr. Das verneint die Tochter: «Meine Mutter hätte mich nie fallen lassen, sie hat mich immer unterstützt.» Die Tochter bat auch die Gotte um Geld. Diese habe ihr dann 30'000 Franken gegeben.
Einen Tag vor ihrem Tod schmiss die Mutter die Tochter aus der Villa in Küsnacht. Dort hatte die Tochter einige Wochen gewohnt. Sie schrieb in einem SMS «von der verdammten Mutter» und befürchtete, dass sie enterbt werde.
In einem abgehörten Telefongespräch sagte der Ex-Freund nach dem Mord zur Tochter: «Zahl den anderen aus, zahl mich aus.» Die Frau sagt, es habe sich um 30'000 Fr. aus einem geplatzten Drogendeal gehandelt. Es stimme nicht, dass sie ihrem Ex-Freund 300'000 Fr. für den Mord an ihrer Mutter versprochen habe.
Täter feierten in Strip-Club
Dieser und der Barkeeper hatten nach dem Tod der Ärztin im Club Red Lips im Zürcher Rotlichtmilieu gefeiert und rund 10'000 Franken ausgegeben.
Laut der Anklageschrift sagte die Tochter ihrem damaligen Freund, wo die Wertsachen im Haus der Mutter waren. Sie habe ihm den Schlüssel des Hauses ihrer Mutter nicht gegeben, sagt die Tochter vor Gericht.
DNA des Haupttäters am Opfer
Die Ärztin wurde mit einem Kissen auf dem Kopf tot aufgefunden. Am Handgelenk des Opfer wurden DNA-Spuren des Haupttäters sichergestellt. Die Polizei fand auch ein Stück Klarsichtfolie mit DNA des Beschuldigten und Speichel von der Toten.
Die Tochter sagt dazu, sie könne sich das nicht erklären und wisse es nicht. «Ich hoffe immer noch, dass meine Mutter eines natürlichen Todes gestorben ist.»
Die Frau löschte kurz vor der Verhaftung ihres Ex-Freundes den ganzen Whatsapp-Verlauf auf ihrem Handy.
Der Prozess geht morgen mit der Befragung des vierten Beschuldigten weiter. Der Motorradmechaniker (29) muss sich wegen Entwendung eines Fahrzeugs verantworten.
Die Strafanträge des Staatsanwalts und die Anträge der Verteidiger werden erst während des Prozesses publik gemacht.