Aus im Aescher - zerstören Instagram-Bilder Schweizer Tourismus?
Die Wirte des weltbekannten Aescher werfen wegen dem Besucheransturm den Bettel hin. Social Media führe zu «Overtourism», warnt nun ein Tourismus-Experte.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen zu vielen Gästen wirft das Wirtepaar im weltbekannten Aescher den Bettel hin.
- Instagram führe zu einem «Overtourism», warnt Tourismus-Experte Stefan Forster.
- Die Lage spitze sich immer mehr zu.
Das weltbekannte Berggasthaus Aescher in Appenzell Innerrhoden muss auf die nächste Saison einen neuen Betreiber suchen. Die bisherigen Pächter haben aufgrund des immensen Touristen-Ansturms gekündigt, wie am Montag bekannt wurde. Der Hype wurde auch durch das Cover-Bild von «National Geographic» ausgelöst, das den kleinen Flecken Erde weltberühmt machte.
«Seit Instagram gibt es vermehrt Overtourism», sagt Stefan Forster, Tourismus-Experte an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW gegenüber Nau. Mit anderen Worten: Die Touristen pilgern wegen Social Media alle an dieselben Orte in der Schweiz. «Die Verteilung stimmt nicht mehr, es bildet sich ein Schwarm-Tourismus. Die Lage spitzt sich zu.»
Caumasee ist wegen Instagram hip
Besonders beliebt ist aktuell der Caumasee im Kanton Graubünden, der von Schweiz Tourismus als «Hotspot auf sozialen Netzwerken» aufgeführt wird. Und tatsächlich: Über 29'000 Mal wurde der Hashtag Caumasee auf Instagram bereits verwendet. Neben Schweizern und Touristen aus dem nahen Ausland würden auch zahlreiche Asiaten das türkischblaue Gewässer besuchen.
Anstehen müssen Touristen seit der Einführung der Cabrio-Gondeln auch an der Stanserhorn-Bahn in der Zentralschweiz. Der Ansturm war so gross, dass man die Gäste mit Hilfe von Time Slots staffeln musste. Bekannte Touristen-Hotspots sind seit eh und je auch das Jungfraujoch und Interlaken BE. Allein unter dem Hashtag Interlaken wurden auf Instagram bereits über 500'000 Bilder hochgeladen.
Dabei bildet der Fotodienst alles andere als die Realität ab: «Dank Bildbearbeitungsprogrammen wird das Wasser im See plötzlich türkis und die Felswand spektakulärer als in der Wirklichkeit», so Forster. Nicht selten sei den Touristen dann vor Ort die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Instagram-Selfies als Trophäe
Dass die Fotos derart viele Touristen anlocken, liege daran, dass Bilder die Sehnsucht und den Wunsch weckten, den Ort selbst zu besuchen. Ist man dann dort, rückt die Landschaft allerdings schnell in den Hintergrund: «Die Touristen knipsen Selfies als Beweis, dort gewesen zu sein. Das Bild posten sie dann wiederum geschönt als Trophäe auf Instagram.»
Auch Schweiz Tourismus kurbelt mit dem Hashtag «inlovewithswitzerland» über Instagram den Tourismus an. Das entspreche zwar dem Zeitgeist, sei aber mit möglichen Massen-Anstürmen verbunden, kritisiert Forster. Und weiter: «Man darf die Leute nicht in Massen an Orte locken, an denen die Mittel fehlen.»