Ausstellung zum 100. Geburtstag von Lucius Burckhardt in Basel
Zum 100. Geburtstag von Lucius Burckhardt widmet die Basler Universitätsbibliothek dem städtebaulichen Denker eine Ausstellung.
Lucius Burckhardt hinterliess ab der Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute nachwirkende städtebauliche Denkanstösse. Die Basler Universitätsbibliothek widmet zum 100. Geburtstag des schillernden Wissenschaftlers eine biografische Ausstellung.
Zum Vorbild für die eine, zum Enfant Terrible für die andere Seite wurde Burckhardt (1925–2003) spätestens 1955, als er zusammen mit Max Frisch sowie dem Historiker Markus Kutter das Pamphlet «achtung: die Schweiz» herausgab. Darin prangerten die Autoren die grossen Fehlentwicklung der Städte- und Landschaftsplanung der Nachkriegszeit an.
Ab den 1960er-Jahren machte der aus dem Basler Daig oder Patriziat stammende Soziologe und Nationalökonom unter anderem als Dozent an der ETH, vor allem aber als Professor für Sozioökonomie urbaner Systeme an der Gesamthochschule Kassel (D) auf sich aufmerksam.
Die Entstehung einer neuen Disziplin
Dort entwickelte und praktizierte er mit seiner Frau als Sparringpartnerin seine Spaziergangswissenschaft oder Promenadologie. Darin ging es ihm um die Wahrnehmung von Landschaften, Planungen, das Bauen und die Mobilität abseits des Schreibtisches. Um die Bewusstseinsschärfung des Dreiecks Mensch, Umwelt und Politik, wie er es formulierte.
Sein Wirken war oftmals begleitet von politischem Aktivismus gegen die Autofahrerperspektive der Städteplaner. Bereits 1949 wehrte er sich als Student gegen den Korrekturplan respektive die Talentlastungsstrasse mitten durch die mittelalterliche Basler Altstadt.
Mit einem Referendum scheiterten er und seine Mitstreiter damals zwar. Aber es gelang ihm, den Finger auf die Wunde zu legen, sodass die Strassenplanung in den Folgejahren nach anfänglichen Eingriffen aufgegeben wurde.
Ein Leben im Widerstand
Sein Widerstand gegen die unterirdische Basler Stadtautobahn Nordtangente in den 1980er-Jahren blieb allerdings folgenlos. «Sehend denken» ist der programmatische Titel der Ausstellung in der Basler Universitätsbibliothek. Diese führt durch die Biografie des Ausnahme-Wissenschaftlers zu wichtigen Wegmarken seines Schaffens.
In diesen offenbaren er und seine Frau die pionierhaften Denkanstösse, welche bis heute ihre Aktualität und Brisanz behalten haben. Die Ausstellung «Sehend denken» in der Universitätsbibliothek Basel ist noch bis 13. August zu sehen.