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Autobahnblockade von Klimaaktivisten ist «moralisch grenzwertig»

Carine Meier
Carine Meier

Bern,

Auch in der Schweiz blockieren Klimaaktivisten jetzt Autobahnen. Das ist «moralisch grenzwertig», aber noch keine Radikalisierung, erklärt ein Experte.

klima aktivisten wankdorf
Klimaaktivisten der Gruppierung «Renovate Switzerland» blockieren die Autobahnausfahrt A6 beim Wankdorf, am Dienstag, - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den letzten zwei Wochen haben Klima-Aktivisten mehrfach Schweizer Autobahnen blockiert.
  • Autobahnblockaden seien jedoch «moralisch grenzwertig», heisst es.
  • Jetzt drohen die Aktivisten schon mit neuen Störaktionen.

Nach dem Ende der Corona-Massnahmen melden sich auch die Schweizer Klimaaktivisten aus der unfreiwilligen Pause zurück. Für Schlagzeilen sorgt derzeit vor allem eine neue Gruppierung namens «Renovate Switzerland».

Deren Mitglieder blockierten innerhalb von nur zwei Wochen zweimal eine Autobahnausfahrt sowie eine zentrale Brücke in Genf. Schon am 11. April musste die Waadtländer Polizei nahe Lausanne eine Sitzblockade auf der Autobahn auflösen.

Am Dienstag nahm sich «Renovate Switzerland» die Autobahnausfahrt Bern-Wankdorf vor. Fünf Klimaaktivisten mussten durch die Polizei von der Fahrbahn getragen werden.

Und: Das soll erst der Anfang gewesen sein! Werden ihre Forderungen von der Regierung nicht erfüllt, planen die Klimaaktivisten weitere Blockaden. «Wir werden die Störungen Woche für Woche fortsetzen», drohen sie auf ihrer Webseite.

Auch eine drohende Klage von Getränkehersteller Rivella kann sie nicht abschrecken. Die Aktivisten klauten für ihre Plakate das Logo des Schweizer Herstellers.

Erst «Extinction Rebellion», jetzt «Renovate Switzerland»

Neu sind die Blockaden jedoch nicht, wie Philip Balsiger erklärt. Der Experte für soziale Bewegungen von der Universität Neuenburg verweist auf 2018. Schon da gab es ähnliche Aktionen in der Klimabewegung, etwa von «Extinction Rebellion».

«Ich glaube, es ist aber das erste Mal, dass Klimaaktivisten in der Schweiz eine Autobahn blockieren», fügt der Experte hinzu. Bislang kennt man solche Bilder von langen Autokolonnen wegen einiger weniger Protestierender vor allem aus Grossbritannien.

Für Soziologe Marko Kovic ist es «nicht überraschend, dass solche Protestformen auch in der Schweiz zur Anwendung kommen». Schliesslich sei die Klimabewegung heute stark international vernetzt.

Die Aktion von «Renovate Switzerland» bezeichnet er dennoch als «moralisch grenzwertig». «Klassischer ziviler Ungehorsam ist eine Form passiven Widerstands gegen illegitime Institutionen und Machtverhältnisse», erklärt der Experte. «Aktiv eine Strasse zu blockieren und damit potenziell Menschen zu gefährden, sehe ich nicht in dieser Tradition.»

Radikalisiert sich die Klimabewegung?

Doch: Weder Kovic noch Balsiger sehen in den neuen Störaktionen auf den Schweizer Autobahnen die Anzeichen einer Radikalisierung. Für Greenpeace Schweiz hingegen ist dies nicht die Frage, die man sich jetzt stellen sollte.

Demonstration Greenpeace
Greenpeace-Demonstration zum Agrargipfel im Kanzleramt. - AFP

«Warum steht die Frage im Zentrum, ob diese Aktion radikal ist oder zu weit geht?», schreibt die Organisation auf Anfrage. «Im Zentrum der Diskussion sollten nicht die Autobahn-Blockaden stehen. Sondern der eigentliche Grund, warum sich die Menschen dazu entschlossen, diese Aktionen durchzuführen: Der Klimawandel, der die Lebensgrundlagen von uns allen bedroht.»

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