Aviatik-Experte glaubt nicht an klimaneutrales Fliegen bis 2050

Die Airline Qantas will in der Klima-Debatte Vorreiterin sein und steckt sich hehre Ziele: Ab 2050 sollen ihre Flüge klimaneutral sein. Der CO2-Ausstoss der australischen Fluggesellschaft soll netto auf null sinken.

Ist das überhaupt realistisch? «Fliegen ohne Emissionen ist zurzeit nicht möglich. Vermutlich auch bis 2050 nicht», sagt Aviatik-Experte Stefan Eiselin.

Um total ohne Klima-Emissionen in die Luft steigen zu können, wären beispielsweise elektrische Flugzeuge nötig. «Ein Tesla-Flugzeug zum Beispiel», so der Chefredaktor des Online-Luftfahrtmagazins aeroTELEGRAPH. Solche gäbe es aber bisher nicht für kommerzielle Flüge.

Dass die Fluggesellschaften dem klimaneutralen Fliegen immer näherkommen, davon ist Eiselin aber überzeugt. «Der CO2-Ausstoss wird im Zuge der Entwicklung so oder so sinken», sagt der Experte. Je moderner die Maschinen, desto klimafreundlicher würden diese.

Die Luftfahrtindustrie werde aber auch in Zukunft nicht darum herumkommen, CO2-Kompensationen zu machen, ist Eiselin überzeugt. Das heisst in klimafreundliche Projekte zu investieren, wie zum Beispiel die Aufforstung von Wäldern.

Einen klimafreundlichen Ersatz für herkömmliches Kerosin gibt es bereits: Biotreibstoff. Dieser wird nicht aus Öl, sondern beispielsweise aus Speiseresten oder Sägespänen und somit CO2-neutral hergestellt. Das Problem: Biotreibstoff ist viel teurer als normales Kerosin.

«Es gibt nur wenige Raffinerien, die Biotreibstoff herstellen», erklärt Eiselin. In Los Angeles steht die grösste solche Raffinerie. Die holländische Fluggesellschaft KLM tanke jeweils dort, wenn sie nach L.A. fliege. In Amsterdam und in Skandinavien seien weitere Raffinerien für Biotreibstoff im Bau oder in Planung.

Auch Qantas will gemäss Mitteilung in nachhaltige Kraftstoffe investieren und hat bereits die Strecke Los Angeles-Melbourne mit Senfsamen-Biokraftstoff zurückgelegt.

Wird Fliegen durch den Einsatz von Biotreibstoff in Zukunft viel teurer? «Tendenziell würde ich sagen ja, aber die Technik entwickelt sich, zudem steigt die Nachfrage und damit sinkt auch der Preis wieder», relativiert Stefan Eiselin.

Auch die British-Airways-Mutter IAG und Air France hatten letzten Monat angekündigt, bis 2050 alle Emissionen auf ihren Inlandsflügen auszugleichen. Die breitere Luftfahrtindustrie hatte sich verpflichtet, die Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 2005 zu halbieren.