Baloise-Chef setzt auf profitables Versicherungsgeschäft
Unter Aktionärsdruck lenkt die Baloise-Gruppe ihren Fokus wieder auf das Kerngeschäft Versicherungen, um als eigenständiges Unternehmen profitabler zu werden.
Die unter Aktionärsdruck stehende Baloise-Gruppe lenkt den Fokus zurück auf das Kerngeschäft Versicherungen und will als eigenständiges Unternehmen profitabler werden. Dazu haben Baloise-Chef Michael Müller und sein Team im Herbst die «Refokussierungsstrategie» lanciert, die unter anderem den Abbau von 250 der gruppenweit gut 7300 Vollzeitstellen vorsieht. Nun gehe es darum, die Strategie umzusetzen, betonte Müller im AWP-Interview.
Erste Schritte hat dazu Baloise bereits vollzogen: So wurde die Ökosystem-Strategie mit den zumeist verlustbringenden, digitalen Angeboten gestoppt und der deutsche Online-Versicherer Friday verkauft. Mittlerweile sei ein Viertel der rund 25 Initiativen verkauft, in eine andere Lösung überführt oder liquidiert worden, erklärte Müller. Am Ende hätten sich diese Bemühungen unter anderem auch finanziell zu wenig in die richtige Richtung bewegt.
Der Marschhalt bei den Ökosystemen hatte im vergangenen Jahr eine Belastung von 100 Millionen Franken nach sich gezogen. Dabei wird es laut Müller bleiben. Er rechnet weder im laufenden Jahr noch darüber hinaus mit weiteren «substanziellen negativen Ergebniseffekten». «Innovation bleibt aber ein wichtiger Teil unserer DNA, den wir in die Kernbereiche integrieren», machte Müller klar.
Baloise strebt Eigenkapitalrendite von 12 bis 15 Prozent an
Mit Blick auf die Profitabilität will Baloise die Eigenkapitalrendite in den kommenden Jahren von zuletzt unter 10 Prozent in den Bereich von 12 bis 15 Prozent führen und so für «alle Anspruchsgruppen nachhaltig Wert schaffen», wie Müller sagte. Das Angebot an die Aktionäre laute: Bis Ende 2027 kumuliert über 2 Milliarden Franken an Barmitteln generieren und mit Dividenden und Aktienrückkäufen mindestens 80 Prozent der Gewinne ausschütten.
Dennoch dürfte der Druck der Aktionäre um den aktivistischen Investor Cevian nicht nachlassen, schliesslich dürfte der Cevian-Mann Robert Schuchna im Frühjahr in den Verwaltungsrat gewählt werden. Müller sieht dem gelassen entgegen: «Wir haben die Strategie gemeinsam mit dem Verwaltungsrat erarbeitet. Jetzt geht es um die Umsetzung und da wartet viel Arbeit auf uns.»
Noch stehen aber weitere Forderungen von Cevian im Raum. So soll die Baloise beispielsweise das Geschäft in Deutschland abstossen. «In Deutschland haben wir einige klare Zielsegmente definiert und dort wollen wir in Zukunft weiter erfolgreich sein und die Cash-Beiträge des deutschen Geschäfts spürbar erhöhen», hält Müller dagegen. Darüber hinaus müssten auch alle anderen Bereiche die Kapitalkosten verdienen.
Müller sieht in der Gruppe nicht nur Sparbedarf, sondern auch Wachstumschancen. «Wir wollen in all unseren Zielsegmenten wachsen, wobei wir etwa in Belgien im Geschäft mit KMU oder in den für Deutschland definierten Sparten wie beispielsweise den anlagegebundenen Lebensversicherungen gute Chancen dafür sehen», sagte er. Dabei ziele die Gruppe in erster Linie auf organisches Wachstum ab.