Basel verwandelt sich für Zionisten-Kongress zur Festung
Zeitgleich mit dem ESAF findet in Basel-Stadt der 125. Zionistenkongress statt. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Event sind massiv.
Das Wichtigste in Kürze
- In Basel findet am Wochenende der 125. Zionistenkongress statt.
- Wegen der erwarteten Hochrisikopersonen ist das Sicherheitsdispositiv gewaltig.
- Trotzdem hat die Stadt gleichzeitig eine Pro-Palästina-Demo bewilligt.
Es ist etwas los an diesem Wochenende in der Region Basel: Während wenige Kilometer entfernt zehntausende Zuschauer in Pratteln BL am ESAF mitfiebern, findet in der Stadt gleichzeitig der 125. Zionistenkongress statt.
Etwa 1200 Jüdinnen und Juden besuchen momentan die Rheinstadt, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Für die zahlreichen prominenten Gäste, darunter Guy Parmelin sowie Israels Staatspräsident Isaac Herzog, wurde die Stadt in eine Festung verwandelt.
Bund stuft Kongress als «ausserordentliches Ereignis» ein
Das Sicherheitsdispositiv ist gewaltig: Seit Tagen kreisen Helikopter über der Stadt, auf dem Rhein patrouillieren Schlauchboote. Teile der Innenstadt sind abgeschirmt. Vor dem Nobelhotel «Les Trois Rois» kontrolliert die Polizei.
Die Stadtpolizei hat bei anderen Kantonen und beim Bund Unterstützung angefordert. Die Armee schickt 700 Soldaten, die Gesamtkosten sollen sich auf 5,7 Millionen Franken belaufen. Am Stadtrand in Riehen BS wurde ein Flugabwehr-Stützpunkt errichtet.
Von Sonntag, 4 Uhr bis Montag, 22 Uhr gilt es ernst: Der Luftraum über Basel ist gesperrt, nur der Euroairport darf von planmässig operierenden Linienmaschinen noch angeflogen werden. Auch der Verkehr wird wegen der Hochsicherheitszone im Herzen der Stadt teilweise unterbrochen.
Linke Demo gleichzeitig bewilligt
Trotz all diesem Aufwand haben die Basler Behörden einer Demonstration am Sonntag eine Bewilligung erteilt. Das überrascht, allerdings wird der Pro-Palästina-Umzug von den Verantwortlichen nicht als Sicherheitsrisiko eingestuft.
Die Organisatoren hätten kein Interesse an einem Eklat, hiess es. Sie wollen mit einem eigenen Sicherheitsdienst Probleme und antisemitische Äusserungen verhindern.
Rund 300 Personen versammelten sich gegen 15 Uhr in der Nähe des Bahnhofs, um ihren Unmut über den Zionismus auszudrücken. Die Teilnehmenden trugen die palästinensische Fahne und teilweise T-Shirts mit der Aufschrift «Boycott Israel».
Theodor Herzl «gründete» Israel am Rheinknie
Basel-Stadt hat in der Geschichte der Juden einen besonderen Platz: 1897 wurde im Stadtcasino der Grundstein für einen jüdischen Staat gelegt. Initiator Theodor Herzl sagte damals kurz nach dem Kongress, «in Basel habe ich den Judenstaat gegründet». Der Event gilt als Geburtsstunde von Israel, auch wenn dieses erst 1948 offiziell entstanden ist.
Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten haben die World Zionist Organization (WZO) und der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) geladen. Sie finden am 28. und 29. August an verschiedenen Orten in der Stadt statt.
Höhepunkt ist die Gala am Montag im Stadtcasino am Steinenberg.