Basler Beizer schlampen bei Gästedaten-Erhebung
Der Kanton Basel-Stadt kritisiert öffentlich seine Wirte für die Kontaktdaten-Erhebung in Restaurants. Diese geloben Besserung und plädieren für Augenmass.
Das Wichtigste in Kürze
- Basel-Stadt rügt seine Beizer öffentlich wegen der schlampigen Kontaktdaten-Erhebung.
- Beim Wirteverband nimmt man den verbalen Warnschuss des Gesundheitsdepartements ernst.
- Gleichzeitig plädiert man für Augenmass bei der geschundenen Branche.
Pünktlich zum frühlingshaften Wetter gingen am 19. April schweizweit die Terrassen der Gastrobetriebe wieder auf. Auch die Basler freuen sich seither über ein Nachtessen oder einfach ein Bier nach der Arbeit. Ab Ende Mai dann hoffentlich auch bei jeder Witterung wieder drinnen.
Nicht zu vergessen sind dabei natürlich die alt-bekannten Corona-Schutzmassnahmen. Die Einhaltung der Konzepte wird vom Kanton streng kontrolliert: Gemäss Sprecher Valentin Kressler vom Gesundheitsdepartement Basel werden pro Tag durchschnittlich 10 bis 12 Gastronomiebetriebe aufgesucht. Rund 230 bis 250 Betriebe hatten also bereits Besuch von einem Inspektor.
Kanton liest Wirten die Leviten
Die Resultate dieser Inspektionen passen dem Kanton aber gar nicht. Bereits nach den ersten sieben Tagen hatte sich das Gesundheitsdepartement beim Basler Wirteverband über Mängel, insbesondere bei der Kontaktdaten-Erhebung, beschwert.
Dieser reagierte umgehend und veröffentlichte einen entsprechenden Artikel auf seiner Website. Zusätzlich verschickte eine E-Mail an alle Mitglieder, dass die Vorgaben des Kantons zwingend einzuhalten seien.
Doch die E-Mail schien nicht die gewünschte Wirkung gezeigt zu haben. Am Dienstag verschärfte das Departement von Lukas Engelberger in seinem wöchentlichen Corona-Bulletin dann den Ton: Öffentlich prangerte es die «fehlerhaft oder gar nicht stattfindende Kontaktdaten-Erhebung» durch die Restaurants an.
«Werden zukünftig bei den Kontrollen Unstimmigkeiten festgestellt, werden Ermahnungen ausgesprochen und im Wiederholungsfalle eine Bussenverfügung beantragt», droht der Kanton.
Wirteverband plädiert für Augenmass
Für Maurus Ebneter ist klar, dass die Warnung ernst zu nehmen sei. Eine Situation wie in Bern, wo der Unmut der Wirte in die Aktion Gastrostreik mündete, sieht er am Rheinknie nicht. «Wir wollen letztlich mithelfen, weitere Ansteckungswellen zu verhindern», so der Präsident des Basler Wirteverbands.
Die Ursache für die Probleme ortet er einerseits in einem gewissen Unwillen vieler Gäste, ihre ganzen Daten angeben zu müssen. Auch, wenn es sich dabei nur um eine Tasse Kaffee handelt. «Viele Menschen können nicht nachvollziehen, wieso es die Kontaktdaten von jedem einzelnen Gast braucht. Vor dem zweiten Lockdown genügte es noch, die Daten lediglich einer Person pro Tisch zu erheben», so Ebneter.
Dass ist problematisch für die Gastgeber. Denn auch bei falsch oder unvollständig angegebenen Daten von Gästen sind die Beizer am Schluss verantwortlich.
Oft höre er ausserdem von Wirten, dass sie letztes Jahr sehr viele Daten für die Gesundheitsbehörden gesammelt hätten. Diese seien dann aber gar nie nachgefragt worden. Der Sinn der strengen Massnahme werde jetzt darum wohl nicht von allen verstanden.
Ebneter plädiert weiterhin für Augenmass bei den Kontrollen durch das Gesundheitsdepartement. Bisher sei das auch so gehandhabt worden. «Eine Bussenverfügung wurde bis heute noch keine beantragt», bestätigt dieses auf Anfrage. Bis am Mittwoch hatten aber neun Betriebe eine Ermahnung kassiert.