Gastrostreik Bern wehrt sich gegen zentralisierte Gästedaten
Seit Montag gilt im Kanton Bern ein neues Regime: Gastro-Betriebe müssen Gäste-Daten direkt dem Staat zukommen lassen. Dagegen gibt es Widerstand.
Das Wichtigste in Kürze
- Gastro-Betriebe im Kanton Bern müssen seit 10. Mai Gästedaten direkt dem Staat zusenden.
- Während Gastrosuisse und Datenschützer Grünes Licht geben, gibt es auch kritische Stimmen.
- Das Kollektiv Gastrostreik Bern wehrt sich in einer Aktion gegen die neue Regelung.
In der Berner Gastro-Szene gilt seit 10. Mai: Alle erhobenen Gästedaten müssen in eine zentrale Datenbank des Kantons eingespeist werden. Unabhängig davon, ob ein Corona-Fall vorliegt, oder nicht.
Der Aufschrei war gross. Doch Gastrosuisse begrüsste den Schritt und auch der Berner Datenschützer Ueli Buri gab Entwarnung.
Aber noch nicht überall ist man zufrieden. Unter dem Slogan «Gastrostreik macht Datenstreik!» stellt sich ein Kollektiv von mehreren Dutzend Gastronomie-Betrieben im Raum Bern quer.
In einem Flyer stellen sie klar: «Wir sind nicht gegen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Aber wir sind gegen die Datensammelwut und Haftbarmachung der Betriebe.»
Darum rufe man dazu auf, in der ersten Woche der neuen Regelungen auf das Einsenden der Daten zu verzichten. Ausser, es liege ein Corona-Fall vor. Ob man an der Aktion teilnehmen wolle, solle jeder Betrieb für sich entscheiden.
Tobias Burkhalter, Präsident von GastroBern, versteht das Anliegen des Gastrostreiks. Gegenüber dem «Bund» stellt er jedoch klar: «Wir befürchten, dass ein solcher Streik negative Konsequenzen für die ganze Gastronomie mit sich bringen würde.»
Gastrostreik: «Listen werden weiterhin geführt»
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Gastrostreik-Mediensprecher Diego Dahinden: «Jeder der Teilnehmer führt weiterhin Listen, das Contact Tracing wird weiterhin gewährleistet.» Auch wegen der zeitlichen Beschränkung der Aktion rechne man mit keinen Sanktionen.
Es gehe grundsätzlich um ein Statement: «Eine dezentrale Speicherung der Daten wäre ohne weiteres möglich. Hier findet ein Grundrechtseinschnitt statt, wo eine mildere Alternative mit selbem Effekt völlig machbar wäre.»
«Wir sind Restaurants und Bars, keine Polizeiposten!»
Für die Betriebe entstünde ausserdem ein grosser zusätzlicher Aufwand. «Restaurants und Beizen mit einem digitalen Contact-Tracing-System sind davon weniger betroffen», so Dahinden.
Es gebe aber nach wie vor lokale, welche auf eine analoge Lösung setzten. Diese müssten die Listen nun umständlich nachreichen.
Doch auch grundsätzlich bringe der Umgang mit dem Contact Tracing laut dem Kollektiv einige Ungerechtigkeiten mit sich.
Im Flyer führt der Gastrostreik Bern aus: «Wenn ein Gast vergisst, den QR-Code zu scannen, einen falschen Namen angibt oder sonstige Fehler passieren, haftet der Betrieb.»
Darum die Abgrenzung im Flyer: «Wir sind Restaurants und Bars, keine Polizeiposten!»