Beim Blausee: Transportfirma entsorgt hunderte Tonnen illegal
Die Transportfirma TGC hat in einem Steinbruch beim Blausee hunderte Tonnen Material illegal entsorgt. Der entsorgte Schutt war mit Schadstoffen belastet.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Berner-Transportfirma entsorgte illegal hunderte Tonnen Material in einem Steinbruch.
- Die Materialien waren mit Schadstoffen belastet.
- Laut dem Geologen Marco Buser könnten diese «rasch in den See gespült werden».
Im Steinbruch Mitholz oberhalb vom Blausee wurden von der Berner Transportfirma TGC hunderte Tonnen schadstoffbelastetes Material entsorgt. Recherchen der SRF-«Rundschau» und der «Berner Zeitung» belegen diese illegalen Entsorgungen. Als Beweise liegen der «Rundschau» interne Abrechnungen und umgeschriebene Lieferscheine vor.
Entsorgen darf man im Steinbruch Mitholz nur saubere und unbelastete Materialien. Zum losgewordenen Material gehörte jedoch auch Pressschlamm, der mit Schadstoffen belastet war. Eigentlich hätte er auf einer Deponie vom Typ B entsorgt werden müssen. Doch die Chauffeure mussten das belastete Material «umdeklarieren» und als «sauber» in den Steinbruch beim Blausee bringen.
Lieferschein wurden einfach «umgeschrieben»
Ein ehemaliger Chauffeur der Transportfirma TGC erzählte gegen über der «Rundschau»: «Den Lieferschein haben wir auf einer Autobahn-Raststätte einfach umgeschrieben.» Man hat das Material danach als «Aushub sauber» in den Steinbruch Mitholz oder andere Gruben gebracht. Damit sparte man pro Fahrt hunderte Franken an Deponie-Gebühren.
Das transportierte Material kam unter anderem von Kibag in Regensdorf und von Agir in Dietikon. Ein Grossteil der Materialien waren Schlämme aus einer Waschanlage der Zürcher Firma. Die getrockneten Schlämme enthalten PAK- und Kohlenwasserstoff-Rückstände, die potenziell krebserregend sein können. Die Belastung sei allerdings nicht sehr hoch.
Illegale Ablagerungen beim Blausee sind «gefährlich»
Der Geologe und Entsorgungsexperte Marco Buser meint gegenüber der «Rundschau»: «Von solchem Material geht in der Regel keine unmittelbare Gefahr für die Umwelt aus.» Die illegalen Ablagerungen oberhalb vom Blausee seien jedoch «gefährlich». Der Steinbruch liege in einer Grundwasserzone oberhalb des Sees. «Gerade bei starkem Regen können Spuren der Schadstoffe sehr rasch in den See gespült werden.»
Für die Bauunternehmen war die falsche Entsorgung jedoch nicht sichtbar. Philipp Althaus von der Geschäftsleitung der Kibag AG nahm Stellung zu den Anschuldigungen: «Wir sind erschüttert, wir haben einen hohen Preis für die korrekte und legale Entsorgung bezahlt. Doch schlussendlich wurde das Material illegal in eine Grube gekippt.» Des Weiteren fügt er hinzu: «Wenn das wirklich stimmt, ist das eine Katastrophe.»
Umweltpolitiker sind erschüttert
Natalie Imboden, Präsidentin der Grünen im Kanton Bern, findet gegenüber der «Rundschau»: «Das sind dreckige Geschäfte und dreckige Methoden.» Sie verlangt härtere Kontrollen durch die Behörden.
Auch der GLP-Präsident Jürg Grossen bezog sich auf den Fall: «Das ist skandalös. Es kann nicht sein, dass im Kanton Bern belastetes Material illegal entsorgt wird und niemand hinschaut.» Auch er findet, dass die behördlichen Kontrollen versagt haben.
Strafuntersuchung eingeleitet
Die Staatsanwaltschaft Bern hat bestätigt, dass gegen die Verantwortlichen der Transportfirma TGC eine Strafuntersuchung eingeleitet worden war. Im Mittelpunkt der Strafuntersuchung steht Betrug und der Verstoss gegen die Umwelt- und Abfallgesetzgebung.
Der Anwalt des Geschäftsführers von TGC teilte mit: Dass sein Mandant alle Anschuldigungen «stark belastete Abfälle» falsch deklariert und entsorgt zu haben «dezidiert zurückweist». Für den Geschäftsführer gilt die Unschuldsvermutung.