Beizer mit Unisex-WC rät zu «eigener Kabine»
Das Wichtigste in Kürze
- Ein genderneutrales WC an der Universität Bern sorgt für Diskussionen.
- Ein Berner Barinhaber macht grundsätzlich gute Erfahrungen.
- Doch auch er ist mit negativen Rückmeldungen konfrontiert.
An der Universität Bern regt sich Widerstand: Zwei Studentinnen beklagten sich bei Nau.ch über die genderneutralen Toiletten in der Bibliothek Münstergasse.
Als «unangenehm» bezeichneten sie die Aufhebung der Männer- und Frauen-WCs zugunsten einer Toilette für alle. Links gibt es sowohl Kabinen-WCs und Pissoirs, rechts nur Toiletten zum Abhocken. Beide Seiten sind für alle zugänglich.
Die Hochschule will damit auch Non-Binären und Transgender-Personen einen diskriminierungsfreien Toilettengang ermöglichen. Laut einer Studie des Umfrageinstituts Ipsos beträgt deren Anteil an der Schweizer Bevölkerung rund sechs Prozent.
Während es sich bei den genderneutralen Toiletten in der Uni-Bibliothek um einen Pilotversuch handelt, sind diese anderswo längst Standard. Etwa in Bars und Clubs. Diese machen unterschiedliche Erfahrungen.
Unisex-Toilette sorgt für kürzere Schlangen
Im Zuge des Neubaus vor einigen Jahren hat auch die Ötzi Bar im Skigebiet Adelboden-Lenk BE Unisex-Toiletten eingeführt. «Ich war schon immer ein Fan davon», verrät Inhaber André Schläppi gegenüber Nau.ch.
Denn: «Vorher hatten wir immer lange Schlangen vor den Frauen-Toiletten und kurze vor den Männer-WCs.» Jetzt müssten alle gleich lang anstehen.
Dass mit dem Umbau auch Rücksicht auf Non-Binäre genommen wird, habe bei der Planung keine Rolle gespielt.
Und die Umstellung brachte auch weitere Vorteile mit sich. «Früher hatten wir ein Problem mit der Hygiene auf den Männer-Toiletten. Das ist jetzt besser – mehr Augen halten die WCs sauber.»
Fühlen Sie sich auf genderneutralen Toiletten wohl?
Dennoch ist man im Berner Simmental nicht gänzlich mit den genderneutralen Toiletten zufrieden. «Neben den hauptsächlich positiven Rückmeldungen haben mich auch etwa fünf bis sechs negative Rückmeldungen erreicht.»
Diese gingen auf das Konto von Frauen. «Sie störten sich daran, dass Männer am Pissoir stehen. Das war ihnen unangenehm», so Schläppi. Männer hätten sich hingegen keine beschwert.
Könnte er die Toiletten heute neu gestalten, würde er dem zuvorkommen. «Mein Rat an andere Betreiber: Die Pissoirs sollten möglichst separat montiert sein – am besten in einer eigenen Kabine.»
Pissoirs und Kabinen trennen
Genau das ist beim Jugendkulturhaus Treibhaus Luzern der Fall. Hier sind die Pissoirs und Kabinen getrennt. «Wir haben im vergangenen Sommer die klassischen Schilder entfernt und durch genderneutrale ersetzt», sagt Melanie von der Geschäftsleitung zu Nau.ch.
Die Umwidmung sei auf Wunsch der Mitarbeitenden zustande gekommen.
«Es steht jeder Person offen, welche Art von Toilette sie bevorzugt», erklärt Melanie. «Wir machen die Erfahrung, dass männlich gelesene Personen aufs WC mit Pissoirs gehen, weiblich gelesene Personen aufs WC mit Kabine.»
Beschwerden dazu seien keine eingegangen, so Melanie. «Ich beobachte aber, dass gerade ältere Besuchende erst einmal recht verwirrt sind und die passenden Schilder suchen.» Das sei aber begrüssenswert. «So setzen sie sich mit der Geschlechterthematik auseinander, die Selbstverständlichkeit wird aufgebrochen.»
Verwirrung auch in Bern
Verwirrung herrscht auch im Progr in Bern nach der Übernahme des Betriebs in der Turnhalle im Februar 2024. Dabei wurde für die Beschriftung der zwei Männer-WCs und den zwei Frauen-WCs sowie dem WC für alle mit Icons ergänzt. «Bereits in der ersten Betriebswoche wurde die Beschriftung (Männer/Frauen) weggekratzt», sagt Progr-Leiterin Silvia Hofer zu Nau.ch.
Daraufhin wurde intern über das weitere Vorgehen diskutiert und beschlossen, es für einen Versuchsmonat so zu belassen. «Das sorgte für Verwirrung und wir erhielten zum Teil negative Rückmeldungen. Deshalb werden wir jetzt die WCs in der Turnhalle wieder beschriften.»
Anders ist es im Atelierhaus des Progr. Dort wurde die binäre Trennung Ende 2022 aufgehoben. «Diese wurde mehrheitlich gut aufgenommen», so Hofer.