Naturhistorisches Museum Bern bringt Unisex-WCs

Antun Boskovic
Antun Boskovic

Bern,

Im Naturhistorischen Museum Bern gibt es neuerdings Unisex-Toiletten. Damit will das Museum ein Zeichen setzen und ist nicht das einzige.

Museum Bern Unisex-Toiletten
Auf der Beschilderung steht «WC für alle». - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Naturhistorische Museum verfügt jetzt über Unisex-Toiletten.
  • Dafür musste baulich nichts verändert werden.
  • Die Rückmeldungen der Besucher auf den sozialen Medien sind sehr positiv.

Die Geschlechtervielfalt und Diskriminierung von LGBT-Menschen wird heisser diskutiert denn je! Das Naturhistorische Museum Bern (NMBE) setzt nun ein Zeichen: Seit Kurzem verfügt es über zwei Unisex-Toiletten.

«Es ist ein ganz kleines Zeichen, das wir hier setzen. Aber es bedarf unzähligen solchen kleinen Schritten, damit unsere Gesellschaft weiterkommt», erklärt Simon Jäggi. Er ist bei der für Februar 2021 geplanten «Queer im Tier»-Ausstellung für Inhalt und Recherche zuständig.

Unisex-Toilette Bern
Im Erdgeschoss des Naturhistorischen Museums Bern hat es nun Unisex-Toiletten. - zVg

Als Inhaltsverantwortlicher beschäftige er sich zusammen mit einem Kollegen aus der Wissenschaft seit einiger Zeit mit der Thematik Geschlechtervielfalt. Das habe ihn sensibilisiert. Eine Umfrage unter Mitarbeitenden habe ergeben, dass die Mehrheit für einen Versuch mit Unisex-Toiletten sei.

Erste Reaktionen auf Unisex-Toiletten sehr positiv

«Wir haben vorgängig Abklärungen beim Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland getroffen. Die Behörden waren sehr kooperativ und haben die Idee interessiert aufgenommen, da es sich auch auf Seiten Behörden um Neuland handelt» so Jäggi.

Das Gastronomiegesetz verlange bei grösseren Betrieben, dass die Mehrheit der Toiletten geschlechtergetrennt ist. «Die Mehrzahl der WCs bei uns ist also weiterhin geschlechtergetrennt.»

Naturhistorischen Museum Bern Jäggi
Simon Jäggi ist Ausstellungsmacher am Naturhistorischen Museum Bern. - NMBE/Schäublin

Das Museum setze bei dem Versuch mit den Unisex-Toiletten bewusst auf Dialog: «Wir haben in den Toiletten Zettel hinterlegt, mit denen die Besuchenden Rückmeldungen an die Kasse abgeben können. Die ersten Reaktionen auf Social Media und von Besuchenden sind sehr positiv.»

Baulich habe das Museum nichts verändert, nur die Beschilderung sei angepasst worden. Daher sei die Pissoiranlage nicht in einer Kabine versteckt.

An Hochschulen ein Thema – trotz Spanner-Vorfall

Auch Hochschulen beschäftigen sich vermehrt mit dem Thema. Vor sechs Jahren führte die Uni Bern im «Von Roll»-Gebäude geschlechtergemischte Toiletten ein. Nach einem Spanner-Vorfall wurde das Projekt aber fallen gelassen. Momentan denke laut Jäggi auch die Theologische Fakultät darüber nach, Unisex-Toiletten einzuführen.

Unisex-Toiletten Hochschule Luzern
Auch im Departement Soziale Arbeit an der Hochschule Luzern gibt es Unisex-Toiletten. - Twitter

An der Hochschule Luzern wurden letztes Jahr am Departement Soziale Arbeit ebenfalls drei solche Toiletten eingeweiht, wie «Zentralplus» berichtet. Die Rückmeldungen der Studenten seien insgesamt positiv ausgefallen, nur eine unklare Beschriftung habe nach Kritik angepasst werden müssen.

In Luzern wurde gar das Gesetz angepasst, welches zunächst Unisex-Toiletten verbot.

Museum in Bern will Diskussionen anstossen

Im Frühjahr 2021 startet am NMBE die Sonderausstellung «Queer im Tier». Dabei wolle das Museum Menschen und Tiere nicht vergleichen, sondern naturwissenschaftliche Phänomene und gesellschaftliche Debatten aufeinander treffen lassen.

«Es gibt etliche Menschen, die sich nicht mehr in das binäre Geschlechtssystem hineinpressen lassen möchten», erklärt Jäggi. Die Gesellschaft stehe vor einer grossen Herausforderung: «Wir müssen unser Denken, unsere Sprache oder unsere Gesetze den neuen Realitäten anpassen, was auch verunsichern kann.» Die Ausstellung wolle den Raum bieten, um über eben diese Aspekte nachdenken und diskutieren zu können.

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