Bekannte trans Frau bereut Geschlechteranpassung
Nadia Brönimann lebt seit Jahrzehnten als Frau. Doch damit fühlt sie sich zunehmend unwohl – und bereut ihre Anpassung.
Das Wichtigste in Kürze
- Nadia Brönimann ist eine der bekanntesten trans Frauen der Schweiz.
- Heute erachtet sie ihre Geschlechtsanpassung als Fehler.
- Die Trans-Community betrachte sie deshalb als Verräterin, sagt sie.
Sie ist eine der bekanntesten trans Frauen der Schweiz: Nadia Brönimann (55). Doch inzwischen hadert sie zunehmend mit ihrer weiblichen Identität.
Nach 26 Jahren als Frau plant sie, zu detransitionieren – sie will ihre Geschlechtsanpassung also rückgängig machen. «Das äussere Erscheinungsbild und das innere Empfinden stimmen nicht mehr überein», sagt sie zum «Tages-Anzeiger».
Ihre Entscheidung machte sie über einen Instagram-Post mit dem Hashtag «detrans» bekannt. Dieser Post zeigte sie mit einer neuen Kurzhaarfrisur.
«Flüchtete in ein anderes Lebensextrem»
Brönimann erklärt: «Ich kam mit meiner Anpassung nie bei mir selbst an. Sondern flüchtete in ein anderes, weiteres Lebensextrem, in einen anderen Körper.» Sie fühlt sich zunehmend eingeengt durch die Erwartungen an ihre Weiblichkeit.
Die Entscheidung, ob sie ihre Hormontherapie ändern wird, steht noch aus. Brönimann ist sich der möglichen Komplikationen einer erneuten Umstellung auf Testosteron bewusst. Sie hat Bedenken hinsichtlich der Langzeitfolgen ihrer bisherigen Östrogen-Therapie.
Klar ist für sie aber: Sie möchte nicht nur Nadia sein, sondern auch Christian – eine Identität, die sie jahrelang verdrängt hat. «Mich nur als weiblich zu definieren, fühlt sich nicht mehr richtig an. Ich spüre, dass Christian wieder Raum braucht.» Inzwischen unterschreibt sie mit beiden Namen.
Und sie sagt: «Ich trauere darum, was ich ihm und seinem gesunden Körper angetan habe.» Dass all die Schmerzen und Operationen die falsche Entscheidung waren, sei für sie «absolut» eine bittere Bilanz.
«Viele trans Menschen sehen mich als Verräterin»
Die Reaktionen auf Brönimanns öffentliche Ankündigung waren gemischt. Während viele positive Rückmeldungen kamen, fiel ihr Schweigen aus der Transgender-Gemeinschaft auf. «Viele trans Menschen sehen mich als Verräterin. Dass ich über meinen Detransition-Wunsch spreche, macht mich zur persona nona grata.»
Man werfe ihr vor, sie sei schuld, dass die Bevölkerung das Thema trans negativ bewerte. Weil sie damit «das feindliche Lager und die SVP» bediene. «Man nennt mich rechtspopulistisch und transphob.»
Das sind Vorwürfe, die Brönimann von sich weisen will. Schliesslich nehme sie niemandem etwas weg. Sie wolle nur, dass über den Aspekt «genauso ehrlich und offen gesprochen wird wie über alles andere. Und dass jene, die detransitionieren, trotzdem Teil der Community sein können.»
Brönimann will Junge über alle Folgen aufklären
Sie betont die Notwendigkeit einer offenen Diskussion über das Thema Detransition. Zudem fordert sie mehr Unterstützung für Menschen in ähnlichen Situationen wie ihrer eigenen.
Sie sagt: «Ich will, dass gerade junge Menschen ehrlich über alle möglichen Folgen einer Anpassung aufgeklärt werden.»
Ihr sei wichtig, dass ihnen bewusst sei, was im schlimmsten Fall passieren könne: «Dass sie eines Tages erkennen müssen, dass ihre medizinische Geschlechtsangleichung nicht der richtige Weg war. Und ihnen nicht die erhoffte Befreiung brachte.»