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Berghotel legt seine Stromrechnung offen – 91 Franken am Tag

91 Franken pro Tag, also 33'215 Franken pro Jahr, zahlt das Hotel Des Alpes in Adelboden BE für seinen Strom. Das sollten Gäste wissen, sagt das Team.

Strom
Früher zahlte das Hotel Des Alpes für sein Strom zwischen 50 und 55 Franken pro Tag – bevor sein Anbieter die Kosten um 80 Prozent erhöhte. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Hotel Des Alpes in Adelboden BE hat eine enorm hohe Stromrechnung.
  • 91 Franken zahle man pro Tag, steht auf einem Plakat auf der Toilette.
  • Es gehe darum, Gäste zu sensibilisieren.

«Wussten Sie schon, dass wir 91 Franken Strom pro Tag bezahlen?», fragt das Hotel Des Alpes in Adelboden BE seine Gäste. Die Frage hängt gedruckt und eingerahmt in der Damentoilette. Die genannten Kosten belaufen sich pro Jahr auf satte 33'215 Franken.

Das sorgt auf der Toilette für Stirnrunzeln. «Davon habe ich schon ein Foto gemacht», sagt eine Besucherin vor dem Schild. «So einen riesigen Betrag kann ich fast nicht glauben.»

Aber: Das Hotel hat sich nicht verrechnet. Das Problem seien nicht die Toiletten. «Sondern die Küche, Kaffeemaschine, Herd, Ofen – das sind die Stromfresser», erklärt Gastgeber Thomas Hofer bei Nau.ch.

Dem rund 300 Quadratmeter grossen Hotel geht es bei der Aktion nicht ums Jammern, betont er. Vielmehr soll der Hinweis auf die Stromkosten für Restaurant, Gelateria und die 13 Zimmer zu einer Sensibilisierung der Gäste führen.

Denn sie wissen laut Hofer oft nicht, was Dienstleistungen – wie beispielsweise das Servieren eines Espressos – alles erfordern. «Manche Menschen beschweren sich gerne über die Menü- oder Zimmerpreise. Wir verdienen uns an ihnen aber keine goldene Nase», betont der Gastgeber.

80-Prozent-Anstieg bei den Stromkosten

Vor allem nicht, seit der Stromanbieter des Hotels vor etwa zwei Jahren die Kosten um 80 Prozent erhöht habe. Früher zahlte das Hotel Des Alpes zwischen 50 und 55 Franken pro Tag, sagt Hofer.

Der Aufschlag auf 91 Franken führte zu einer nochmals geringeren Gewinnspanne. «Unsere Preise können wir ja nicht erhöhen», so Hofer weiter. «Das würde keiner zahlen.»

Mit dem Problem ist das Berghotel nicht allein. So zeigt 2022 eine Umfrage des Verbands Hotellerie Suisse, wie hart die drohende Energiemangellage die Branche trifft. Sie hat die Coronasorgen deutlich verdrängt – und ist heute mit Abstand die grösste Herausforderung für Gastgeber.

«Die Beherbergungsbranche leidet stark unter den steigenden Strompreisen», schreibt der Branchenverband. Ein Grossteil der Betriebe – circa 70 Prozent – stünde als Grossverbraucher vor akuten finanziellen Schwierigkeiten.

Schwierigkeiten, die in etwa der Hälfte der Fälle das Potenzial hätten, sich zu einer «existenzbedrohenden Lage» zu entwickeln. Zum Beispiel bei einer Verdreifachung der Energiepreise. Dann müssten viele ihre Türen schliessen.

Konkurswelle muss verhindert werden

Hotellerie-Suisse-Präsident Andreas Züllig warnt: «Temporäre Betriebsschliessungen oder eine Konkurswelle müssen unbedingt verhindert werden.» Die Betriebe würden ja wichtige Funktionen erfüllen – etwa in der Schaffung von Arbeitsplätzen.

Im Vergleich zu 2021 haben sich laut Züllig die Energiepreise für das Jahr 2023 im Schnitt um 129 Prozent erhöht. Zudem beschäftigen die Branche auch die vom Bund vorgesehenen Einschränkungen und Verbote bei einer Verschärfung der Energielage.

Findest du einen Energiekostenzuschlag für Hotelgäste angebracht?

«Von diesen wären die Beherbergungsbranche und der Tourismus übermässig stark betroffen», so Hotellerie Suisse weiter. Statt genereller Anlagen-Schliessungen und Geräteverbote schlägt Hotellerie Suisse vor, dass Betriebe ein definiertes Sparziel erreichen müssen.

Dafür bräuchte es laut dem Verband für jedes Hotel andere Massnahmen: So könnte ein Stadthotel eine ganze Etage schliessen und damit viel Strom sparen. Ein Betrieb in einer Ferienregion dagegen könnte beispielsweise eher die Betriebszeiten des Wellnessbereichs reduzieren.

Hotels verrechnen Gästen Stromzuschlag

Einige Hotels haben sich dafür entschieden, die gestiegenen Stromkosten auf die Gäste abzuwälzen. Bereits 2022 verrechneten die ersten Unterkünfte Stromzuschläge. Zum Beispiel das Sonne Seehotel in Eich am Sempachersee im Kanton Luzern.

Es verlangte einen Energiekostenzuschlag von fünf Prozent. Nur: Wie der Gastgeber des Hotel Des Alpes in Adelboden BE sagt, hält sich die Bereitschaft, mehr zu zahlen, in Grenzen.

Er kann nur um Verständnis für die aktuelle Situation bitten – und hoffen, dass sie sich nicht noch weiter verschärft.

Kommentare

User #4750 (nicht angemeldet)

Die Stromanbieter machen dafür Gewinn im zweistelligen Milliardenbereich. Das ist doch fair. Die können wir unmöglich am Hungertuch nagen lassen.

User #1815 (nicht angemeldet)

AKW's hättet ihr bauen sollen, jetzt wird der "Pfus" immer teuer und die Landschaft immer mehr verschandelt!

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