Bern: Neuer Velokurierinnendienst flitzt durch die Strassen
Egal, ob Minusgrade oder Regen wie aus Kübeln – die Velokurierinnen und -kuriere flitzen durch die Stadt Bern. So auch der neue «Intracity Courier».
Das Wichtigste in Kürze
- Ein neuer Velokurierinnendienst flitzt durch die Berner Strassen.
- Die Genossenschaft «Intracity Courier» besteht aus einem jungen und dynamischen Team.
- Im Interview erklärt Mitglied Chames Maugweiler, was den ICC besonders macht.
Ein neuer Wind weht durch die Stadt Bern – wortwörtlich. Schuld daran sind die Velokurierinnen und -kuriere mit der ICC-Aufschrift auf dem Rücken. Rasant manövrieren sie durch die Gassen.
Der ICC, ausgeschrieben «Intracity Courier», macht seit Anfang Februar die Berner Strassen unsicher. Er reiht sich an eine Vielzahl von Velokurierdiensten in der Bundeshauptstadt. Was die Genossenschaft speziell macht, erklärt Mitglied Chames Maugweiler im Interview mit Nau.ch.
«Bei uns steht der Mensch im Vordergrund»
Nau.ch: Wie kam es zur Gründung eines neuen Velokurierinnendienstes in Bern?
Chames Maugweiler: Angefangen hat alles damit, dass wir eine gemeinsame Leidenschaft für Velos und das Kurieren haben. Die Idee für einen neuen Velokurierinnendienst kreiste uns schon lange durch die Köpfe. Nach und nach wurde es konkreter. Nun sind wir seit diesem Monat auf den Berner Strassen als «Intracity Courier» aufzufinden.
Nau.ch: Wieso sollten man überhaupt auf Velos umstellen? Es klappt doch auch gut mit dem Auto, oder nicht?
Chames Maugweiler: Uns liegt die Nachhaltigkeit am Herzen. Wir sind ein junges Team und sind uns der Folgen des Klimawandels sehr bewusst. Kurierdienste mit dem Velo sind dabei ein Schritt in Richtung klimafreundlicher Transport.
Ausserdem ist uns aufgefallen, dass es immer mehr zu einem gesellschaftlichen Bedürfnis geworden ist, ein klimafreundlicheres Leben zu führen.
Neben der Nachhaltigkeit bietet der Lastentransport auf dem Velo einen weiteren Vorteil. Die Stadt Bern leitet nach und nach Schritte ein, um die Innenstadt autofreier zu gestalten. Für uns ist das natürlich kein Problem, da wir mit unseren Velos mehrheitlich überall durchkommen.
Nau.ch: Kurierinnendienste mit dem Velo – das ist nichts Neues in der Stadt Bern. Wieso braucht es einen weiteren Velokurierinnendienst?
Chames Maugweiler: Uns ist durchaus bewusst, dass bereits diverse Kurierinnendienste in der Stadt Bern etabliert sind. Doch unser Ziel ist nicht, mit ihnen zu konkurrieren. Lieber tragen wir dazu bei, dass der Kuchen grösser wird und somit die Nachfrage für uns alle steigt.
Ausserdem liefern andere Kurierinnendienste grösstenteils Essen. Dieser Markt ist bereits ziemlich gesättigt. Wir beim ICC konzentrieren uns vor allem auf Lastentransporte. Zentral sind uns auch die Werte unseres Betriebes, denn bei uns steht der Mensch im Vordergrund.
Nau.ch: Faire Arbeitsbedingungen und ein inklusives Umfeld – ist das also die Philosophie vom ICC?
Chames Maugweiler: Ja, genau. Leider werden bei vielen Unternehmen die Angestellten aufgrund ihrer Sexualität oder Identität benachteiligt. Beim ICC ist die Gleichstellung der Menschen grossgeschrieben. Wir probieren, ein möglichst sicheres und faires Umfeld zu bieten – für alle Menschen.
Crowdfunding: «Wir sind sehr dankbar»
Nau.ch: Dies findet offenbar Anklang: Mit über 25'000 Franken als Spenden lief das Crowdfunding zur Unternehmensgründung sehr gut. Wie erklärt sich der ICC diese grosse Unterstützung?
Chames Maugweiler: Wir konnten viel und gute Werbung betreiben. Viele von uns haben bereits Erfahrungen in der Velokurierinnen-Szene und konnten dadurch ein breites Netzwerk aufbauen. Dies half uns sicherlich bei dem Sammeln von Spenden. Wir bekamen durch sehr viele kleine Spenden eine grosse Summe zusammen – dafür sind wir sehr dankbar.
Nau.ch: Und nun weg von der Theorie. Am 5. Februar ging es los, wie lief der Start?
Chames Maugweiler: Gut, doch aller Anfang ist schwer. Wir hatten auch noch beim Start viele Hürden vor uns. Es gab und gibt immer noch viel zu diskutieren – und das ist auch gut so. Wir sind eine Genossenschaft mit flacher Hierarchie und leben von einer gesunden Diskussionskultur.
Nau.ch: Sieht man bald vermehrt blaue Leibchen auf den Berner Strassen?
Chames Maugweiler: Ja, hoffentlich. Wir glauben fest daran, dass unser Konzept funktionieren wird und sich der ICC etablieren kann. Langfristig wäre es natürlich schön, sich alle Mitarbeitende Vollzeit dem ICC widmen könnten.
Zur Person: Chames Maugweiler (23) ist Mitglied der Genossenschaft «Intracity Courier» und übt Backoffice-Tätigkeiten aus.