Berner Polizei-Gummischrot wurde nie getestet
Ohne ausführliche Tests setzt die Kantonspolizei Bern neue Gummischrot-Munition ein. Aufgrund der Verletzungsgefahr sorgt das für Fragezeichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor zwei Jahren wechselte die Kantonspolizei Bern die Gummischrot-Munition.
- Es gibt Vorwürfe: Die neuen Projektile seien nicht ausführlich getestet worden.
- Der Begutachter lieferte nur eine «rudimentäre Einschätzung».
Seit Herbst 2021 nutzt die Kantonspolizei Bern moderne Mehrzweckwerfer mit neuer Gummischrot-Munition. Nun gibt es Vorwürfe: Die «Rubber Shot Hexagonal», so heissen die Geschosse, seien von der Polizei noch nie richtig getestet worden.
Dies geht aus einem Bericht der «Wochenzeitung» hervor. Davor benutzte die Berner Polizei Projektile des Typs MZW. Diese ähneln der neuen Munition zwar in der sechseckigen Form. Die neuen «Rubber Shot Hexagonal» sind jedoch deutlich kleiner.
Der bernische Regierungsrat thematisierte die neuen Projektile in einer Antwort auf einen Vorstoss vor einem Jahr. Dabei versicherte er, dass das Verletzungsrisiko bei der neuen Munition deutlich tiefer sei.
Aufgrund der niedrigeren Mündungsgeschwindigkeit sei auch die massgebliche Energiedichte geringer. Des Weiteren sei die Streuung weniger breit. Laut der bernischen Sicherheitsdirektion stützen sich diese Aussagen auf ein externes Gutachten. Dies habe die Kantonspolizei Bern bei der BPK Consultancy GmbH in Auftrag gegeben.
Der Gutachter widerspricht der Kapo Bern
Kurios daran ist nun, dass Geschäftsführer Beat P. Kneubuehl gegenüber der «WOZ» Folgendes sagte: «Es gibt kein Gutachten von mir und meiner Firma zu diesem Projektil.» 2020 habe er der Kapo Bern nur eine «rudimentäre Einschätzung» zum Verletzungsrisiko der neuen Projektile im Umfang eines A4-Papiers abgegeben.
Seine Einschätzung habe jedoch lediglich auf Daten der Kantonspolizei und des Herstellers beruht. Gegenüber der «Berner Zeitung» liess Kneubuehl verlauten, dass weitere Tests bis zu 20'000 Franken kosten würden.
Die Kantonspolizei Bern rechtfertigt sich bei der «BZ» folgendermassen: «Der Bericht war bereits derart aussagekräftig, dass wir in der Folge auf weitere aufwendige und kostspielige Analysen verzichten konnten.»