Der Besitzer von Stahl Gerlafingen, Antonio Beltrame, hat sich vom Bundesrat enttäuscht gezeigt.
Mitarbeiter der Stahl Gerlafingen
Stahl Gerlafingen, eine Tochtergesellschaft der italienischen Beltrame Group, plant die Entlassung von 120 Mitarbeitern. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Stahlwerk Gerlafingen SO kämpft schon länger mit finanziellen Problemen.
  • Erneut muss der Arbeitgeber 120 Mitarbeitende entlassen.
  • Der Besitzer macht den Schweizer Staat und die Energiepolitik verantwortlich.
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Das Stahlwerk will er nicht aufgeben. Doch würden der Schweizer Staat und die Energiepolitik ihn schliesslich dazu zwingen, wie Antonio Beltrame in einem Interview sagte. Das Stahlwerk habe die Bundesräte Albert Rösti und Guy Parmelin frühzeitig über problematische Rahmenbedingungen informiert, sagte Beltrame in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Stahl Gerlafingen ist die Tochtergesellschaft der italienischen Beltrame Gruppe, von der er Verwaltungsratspräsident ist.

Beltrame bestätigte im Interview, dass in Gerlafingen SO erneut über hundert Personen entlassen werden. 120 Mitarbeitende sind nach Angaben des kaufmännischen Verbands und der Gewerkschaften Syna und Unia vom Freitag betroffen. Bereits im Frühling kam es zum Abbau von 60 Arbeitsplätzen.

Sollte der Bundesrat das Stahlwerk Gerlafingen retten?

Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern, bestehe das Risiko einer Schliessung, sagte Beltrame. «Ich bin ein Unternehmer. Ich kann nicht jeden Tag Geld verlieren», sagte der Firmeninhaber. Den Bundesräten Rösti und Parmelin sei das bekannt. Als Drohung will er seine Aussage nicht verstanden wissen. Er informiere einfach über die schwierige Situation.

«Wir wollen übrigens auch keine Subventionen», sagte er und forderte die gleichen Bedingungen wie die Konkurrenz. Das Stahlwerk habe 2023 wegen den gestiegenen Energiekosten viel Geld verloren. Frankreich und Italien habe in dieser Zeit den Strom für die Industrie verbilligt, sagte Beltrame.

«Wir sind systemrelevant»

Der Nationalrat hatte Ende September sofortige Hilfe für das bedrohte Stahlwerk in Gerlafingen gefordert. Der Bundesrat wurde beauftragt, zusammen mit dem Standortkanton Solothurn und dem Unternehmen Sofortmassnahmen zu ergreifen, um das Werk zu retten. Notrecht wollte der Nationalrat dabei nicht ausschliessen.

Der Bundesrat hatte zuvor eine staatliche Förderung einzelner Unternehmen oder Branchen abgelehnt. Stattdessen setzt er auf bessere Rahmenbedingungen und – was Branchen mit hohem Stromverbrauch angeht – auf energie- und klimapolitische Massnahmen.

Betonstuhl
Aufgestapelte Betonstahl-Armiereisenspulen im Stahlwerk in Gerlafingen im Kanton Solothurn. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Für systemrelevant hält Parmelin die Stahlindustrie nicht, wie der Wirtschaftsminister im März zum Schweizer Radio SRF sagte. Dagegen wehrte sich nun Beltrame: Die Schweiz brauche Baustahl. «Wir sind für die Kreislaufwirtschaft der Schweiz durchaus zentral und systemrelevant», sagte er der Zeitung.

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