Betrüger zocken Wohnungssuchende mit Billig-Inseraten ab

Simon Binz
Simon Binz

Zürich,

Fake-Vermieter nutzen Firmenkonten von Immobilienfirmen und posten gefälschte Wohnungsinserate. Es ist eine bekannte Betrugsmasche.

Homegate
Wie lange ein Inserat aufgeschaltet ist, hänge auch von der Nachfrage ab, die das Angebot vielerorts übersteigt. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fake-Vermieter bieten günstige Wohnungen auf Homegate an und kassieren damit ab.
  • Die Betrüger nutzen Firmenkonten und posten von dort aus gefälschte Inserate.
  • Homegate reagiert nach Kritik und führt die Zwei-Faktor-Authentifizierung ein.

Die Wohnungen in Genf, Winterthur oder Uster ZH sind hell, geräumig und unschlagbar billig. Eine Fünfzimmerwohnung in Genf für 2000 Franken etwa – ein Traum für Erika Noser (Name geändert). Wie sie gegenüber dem «Beobachter» erklärt, schien der Preis zwar tief, der Anbieter aber seriös. Es handelte sich demnach um eine Immobilienfirma aus der Innerschweiz.

Sind Sie schon einmal auf einen Online-Betrug reingefallen?

Noser meldete sich über Homegate und erhielt eine Nachricht von «Grace Nieman». Die angebliche Besitzerin der Wohnung gab an, in Spanien zu sein und wickelte die Vermietung über Airbnb ab. Noser zahlte Miete und Kaution auf ein spanisches Konto. Eine Woche später wollte sie mit «Grace» den Mietvertrag unterzeichnen, stand jedoch vor verschlossener Tür. Da wurde ihr klar, dass sie auf Betrüger hereingefallen war.

Betrüger loggen sich über Firmenkonten ein

Christian Andres, Immobilienfachmann aus Bern, kennt diese Masche gut. Im Namen seiner Firma Lifestyle Company AG wurden bereits dreimal gefälschte Inserate auf Homegate geschaltet. «Immer am Freitagabend, so dass bei uns im Büro niemand erreichbar ist», sagt er.

Die Betrüger loggen sich demnach über das Firmenkonto ein und erstellen die Inserate. Nach jedem Vorfall seien die Zugangsdaten gewechselt worden, doch es nütze nichts, so Andres. Er kritisiert die Swiss Marketplace Group (SMG), Betreiber von Homegate, wegen fehlender Zwei-Faktor-Authentifizierung und mangelndem Wochenend-Support.

Die SMG weist die Vorwürfe zurück. Laut Mediensprecher Fabian Korn sind die «Sicherheitsmassnahmen rund um die Uhr aktiv». Man bemühe sich ausserdem ständig, die Sicherheit zu erhöhen. Er betont, dass oft die betroffenen Immobilienfirmen durch gefälschte E-Mails oder Websites ihre Passwörter verlieren.

Es geht doch mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung

Immobilienunternehmer Andres hält dagegen: «In der heutigen Zeit kann man Phishing-Versuche nie ganz ausschliessen. Unser Personal ist darauf sensibilisiert.» Und weiter: «Dass unsere Zugangsdaten innert weniger Wochen gleich dreimal gehackt wurden, obschon wir sie immer wieder gewechselt haben, scheint mir doch sehr unwahrscheinlich.“

Wohnungsnot
Eine Wohnungssuche in der Schweiz kann sich schwierig gestalten - Betrüger nutzen diesen Umstand schamlos aus. - keystone

Die SMG verspricht Abhilfe – und tatsächlich wird zwei Tage nach der Anfrage des «Beobachters» die Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt. Man freue sich, damit Phishing-Versuche «erheblich erschweren oder verhindern» zu können, heisst es von dem Homegate-Betreiber. Betont wird, dass diese Neuerung «ohne Zusammenhang» mit der Anfrage stehe.

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Kommentare

User #5864 (nicht angemeldet)

2 Faktor macht es etwas besser ist aber auch nicht sicher. Bei uns wurde das auch gehackt bei einem User. Besser ist wie Swissqote hat tatsächlich wieder die Streichliste auf Papier. Nur ein PC oder Handy ist das Hauptgerät dessen Hardware eingetragen ist beim Konto mehr geht nicht der Rest muss die Streichliste nutzten.

User #3271 (nicht angemeldet)

Heutzutage verlangen manche Vermieter schon die ganzen persönlichen Daten plus Betreibungsauszug, bevor man eine Wohnung besichtigt hat. Ich muss mich also schon für eine Besichtigung bewerben. Wo führt das noch hin? Was waren das schöne Zeiten, als Wohnungen in regionalen Zeitungen ausgeschrieben waren und man telefonisch einen Besichtigungstermin vereinbaren konnte, die Wohnung dann besichtigte und bei Gefallen gleich per Handschlag die Zusage bekam! Das Formular für den Vertrag kam danach. Heute, da Hausbesitzer ihre Wohnungen nicht mehr selber vermieten und stattdessen über Verwaltungen vermieten lassen, steigen die Mieten ins Unanständige und es geht nur noch um Rendite. Diese ist angeblich gedeckelt - doch wer kontrolliert das? Frau Badran vielleicht?

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