Betrüger zocken Wohnungssuchende mit Billig-Inseraten ab
Fake-Vermieter nutzen Firmenkonten von Immobilienfirmen und posten gefälschte Wohnungsinserate. Es ist eine bekannte Betrugsmasche.
Das Wichtigste in Kürze
- Fake-Vermieter bieten günstige Wohnungen auf Homegate an und kassieren damit ab.
- Die Betrüger nutzen Firmenkonten und posten von dort aus gefälschte Inserate.
- Homegate reagiert nach Kritik und führt die Zwei-Faktor-Authentifizierung ein.
Die Wohnungen in Genf, Winterthur oder Uster ZH sind hell, geräumig und unschlagbar billig. Eine Fünfzimmerwohnung in Genf für 2000 Franken etwa – ein Traum für Erika Noser (Name geändert). Wie sie gegenüber dem «Beobachter» erklärt, schien der Preis zwar tief, der Anbieter aber seriös. Es handelte sich demnach um eine Immobilienfirma aus der Innerschweiz.
Noser meldete sich über Homegate und erhielt eine Nachricht von «Grace Nieman». Die angebliche Besitzerin der Wohnung gab an, in Spanien zu sein und wickelte die Vermietung über Airbnb ab. Noser zahlte Miete und Kaution auf ein spanisches Konto. Eine Woche später wollte sie mit «Grace» den Mietvertrag unterzeichnen, stand jedoch vor verschlossener Tür. Da wurde ihr klar, dass sie auf Betrüger hereingefallen war.
Betrüger loggen sich über Firmenkonten ein
Christian Andres, Immobilienfachmann aus Bern, kennt diese Masche gut. Im Namen seiner Firma Lifestyle Company AG wurden bereits dreimal gefälschte Inserate auf Homegate geschaltet. «Immer am Freitagabend, so dass bei uns im Büro niemand erreichbar ist», sagt er.
Die Betrüger loggen sich demnach über das Firmenkonto ein und erstellen die Inserate. Nach jedem Vorfall seien die Zugangsdaten gewechselt worden, doch es nütze nichts, so Andres. Er kritisiert die Swiss Marketplace Group (SMG), Betreiber von Homegate, wegen fehlender Zwei-Faktor-Authentifizierung und mangelndem Wochenend-Support.
Die SMG weist die Vorwürfe zurück. Laut Mediensprecher Fabian Korn sind die «Sicherheitsmassnahmen rund um die Uhr aktiv». Man bemühe sich ausserdem ständig, die Sicherheit zu erhöhen. Er betont, dass oft die betroffenen Immobilienfirmen durch gefälschte E-Mails oder Websites ihre Passwörter verlieren.
Es geht doch mit der Zwei-Faktor-Authentifizierung
Immobilienunternehmer Andres hält dagegen: «In der heutigen Zeit kann man Phishing-Versuche nie ganz ausschliessen. Unser Personal ist darauf sensibilisiert.» Und weiter: «Dass unsere Zugangsdaten innert weniger Wochen gleich dreimal gehackt wurden, obschon wir sie immer wieder gewechselt haben, scheint mir doch sehr unwahrscheinlich.“
Die SMG verspricht Abhilfe – und tatsächlich wird zwei Tage nach der Anfrage des «Beobachters» die Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt. Man freue sich, damit Phishing-Versuche «erheblich erschweren oder verhindern» zu können, heisst es von dem Homegate-Betreiber. Betont wird, dass diese Neuerung «ohne Zusammenhang» mit der Anfrage stehe.