BGV-Chef-Wechsel: Baselbieter Regierung erwartet «mehr Konstanz»
Die Trennung von CEO Marcel Allemann führt zu kritischen Fragen aus der Politik. Soll die Gebäudeversicherung in die Verwaltung integriert werden?
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Das Wichtigste in Kürze
- Nach gerade mal wenigen Wochen muss BGV-CEO Marcel Allemann wieder gehen.
- Bezüglich der Kontinuität der Versicherung sorgt sich die Baselbieter Politik.
- Eine Eingliederung in die Verwaltung hält die Regierung dennoch nicht für zielführend.
Die Wechsel in der Chefetage der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung (BGV) beschäftigen nun auch die Politik. Der Gelterkinder FDP-Landrat Stefan Degen deutet die «Abgänge in leitenden Funktionen mit dieser Kadenz» als «schlechte Zeichen». Er verlangt, dass «die Situation in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat» überprüft werde.
Die BGV hat sich vor Kurzem von ihrem neuen Chef Marcel Allemann getrennt – noch in der Probezeit. Dies machte «OnlineReports» am 21. Mai publik. Schon Allemanns Vorgänger blieben nur anderthalb und fünf Jahre im Amt.
Die BGV scheint seit der Pensionierung von Bernhard Fröhlich, der dem Unternehmen über zwei Jahrzehnte vorstand, keine langfristige Nachfolge zu finden.
An der Landratssitzung vom Donnerstag hat sich Degen mit kritischen Fragen an die Kantonsregierung gewandt. Diese übt die Aufsicht über die Gebäudeversicherung aus und wählt die Mitglieder des Verwaltungsrats. Die Oberaufsicht obliegt dem Landrat.
«Klare Erwartung»
Die Regierung schreibt in ihrer Antwort, dass die zuständige Finanzdirektion schon im Jahr 2023 «ihre Unzufriedenheit» mit den personellen Wechseln zum Ausdruck gebracht habe.
Sie habe gegenüber der BGV «die klare Erwartung geäussert», dass in der obersten Führungsebene «mehr Konstanz» eintritt – nun stelle sie fest, «dass dies nicht gelungen ist».
Die Finanzdirektion habe nun vom BGV-Verwaltungsrat verlangt, die «aktuellen Geschehnisse» aufzuarbeiten. Es sei letztlich dessen Aufgabe, Massnahmen umzusetzen. Die Direktion mit Vorsteher Anton Lauber (Partei Mitte) weist im Antwortschreiben darauf hin, dass Ende Jahr drei der sieben BGV-Verwaltungsratsmitglieder ordentlich ersetzt werden.
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Landrat Degen fragt, ob die Organisation BGV mit den drei Bereichen Versicherung, Prävention und Feuerwehr «überhaupt führbar ist». Müsste sie in die kantonale Verwaltung integriert werden?
Die Regierung erachtet «eine Zersplitterung der BGV auf die Direktionen des Kantons Basel-Landschaft nicht als zielführend». Die «Schutztrias» würde «wertvolle Synergien, tiefe und konstante Prämien» erlauben. Indem die drei Bereiche unter einem Dach vereint sind, würden «sehr kurze, effiziente und wirkungsvolle Kommunikations- und Entscheidungswege» ermöglicht.
Die BGV habe ihre Aufgaben in ihrer über 190-jährigen Geschichte «stets wahrgenommen», was sich auch in der hohen Kundenzufriedenheit zeige, heisst es im Schreiben. Mit ihren Investitionen in die Prävention und der Umsetzung der Brandschutzvorschriften entlaste die BGV die Kantone und Gemeinden «erheblich».
Monopolstellung soll bleiben
Auch hält die Regierung nichts vom Vorschlag, das Versicherungsmonopol der BGV aufzubrechen. In jenen sieben Kantonen, die über keine kantonale Gebäudeversicherung verfügen, seien die Prämien für die Feuer- und Elementarschaden-Versicherung im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch. Zudem bestünden dort Deckungslimiten.
«Nicht im Interesse der Aktionäre, sondern lediglich im Interesse der Versicherten zu handeln, schont die zur Verfügung stehenden Mittel», schreibt die Regierung. Die Prämientarife seien im Baselbiet seit über 20 Jahren nicht erhöht worden. Das System leiste «seinen Beitrag zum Erhalt des Wohlstandes sowie der Wohlfahrt».
Trotz des grundsätzlichen Lobs hat sich der Kanton die geschäftliche Entwicklung der BGV angeschaut. Und kommt zum Schluss, «dass das Funktionieren der BGV sichergestellt ist».
Ein ruhiges Schadenjahr
Dies deckt sich mit dem Geschäftsbericht 2023, den die Gebäudeversicherung ebenfalls am Donnerstag publiziert hat. Die Organisation weist einen Jahresgewinn von 43,9 Millionen Franken aus. Nach mehreren «von Unwettern geprägten Jahren» könne die BGV wieder auf ein durchschnittliches Schadenjahr zurückblicken.
Die Anzahl Fälle hat sich gegenüber dem Vorjahr von 12'995 auf 6059 mehr als halbiert. Dies führte zu einem positiven Betriebsergebnis von 6,7 Millionen Franken. Weiter haben die Kapitalanlagen zum Gewinn beigetragen.
«Es ist wichtig, dass es auch in Zeiten des Klimawandels zwischendurch eher ruhige Schadenjahre gibt, um finanziell für grössere Unwetterereignisse gewappnet zu bleiben», lässt sich Verwaltungsratspräsident Christian Pestalozzi in der Mitteilung zitieren. Im Vorjahr verzeichnete die BGV eine rekordhohe Schadenssumme und musste einen Verlust von 100 Millionen hinnehmen.
Hilfe fürs Wallis
Im Bereich Feuerwehr kam es 2023 zu zwei aussergewöhnlichen Einsätzen: So halfen zehn Baselbieter und Basler Feuerwehrleute mit, die Waldbrände im Walliser Bitsch zu löschen. Eine grössere Herausforderung stellte ein Grossbrand in Pratteln in unmittelbarer Gleisnähe dar.
Die BGV schreibt weiter, dass sich die Unternehmenskultur «trotz Führungswechsel» weiterentwickelt und gefestigt habe. Tatsächlich ist auch aus der Belegschaft zu hören, dass die Fluktuation in der Chefetage auf den Arbeitsalltag wenig Einfluss habe.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.