Biber bohrt sich durch Felder – Bauer fordert: «Abschiessen!»
Biber gelten bei vielen Bauern als Fluch – sie erschweren ihnen die Arbeit zusätzlich. Das führt zu Forderungen nach einer Populationskontrolle.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Biber-Bestand hat in der Schweiz stark zugenommen.
- Das führt in der Landwirtschaft immer wieder zu Problemen.
- Einige Bauern fordern nun sogar, dass Biber erschossen werden.
Knapp 5000 Biber leben heute in der Schweiz – dreimal so viele wie noch vor 15 Jahren. Was für Tierfans ein Grund zum Feiern ist, empfindet die Landwirtschaft als Fluch. Der Biber gilt unter Bauern nämlich als Schädling.
Bauer Manfred Frei schützt sein Feld im Murgenthal AG seit einiger Zeit sogar mit einem Elektrodraht. Er sagt zu SRF: «Das Schöne an dem Draht mit Strom ist: Der Biber kommt ja aus dem Wasser. Somit ist er ganz nass – und kommt er nass an den Draht, zwickt es ihm richtig einen!»
Allerdings wäre Frei für noch schärfere Massnahmen. «Abschiessen!», fordert er. Sonst kämen die Nager immer wieder von der Aare und würden sich an seinem Raps, Weizen und Mais vergreifen.
Aber nicht nur Frei hat Mühe, Seite an Seite mit dem Biber zu leben.
50'000 Franken Sachschaden verursacht
Auch in Holziken AG sorgt das Wildtier für Aufruhr – und Sachschaden. Ein Veloweg hier musste bereits viermal geflickt und nagersicher gemacht werden. Sonst hätte die Strasse einbrechen können.
Kostenpunkt: 50'000 Franken.
«Eigentlich gibt es in dem Gebiet keinen Platz für Biber», sagt Vizeammann Lukas Treier. Aber: Wenn die Schweiz das Tier schützen will, «dann fordern wir, dass die Massnahmen, die es braucht, finanziert werden».
Schliesslich kann das Verhalten der Nager nicht nur lästig, sondern auch gefährlich sein. Der Tunnel, den sie in Holziken gruben, führte bis zu einer Pferderennstrecke.
«Man stelle sich vor, da kommt ein Ross galoppiert und bricht ein ...», sagt Bauer Hansjürg Lüthi. Als er den Fall dem Kanton meldete, fühlte der Grundbesitzer sich allerdings nicht ernst genommen.
Erfolgsgeschichte für Naturschützer
Für Naturschützerinnen und -schützer dagegen ist die Rückkehr des Bibers eine Erfolgsgeschichte. Vor 100 Jahren waren sie in der Schweiz ausgerottet. Jetzt ist das anders – Sara Wehrli von der Umweltorganisation Pro Natura erklärt: «Mehr Biber sind ein Segen für die Natur.»
Sie erwartet von der Landwirtschaft ein gewisses Verständnis für Existenzberechtigung des Wildtiers in der Schweiz. «Natürlich sind Konflikte vorhanden – das tut niemand bestreiten», sagt sie. «Aber nachhaltige Lösungen werden nicht mit dem Gewehr gefunden.»
Biber seien gut für die Biodiversität. «In so einem Lebensraum finden dann zum Beispiel auch Amphibien, Wasserinsekten oder Fische neue Habitate», sagt Wehrli.
Die Arbeit haben die Bauern
Doch mit dieser Erklärung ist Frei nicht zufrieden. «Alle haben eine Meinung – Städter, Tier- und Umweltschützer. Aber sie müssen nicht mit den Tieren leben», sagt er.
Bauern hätten die ganze Arbeit. Ihre Vergehen: Sie verstopfen Entwässerungssysteme, überfluten Äcker und fressen die Ernte der Bauern.
Zwar sind Biber-Abschüsse heute schon möglich, doch einigen Bauern geht die Regelung nicht weit genug. Deswegen schickt Bundesrat Albert Rösti nun eine neue Verordnung in die Vernehmlassung, berichtet SRF.
Er ist der Meinung, dass man Biber schiessen dürfen sollte, wenn sie «erhebliche Schäden» anrichten. Sofern zuerst «zumutbare Massnahmen» nicht gewirkt haben.