Brian will nach Freilassung eine eigene Wohnung
Brian spricht über seine zehn Tage in Freiheit. Es sei ihm wichtig, auf eigenen Beinen zu stehen. Deshalb möchte der 28-Jährige eine eigene Wohnung.
Das Wichtigste in Kürze
- Brian befindet sich seit zehn Tagen auf freiem Fuss.
- In einem Interview spricht der 28-Jährige über seine Vergangenheit und Zukunft.
- Der nun bekannteste Ex-Häftling der Schweiz will unbedingt eine eigene Wohnung.
Siebeneinhalb Jahre war der wohl bekannteste Schweizer Häftling im Gefängnis. Nun ist Brian seit zehn Tage wieder auf freiem Fuss. Es gibt viele brennende Fragen über seine Vergangenheit – und über seine Zukunft. Es sind alles Fragen, die Brian im gestrigen ausgestrahlten «TalkTäglich» auf «Tele Züri» offen beantwortet.
«Ich bin glücklich, dass ich draussen bin und finde es schön. Aber in so einer kurzen Zeit ist man leider noch nicht richtig angekommen», meint der 28-Jährige. Er erwähnt, dass er weiss, dass er jetzt auch «draussen weiterkämpfen» müsse. «Ich muss lernen auf eigenen Beinen zu stehen.»
Der Moderator spricht Brian darauf an, dass er gesagt habe, er sei «rausgekommen ohne nichts». Hätte Brian gerne mehr Begleitung erhalten? Der 28-Jährige antwortet, dass er es geschätzt hätte, wenn ihm etwa bereits eine Wohnung zur Verfügung gestanden wäre.
Der Wunsch nach einer eigenen Wohnung kommt auch zum Ende des Interviews nochmals auf. Dort erwähnt Brian nämlich, dass er seit seiner Freilassung von einem Sozialpädagogen betreut wird. «Ihn kann ich anrufen, wenn ich Probleme habe – und das musste ich auch bereits.» Es ging eben um diesen Wohnungswunsch, eine Wohnung, die er selber finanzieren möchte, «ich will endlich mein Leben beginnen.»
Brian über die Familie: «Mutter hat psychische Probleme bekommen»
Das Gespräch mit «Tele Züri» dauerte knapp 22 Minuten – unter anderem sprach er dabei auch über seine Familie. Er betont, dass er seine Eltern «liebe», es ihn aber traurig mache, dass «sie schon alt sind». «Mein Vater sagt mir, dass ich für meine Mutter da sein muss, wenn er stirbt. Solche Sätze machen mich sehr traurig.»
Für seine Familie sei die Zeit seiner Gefangenschaft noch «viel schlimmer» gewesen, als für ihn selbst. «Nichts war für sie schlimmer, als sich vorzustellen, wie es mir geht. Meine Mutter hatte sich eingesperrt, psychische Probleme, Bluthochdruck und Herzprobleme bekommen.»
Bei jedem Besuch habe er seinen Eltern versichert, dass es ihm gut gehe. «Ich wollte nicht, dass sie mit Tränen nach Hause gehen». Er betont, dass er seine Familie enorm schätzt und unglaublich dankbar sei für die Unterstützung in der schwierigen Zeit.
Brian zum Rap: «Beim Deutschrap versucht man zu provozieren»
Seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis postet Brian auf Instagram und Tiktok fleissig Fotos und Videos. So zeigte er sich etwa bei einem Box-Training und rappte in die Kamera, wo er mit «Fäusten und Waffen» droht. Vor allem mit dem Rapp versetzte er seine Follower in Sorge.
Darauf angesprochen betont Brian, dass solche Texte beim Deutschrap normal sei. «Ich habe einfach kurz im Auto einen Freestyle gemacht. Viele haben das nicht so gut gefunden, aber wie gesagt, beim Deutschrap versucht man zu provozieren.»
Er sei sich bewusst, dass er sich selbst keinen Gefallen damit mache, das sei ihm aber eigentlich auch gleichgültig. «Ich bin nicht hier, um den Menschen gefallen zu müssen. Ich versuche immer, mich selber zu bleiben, für das habe ich immer gekämpft.»
Brian über Pöschwies-Brief: «Gut gemeint, macht aber Schmerz nicht weg»
Anfang November machte ein Brief des ehemaligen Leiter des Zürcher Strafvollzugs an Brian Schlagzeilen. Thomas Manhart bezeichnet sich darin als Hauptverantwortlichen «für das Unrecht», dass dem 28-Jährigen angetan wurde. Das System habe dem Langzeithäftling die Jugend gestohlen, entschuldigt sich Manhart.
Brian sagt dazu, dass er es gut finde, dass sich jemand entschuldigen und «Fehler eingestehen» könne. «Aber er hat in dem Brief auch beschönigt. Ich war in einem Bunker, nicht in Einzelhaft, das ist noch schlimmer.» Der 28-Jährige betont auch, dass die Entschuldigung, auch wenn gut gemeint: «Nicht das Leid, den Schmerz und die Wut wegmachen.»
Brian über Opfer: «Bereue nur, was ich als Teenie getan habe»
Während seiner Zeit im Gefängnis hatte Brian immer wieder Angestellte des Justizvollzugs angegriffen. Verspürt der nun bekannteste Ex-Häftling der Schweiz mit seiner wiedergewonnen Freiheit gewisse Reue?
«Ich habe viel Fehler in meinem Leben gemacht, aber was im Pöschwies geschah, war wirklich übertrieben», beginnt Brian. Dann zählt er die Schikanen und Demütigungen der Wächter auf, die er schon in der Vergangenheit erwähnt hatte.
«Könnte ich nochmals zurück, ich würde alles gleich machen. Das, was sie durchgezogen haben, war wirklich schlimm.» Er betont, dass er während der Gefängniszeit nicht viel bereue und dort seiner Meinung nach im Recht gewesen sei.
«Aber ich bereue, was ich als Jugendlicher gemacht habe. Was ich meiner Familie angetan habe und was ich anderen Familien angetan habe. Wenn ich Menschen unrecht angetan habe, das bereue ich.»
Brian zum Jobwunsch: «Es gibt keinen Plan B»
Zurück zum Wohnungswunsch am Anfang des Textes: Für die Miete braucht es Geld, wie will Brian dieses verdienen? Welchen Job kann sich der 28-Jährige eigentlich vorstellen? Für Brian gibt es nur einen Jobwunsch: «Wie gesagt, ich bin Boxer. Das ist mein Job – damit Geld zu verdienen, ist schnell möglich.»
Er sagt, dass er auch schon einen entsprechenden Termin habe, aber dazu noch nicht viel sagen dürfe. Brian betont, dass er «100 Prozent» dafür geben wird, dass es mit der Box-Karriere klappt. «Ich werde hart dafür arbeiten und dann muss es klappen – es gibt keinen Plan B. Nur Plan A und dieser wird funktionieren.»