Knast-Chef von Pöschwies ZH entschuldigt sich bei Brian
Der bekannte Schweizer Häftling Brian hat einen Entschuldigungsbrief erhalten. Er stammt vom ehemaligen Leiter des Zürcher Justizvollzugs.
Das Wichtigste in Kürze
- Thomas Manhart hat sich per Brief an Brian für dessen erlittenes Unrecht entschuldigt.
- Der Ex-Leiter des Zürcher Justizvollzugs sieht sich als einer der Hauptverantwortlichen.
- Auslöser für den Brief sei der laufende Prozess am Bezirksgericht Dielsdorf.
Entschuldigungs-Brief für Brian! Der ehemalige Leiter des Zürcher Strafvollzugs wendet sich in einem Schreiben an den berühmten Häftling. Er entschuldige sich «in aller Form für das Unrecht, das Ihnen unter meiner Verantwortung angetan wurde. Und für die Verletzung Ihrer Menschenrechte, die überlange Einzelhaft, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, welche ich mitverantwortet habe».
Der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte Teile des Briefs von Thomas Manhart am Montag. Das System habe dem Langzeithäftling die Jugend gestohlen, heisst es unter anderem darin.
Manhart bezeichnet sich als einen der Hauptverantwortlichen für die Missstände. Einer von Brians Anwälten bestätigte gegenüber Keystone-SDA die Existenz des Briefs. Die Anwälte leiteten diesen an Brian weiter.
Der laufende Prozess am Bezirksgericht Dielsdorf sei der Auslöser für den Brief an Brian gewesen. Darin hat ein Gutachter die dreieinhalb Jahre Einzelhaft als rechtswidrig bezeichnet.
Manhart war 2018 mitverantwortlich für die Entscheidung, Brian in Einzelhaft zu versetzen. Er sei «Teil der Maschinerie gewesen, die Ihnen Unrecht angetan hat», heisst es im Brief.
Brian werden über 30 Delikte vorgeworfen
Manhart war von 2007 bis 2019 Leiter des Zürcher Justizvollzugs. 2021 veröffentlichte er seine Memoiren, in denen er scharfe Kritik an Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) übte.
Im aktuellen Prozess werden Brian über 30 Delikte vorgeworfen, die er hinter Gittern begangen haben soll.
Beim schwersten neu angeklagten Delikt, einer versuchten schweren Körperverletzung, soll Brian eine Glasscherbe in Richtung eines Aufsehers geworfen haben. Dieser wurde oberhalb des Auges verletzt.
Weiter geht es um drei einfache Körperverletzungen. Dazu sieben Sachbeschädigungen, fünf Drohungen und 19 Fälle von Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Am Mittwoch gibt das Gericht sein Urteil bekannt.
Im Sommer 2022 zeigte sich bereits Brians Jugendanwalt reuig, bei der SRF-Berichterstattung im Jahr 2013 mitgemacht zu haben. «Einen solchen Fall würde ich im Nachhinein nie mehr öffentlich zeigen. Das war mein grosser Bock.»