Stadt Zürich

Knast-Chef von Pöschwies ZH entschuldigt sich bei Brian

Der bekannte Schweizer Häftling Brian hat einen Entschuldigungsbrief erhalten. Er stammt vom ehemaligen Leiter des Zürcher Justizvollzugs.

Brian Ex Gefängnischef
Die Sicherheitshaft von Brian K. wird am 10. November unerwartet aufgehoben. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Thomas Manhart hat sich per Brief an Brian für dessen erlittenes Unrecht entschuldigt.
  • Der Ex-Leiter des Zürcher Justizvollzugs sieht sich als einer der Hauptverantwortlichen.
  • Auslöser für den Brief sei der laufende Prozess am Bezirksgericht Dielsdorf.

Entschuldigungs-Brief für Brian! Der ehemalige Leiter des Zürcher Strafvollzugs wendet sich in einem Schreiben an den berühmten Häftling. Er entschuldige sich «in aller Form für das Unrecht, das Ihnen unter meiner Verantwortung angetan wurde. Und für die Verletzung Ihrer Menschenrechte, die überlange Einzelhaft, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, welche ich mitverantwortet habe».

Der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte Teile des Briefs von Thomas Manhart am Montag. Das System habe dem Langzeithäftling die Jugend gestohlen, heisst es unter anderem darin.

Manhart bezeichnet sich als einen der Hauptverantwortlichen für die Missstände. Einer von Brians Anwälten bestätigte gegenüber Keystone-SDA die Existenz des Briefs. Die Anwälte leiteten diesen an Brian weiter.

Thomas Manhart Brian
Thomas Manhart im Jahr 2016. Der frühere Leiter des Zürcher Justizvollzugs war mitverantwortlich für den Entscheid, den Häftling Brian in Einzelhaft zu versetzen. - keystone

Der laufende Prozess am Bezirksgericht Dielsdorf sei der Auslöser für den Brief an Brian gewesen. Darin hat ein Gutachter die dreieinhalb Jahre Einzelhaft als rechtswidrig bezeichnet.

Manhart war 2018 mitverantwortlich für die Entscheidung, Brian in Einzelhaft zu versetzen. Er sei «Teil der Maschinerie gewesen, die Ihnen Unrecht angetan hat», heisst es im Brief.

Brian werden über 30 Delikte vorgeworfen

Manhart war von 2007 bis 2019 Leiter des Zürcher Justizvollzugs. 2021 veröffentlichte er seine Memoiren, in denen er scharfe Kritik an Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) übte.

Im aktuellen Prozess werden Brian über 30 Delikte vorgeworfen, die er hinter Gittern begangen haben soll.

Jacqueline Fehr (SP)
Jacqueline Fehr (SP) leitet die Zürcher Justizdirektion. (Archivbild) - keystone

Beim schwersten neu angeklagten Delikt, einer versuchten schweren Körperverletzung, soll Brian eine Glasscherbe in Richtung eines Aufsehers geworfen haben. Dieser wurde oberhalb des Auges verletzt.

Weiter geht es um drei einfache Körperverletzungen. Dazu sieben Sachbeschädigungen, fünf Drohungen und 19 Fälle von Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte. Am Mittwoch gibt das Gericht sein Urteil bekannt.

Verfolgen Sie die Geschichte des Häftlings Brian?

Im Sommer 2022 zeigte sich bereits Brians Jugendanwalt reuig, bei der SRF-Berichterstattung im Jahr 2013 mitgemacht zu haben. «Einen solchen Fall würde ich im Nachhinein nie mehr öffentlich zeigen. Das war mein grosser Bock.»

Kommentare

User #3942 (nicht angemeldet)

Ein handgeschriebener Entschuldigungsbrief! Ein solch devotes Verhalten ist gegenüber einem mehrfachen Straftäter nicht akzeptabel. Die Glaubwürdigkeit der Schweizer Justiz, die Folgen für ebendiese sowie für die Allgemeinheit ist Herrn Manhart, dem ehemaligen Leiter des Zürcher Justizvollzugs und der Zürcher Regierung offenbar völlig egal. Dieses linke Woke-Getue geht in eine Richtung, die irrational ist! Straftäter gehören bestraft; und wenn sie dagegen gewalttätig protestieren wird die Strafe erhöht Punkt! Und wenn sie gegen die erhöhte Strafe erneut mit Gewalt antworten, werden sie halt als Schwerkriminelle behandelt! So sind die Regeln, die gelten für alle, auch für einen Herrn Brian Keller! Da können einige Gutmenschen dagegen sein, anders gehts nicht!

User #3881 (nicht angemeldet)

@User #4868 Auch meine Vermutung geht in Richtung Drohung. Einerseits, dass von linkspolitischer Seite woketerrormässig mit einer Strafanzeige und Anklage gedroht wurde, wie das heute leider immer mehr zunimmt. Oder dann drohte Brian selber? Wer weiss es. Zuzutrauen wäre es ihm. Und das beileibe nicht erst, seit seiner Isolationshaft! Und dass Herr Manhart dies mit seiner Briefveröffentlichung zu besänftigen und zu verhindern versucht. Ob so oder so: Der Entschuldigungsbrief von Thomas Manhard, Ex-Leiter des Zürcher Justizvollzugs erachte auch ich als seltsam, da gezwungen demütig und absolut nicht angebracht. Offensichtlich sind wir soweit, dass sich die Justiz für ihre Sicherheitsleistungen im Dienst der Gesellschaft nun tatsächlich entschuldigen muss. Und das nicht bei einem unschuldigen Bürger, im Gegenteil! Stockholm-Syndrom vom Schwanz her aufgezäumt.

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