Brienz GR: Sprengung unmöglich – wegen Versicherung

Simon Binz
Simon Binz

Thusis,

In Brienz GR droht ein weiterer Bergrutsch, das Dorf muss erneut geräumt werden. Eine einfache Lösung, um die Gefahr zu beseitigen, gibt es offenbar nicht.

Brienz GR
Brienz GR ist erneut von einer Steinlawine bedroht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Brienz GR droht eine erneute Evakuierung wegen instabiler Geröllmassen
  • Eine Sprengung zur Stabilisierung gilt als zu riskant und rechtlich problematisch.
  • Ein Entwässerungsstollen soll die Rutschung bremsen, wirkt aber erst mittelfristig.

Die Einwohner von Brienz GR müssen erneut mit einer Evakuierung rechnen, wie die Gemeinde Albula/Alvra am Samstag mitteilte. Grund dafür sind 1,2 Millionen Kubikmeter Schutt und Geröll oberhalb des Dorfes, die sich langsam ins Tal bewegen.

Gegenüber «Schweiz aktuell» erklärt Stefan Schneider, dass sich die Situation mit dem Regen verschärfen könnte. «Wenn es das nächste Mal regnet, müssen wir davon ausgehen, dass die Geschwindigkeiten auf der Schutthalde zunehmen.» Ein Kollaps sei dann nicht mehr ausgeschlossen«, so der Geologe und Leiter des Frühwarnsystems in Brienz.

Musstest du schon einmal dein Haus evakuieren?

Die Menschen müssten deshalb das Dorf verlassen, doch wann genau und wie lange, ist noch unklar. Schneider meint: «Es ist gut möglich, dass wir die Leute jetzt evakuieren, und es passiert lange nichts.»

Die etwa 90 Einwohner befinden sich in einer schwierigen Lage. Wie schon zuvor müssen sie jetzt mit wochen- oder monatelanger Ungewissheit leben. Gibt es nicht eine Möglichkeit, die Gefahr schnell zu beseitigen, anstatt ihr immer wieder auszuweichen?

Sprengung wegen Sicherheit und Versicherungsfragen nicht möglich

Wie Geologe Stefan Schneider erwähnt, hätten sich sein Team und er mit dem Vorschlag einer kontrollierten Sprengung der Schutthalde befasst. Doch die Experten seien zum Schluss gekommen, dass zu viel dagegen spricht.

«Einerseits geht es um die Sicherheit. Man müsste, im Hang Bohrlöcher anbringen und das wäre einfach zu gefährlich und schlicht nicht möglich.» Zweitens würde sich bei dem Vorgehen auch eine «versicherungstechnische Frage» stellen, so der Experte.

Brienz GR
Stefan Schneider, Geologe und Leiter Frühwarndienst Brienz GR, sieht bei der Sprengung der Schutthalde mehrere Probleme. - Screenshot/SRF

Mit anderen Worten – es geht um die Frage: Wer würde für allfällige Schäden im Dorf aufkommen? Oder wie Schneider es sagt: «Wenn man dies von Menschenhand von oben runtersprengt und das Dorf dann kaputt ist – dann ist eigentlich der, der die Sprengung ausgelöst hat verantwortlich.»

Dann sei es eben nicht die Natur, sondern der Mensch gewesen und es gehe dann um gesellschaftliche und politische Diskussionen. «Diese zu führen, ist aber nicht ganz einfach», sagt der Geologe und fügt an: «Stand heute und auch in Zukunft bezweifle ich, dass eine Sprengung möglich sein wird.» Ganz vom Tisch sei das Thema aber nicht.

Entwässerungsstollen soll Rutschung verlangsamen

Es gibt aber trotzdem gute Nachrichten für die Einwohner von Brienz. Die Behörden arbeiten nämlich an einer Lösung, um die Rutschung zumindest zu verlangsamen. Unter dem Dorf wird ein Entwässerungsstollen gebaut, um das Wasser im Hang abzuleiten. Die Wirksamkeit wurde bereits durch einen Sondierstollen bestätigt, der nun erweitert wird. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf etwa 40 Millionen Franken.

Brienz GR
Ende der vergangenen Woche wurden die Einwohner von Brienz GR erneut darauf eingestellt, dass sie möglicherweise evakuiert werden müssen. - Keystone

Der Ausbau hat aber laut Geologe Schneider erst im Juni dieses Jahres begonnen. «Man ist mit Hochdruck dran. Die Wirkung wird sukzessive und vorzu eintreten.» Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich Ende 2027 abgeschlossen sein, sodass die Massnahme aber erst mittelfristig greift.

Kommentare

User #6550 (nicht angemeldet)

Völlig grotesk. Wie bereits in anderen Kommentaren ausgeführt, finanziell ist das völliger Quatsch. Wenn jemand aktuell verkaufen möchte, würde er 0 CHF bekommen. Schlicht "falsch" Lage. Dann werden gewiss +/- 100 Mio CHF ausgegeben für eine NICHT-Lösung des Problems, nur um etwas zu machen ohne zugleich einen Fehler zu machen, der Verantwortung aufhalst. Der Bund soll doch allen 1 Mio CHF zahlen und das Dorf auf gut Glück verschütten. Danach würde man sehen was doch noch bewohnbar ist. Beim Bau von Autobahnen werden die Leute einfach enteignet für einen nicht besonders grosszügigen Betrag, aber hier macht man über Jahre ein Theater und ignoriert dabei, dass es der Fehler von keiner Abstimmung ist, sondern dass die Vorfahren an ungeeigneter Lage gebaut haben.

User #6224 (nicht angemeldet)

zu überlegen, ob man im Entwässerungsschacht sprengen soll, um den Berg zu rütteln.

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