Bund will weniger pralle Euter an Viehschauen

Stefan Schönbächler
Stefan Schönbächler

Lausanne,

An der Swiss Expo in Lausanne werden ab Mittwoch über 1000 Kühe zur Schau gestellt. Tierschützer verurteilen die Tricks der Züchter beim Schönheitswettbewerb.

Eine Kuh und eine Frau an der Swiss Expo in Lausanne.
Die Swiss Expo in Lausanne ist eine der grössten Viehschauen in Europa. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • An Viehschauen werden für bessere Bewertungen oftmals die Zitzen der Kühe verklebt.
  • Eine von Bundesrat empfohlene Motion soll diese Praxis nun verbieten.

Am Mittwoch startet mit der Swiss Expo eine der wichtigsten Viehschauen in Europa. Über 1000 Tiere aus der Schweiz und Nachbarländern werden sich beim Schönheitswettbewerb messen.

Doch dass Schönheit mit Leiden verbunden ist, gilt auch bei kompetitiven Viehschauen. Die Euter müssen prall gefüllt sein, um möglichst gute Wettbewerbsnoten zu erzielen. Dabei verzichten die Züchter vor der Präsentation bis zu 18 Stunden auf das Melken, wie die «NZZ» berichtet. Damit die Milch dann nicht in der Arena aus dem Euter tropft, werden den Tieren oftmals die Zitzen verklebt.

Kühe und ihre Züchter an der Swiss Expo.
Den Kühen werden oftmals die Zitzen verklebt, damit in der Arena keine Milch herausläuft. - keystone

Seit Jahren prangert der Tierschutz diese Praxis an. Die prall gefüllten Euter erschweren den Tieren das Gehen und der Überdruck kann zu schmerzhaften Ödemen führen, wie Forscher der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern herausgefunden haben. Im Auftrag des Bundes und der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Rinderzüchter (ASR) fanden sie heraus, dass von 321 untersuchten Tieren der grössten Leistungsschauen der Schweiz 23 Prozent ein Euterödem aufweisen. 16 Prozent hatten Entzündungshemmer im Blut und bei 86 Prozent wurden die Zitzen verklebt.

Verbot ist auf dem Weg

Künftig will der Bund diese Praxis verbieten. Eine entsprechende Motion der grünen Nationalrätin Irène Kälin wurde von der Regierung zur Annahme empfohlen. Das Euter-Verkleben sei qualvoll und die beliebte Tradition der Viehschauen gerate durch «fragwürdige und oft tierschutzrelevante Manipulationen überehrgeiziger Züchter» zunehmend in Verruf, argumentiert die Aargauerin.

Ein Juror inspiziert die Kühe.
Die Viehschauen sollen künftig ohne «tierquälerische Praktiken über die Bühne gehen», fordert die Motion. - keystone

Es wurde aber bereits auf die Misstände reagiert. Der Rinderzuchtverband ASR hat das Reglement verschärft: Seit 2018 werden die Anwärterinnen an grossen Ausstellungen mit Ultraschall untersucht. Sollten dabei Ödeme sichtbar werden, müssen die Kühe gemolken werden. Ab 2019 kann ein Kontrolleur, der die Kühe vor Betreten des Schaurings begutachtet, diese zurückweisen, sollte der Verdacht eines übervollen Euters auftreten.

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