Vandalen haben während der Ukraine-Konferenz Gebäude mit prorussischen Botschaften verschmiert. Die Einwohner von Stansstad müssen den Schaden selbst zahlen.
Bürgenstock
In Stansstad NW wurden während der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock zahlreiche Häuser mit dieser Botschaft beschmiert. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • In Stansstad NW wurden zahlreiche Gebäude mit politischen Botschaften beschmiert.
  • Bei der Polizei gingen ein halbes Dutzend Anzeigen ein – die Täter sind unbekannt.
  • Laut einem Experten handelte es sich «wahrscheinlich um eine prorussische Provokation».
  • Die Anwohner der Gemeinde bleiben auf den Kosten sitzen.
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Ärger in Stansstad NW: Während der Ukraine-Konferenz auf dem Bürgenstock haben Unbekannte mehrere Häuser beschmiert. Das zeigen Bilder von Einwohner und Nau.ch-Leser Philipp B.* (43).

In roter Farbe steht auf zahlreichen Hauswänden die Botschaft: «Give the elections back to the Ukrainians». Zu Deutsch: «Gebt die Wahlen den Ukrainern zurück.»

Der Frust ist gross. «Wir mussten durch die Konferenz schon viele Einschränkungen in Kauf nehmen», sagt Philipp B. genervt. Wegen des politischen Spitzentreffens sei beispielsweise das Entsorgungsdepot für Glas und Papier über eine Woche geschlossen gewesen.

Auch der Parkplatz beim Friedhof blieb zu. «Zudem flogen Helikopter bis nach 23 Uhr, was den Schlaf so ziemlich unmöglich machte. Das ganze Wochenende über war Lärm.»

Versicherung zahlt nichts

Philipp B. ist sauer. Denn: Er müsse den Schaden durch die Schmierereien, die «ganz klar auf den Friedensgipfel zurückzuführen sind», jetzt auch noch selber berappen.

Bürgenstock
Mit roter Farbe haben Unbekannte in der Nacht auf Sonntag zahlreiche Gebäude in Stansstad NW beschmiert.
Bürgenstock
Wer für den Vandalismus während dem Bürgenstock verantwortlich gemacht werden kann, ist unklar.
Bürgenstock
«Gebt die Wahlen den Ukrainern zurück», steht auf den Mauern geschrieben.
Bürgenstock
Die Anwohner sind sauer: «Wir mussten durch die Ukraine-Konferenz schon viele Einschränkungen in Kauf nehmen», sagt ein Leser gegenüber Nau.ch.
Bürgenstock
Auf dem Bürgenstock trafen sich am Wochenende Staatsvertreter aus aller Welt zum Friedensgipfel.
Schmier
Bei der Kantonspolizei Nidwalden sind wegen den Schmierereien bereits ein halbes Dutzend Anzeigen eingegangen.
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Auch das Pfarramt blieb nicht verschont.

Er habe das politische Geschmiere, das während dem Bürgenstock-Gipfel hinterlassen wurde, zwar bei der Nidwaldner Sachversicherung (NSV) gemeldet. Die übernimmt die Kosten jedoch nicht. «Über die NSV besteht keine Möglichkeit, Vandalismus zu versichern», steht als Begründung in der E-Mail, die Nau.ch vorliegt.

Halbes Dutzend Anzeigen bei der Polizei nach Bürgenstock

Und auch bei der Gemeinde meldet sich Philipp B. vergebens. Dort bedaure man die Geschehnisse. Beim erlittenen Schaden handle es sich aber um «eine privatrechtliche Forderung», weshalb keine Stellung genommen werden könne.

B. wird schliesslich an die Kantonspolizei verwiesen.

Hast du das Geschehen auf dem Bürgenstock verfolgt?

Dort hat man von den Vorfällen Kenntnis, wie Sprecher Florian Grossmann auf Anfrage von Nau.ch bestätigt. «Es sind bislang rund ein halbes Dutzend Anzeigen wegen Sachbeschädigungen eingegangen.» Die Ermittlungen zur unbekannten Täterschaft würden laufen, heisst es.

Experte: «Wohl prorussische Provokation»

Doch was hat es mit der Botschaft überhaupt auf sich? Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um eine politisch motivierte Aktion handelt.

Ulrich Schmid, Russland-Experte der Universität St. Gallen erklärt: «Das ist wahrscheinlich eine prorussische Provokation.»

Der Schriftzug sei in ukrainischer Sprache verfasst und soll den Eindruck erwecken, dass hier die «Stimme des ukrainischen Volkes» spreche. Es gehe darum, den Friedensgipfel auf dem Bürgenstock zu diskreditieren.

Bürgenstock
Ulrich Schmid ist Professor für Osteuropastudien an der Universität St. Gallen. - keystone

Zur Erinnerung: «Gebt die Wahlen den Ukrainern zurück», steht da. Das soll die Nachricht aussenden, dass Selenskyj nach Ablauf seiner regulären Amtszeit gar nicht mehr rechtmässiger Ukraine-Präsident sei.

«Und, dass das ‹ukrainische Volk› eine andere Position als Selenskyj vertrete», meint Schmid. Er selber sehe den Schriftzug zum ersten Mal.

Selenskyjs Amtszeit ist eigentlich tatsächlich am 20. Mai dieses Jahres abgelaufen. Wegen des Kriegsrechts bleibt er aber legitim im Amt. Schon im Mai erklärte Osteuropa-Experte Wolfgang Mueller gegenüber Nau.ch, dass einige russische Politiker Selenskyj danach nicht mehr anerkennen.

*Name von der Redaktion geändert

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